1034 - Kitas Kettenhund
Für ihn erwies sich diese Tatsache als Vorteil.
Kita wurde vom zweiten Schlag am Kinn getroffen. Es war ein klassischer Uppercut, der sie stoppte. Für einen Moment wurde sie angehoben. So, als wollte sie auf ihren Zehenspitzen stehenbleiben und dort balancieren. Dann brach sie zusammen.
Suko stützte sie noch ab, weil er sie nicht so schwer zu Boden fallen lassen wollte. Die Augen standen noch offen, als Person aber war Kita weggetreten oder auch groggy.
Suko ließ sie liegen. Er sorgte sich um seinen Freund John und drehte sich schnell um…
***
Die Bestie lag auf mir. Sie preßte mich durch ihr Gewicht auf den Boden, obwohl es mir gelungen war, meine Hände gegen den mächtigen Körper zu stemmen.
Es war eine Situation, in der sich keiner von uns regte. Obwohl sie nicht lange andauerte, kam sie mir viel länger vor. Über mir schwebte direkt das Gesicht.
Eine gekrümmte Nase über den Lippen, ein Loch in der Stirn, von einer geweihten Silberkugel hinterlassen – aber das Untier lebte. Die Kugel hatte seine Existenz nicht zerstört. Allerdings den Körper geschwächt. Ich merkte es, wie er den Mund aufriß. Aus ihm hervor fuhr ein stinkender Luftstrom, bei dem sich mir beinahe der Magen umdrehte, als er mein Gesicht streifte. In seinem Körper schienen sich alle Gerüche der Hölle vereint zu haben, die jetzt ausgestoßen werden mußten. Es hätte mich nicht gewundert, wenn dieser Atem von einem Schwarm toter oder halbtoter Insekten begleitet worden wäre.
Ich mußte ihn weghaben.
Irgendwo außerhalb meines Gesichtsfeldes tobte Kita noch immer.
Sie kämpfte mit Suko, und ich merkte, daß meine rechte Hand zwar unter dem Gewicht der Bestie eingeklemmt war, ich die Beretta jedoch nicht losgelassen hatte. Deshalb ging ich davon aus, daß die Mündung noch den Körper berührte. Nur den Zeigefinger mußte ich noch an den Abzug bekommen. Mir dabei aber den Kettenhund nur mit der linken Hand von Leib haltend, was meine Kräfte beinahe schon überstieg.
Zu lange konnte ich mir keine Zeit lassen. Sonst würde der Körper auf mich sacken und auch der Kopf.
Ich fand den Abzug.
Dann schoß ich.
Der Knall war kaum zu hören. Die Masse dämpfte ihn stark ab. Es gab trotzdem einen Erfolg, denn die Bestie zuckte zusammen, und im über mir schwebenden Gesicht sah ich den Ausdruck eines starken Schmerzgefühls.
Ich machte weiter. Drehte mich so gut wie möglich und hoffte, ihn mit der Schulter wegstoßen zu können. Das brauchte ich nicht mehr, denn die Kreatur rutschte von allein zurück und drehte sich dabei auch schwerfällig zur Seite.
Dann lag sie neben mir. Auf dem Bauch. Schwer angeschlagen und verletzt. Aber noch nicht vernichtet, denn sie gab einen harten Kampf um ihr Leben nicht auf.
Mit mühevollen Bewegungen drückte die Kreatur die Vorderpfoten unter ihrem Körper hervor. Der Kettenhund wollte sich in die Höhe stemmen, was kaum zu schaffen war. Das geweihte Silber hatte ihn zu sehr geschwächt. Es war fast wie bei einem Pferd, das in das Loch eines Präriehasen getreten ist und sich das Bein gebrochen hat.
Auch Pferden gibt man den Gnadenschuß!
Ich saß noch auf dem Boden. Ein Schatten fiel über mich. Ich sah Suko, als ich hochschaute, aber ich konnte auch die Menschen oben an der Luke erkennen. Sie hatten sich dort wieder versammelt. Wie die Gäste bei einer Beerdigung.
Niemand griff ein. Sie schienen dort oben auch kaum zu atmen, so sehr waren sie geschockt.
Suko nickte mir zu. »Kita schläft«, meldete er, und ich wußte, wie er es gemeint hatte.
»Der Kettenhund aber nicht.«
»Soll ich es machen?«
Ich spielte tatsächlich mit dem Gedanken, ihm zuzustimmen.
Dann schüttelte ich den Kopf. »Nein, das ist meine Aufgabe, Suko. Ich nehme das Kreuz.«
Das war so, als hätte mich der Kettenhund verstanden. Sein verzerrtes und nach scharfem Schweiß stinkendes, glänzendes Gesicht mit dem Loch in der Stirn zeigte plötzlich einen erschreckten Ausdruck, der schon nahe an die Todesangst grenzte.
Er zog sich zurück. Noch einmal setzte er all seine Kräfte ein, doch ich war schneller.
Das Kreuz erwärmte sich in meiner Hand, als ich es hervorgeholt hatte. Es wurde schon beinahe heiß, und der Kettenhund, der es sah, schnellte plötzlich in die Höhe.
Niemand von uns wußte, wo er auf einmal diese Kraft hernahm.
Es war schon aberwitzig, aber er wurde trotzdem noch zu einer tödlichen Gefahr für uns.
Suko war schneller als ich.
Bevor sich die Bestie gegen einen von uns wuchten konnte,
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