1039 - Die Heroin-Zombies
keuchend.
Ich sah, wie sie zitterte und entdeckte auch, daß ihre Beine keinen Halt mehr gefunden hatten, denn unter ihnen waren die Sparren weggebrochen. Dafür hatte der verfluchte Zombie gesorgt. Nur würden er und sein Artgenosse nie mehr Jagd auf Menschen machen.
»Ich kann nicht mehr!« rief Elena mit qualvoller Stimme. »Es reißt mir die Arme ab. Meine Füße sind…« Sie brach ab. Ich hörte nur noch ihr wildes Keuchen.
»Okay, ich weiß, daß es dir mies geht. Aber wir schaffen es, Elena, ja wir schaffen es.«
»Wie denn?«
»Hangele dich an der Seite entlang. Rutsche da runter. Halte dich so gut fest wie möglich. Wenn du weit genug gekommen bist, kannst du springen. Dann fange ich dich auf.« Ich hatte sehr hektisch gesprochen. Die meisten Wörter waren von meinem Keuchen unterbrochen worden.
»Kann ich nicht schon jetzt springen?«
»Nein, das ist zu hoch!«
»Gut, gut…« Sie versuchte es. Es war ein Tanz wie auf dem Drahtseil. Alles konnte klappen, mußte aber nicht, besonders dann nicht, wenn man so ungeübt war wie Elena.
Sie hatte sich für den linken Balken entschieden. Leider konnte sie ihn nicht so umklammern wie eine Kletterstange. Es war ihr nicht möglich, ihn mit den Händen zu umfassen.
Sie rutschte.
Aber sie klammerte sich zugleich auch fest, was gut war, denn so bekam sie ein nicht zu starkes Tempo. Das Holz war nicht glatt.
Splitter würden ihre Haut an den Handflächen aufreißen. Lieber verletzt zu sein, als das Leben zu verlieren.
Ja, es klappte.
»Gut!« lobte ich sie. »Das ist gut, mach weiter so. Du schaffst es, Elena!«
Ich hatte sie zu früh gelobt. Zuerst erlebte sie einen Ruck, der ihren gesamten Körper erfasste. Dann rutschten die Hände ab, und es gab auch nichts mehr, an dem sie hätte Halt finden können.
Der einzige Halt war ich. Oder mehr ein Bremsklotz, der auf den fallenden Körper wartete. Ich stand unter ihm. Ich hatte Elena die Arme entgegengestreckt.
Ihr Schrei erreichte mich zuerst. Dann prallte sie auf meine Hände.
Die Arme knickten mir ein, das Gewicht des Körpers war so stark, daß ich nicht mehr auf den Beinen bleiben konnte. Ich wurde um-und zu Boden gerissen.
Der Zufall wollte es, daß wir beide recht weich fielen, denn wir landeten auf den Körpern der beiden vernichteten Zombies. Sie federten uns noch einmal ab, bevor wir von ihnen wegrutschten.
Elena Cerez rollte mir aus den Armen. Sie blieb auf dem Bauch liegen, sie weinte und schluchzte zugleich. Ihr Rücken zuckte. Sie sah aus wie eine Puppe, deren Uhrwerk in den letzten Zügen lief und dicht vor dem Abbrechen stand.
Ich richtete mich zuerst auf und tastete mich ab, ob noch alle Knochen heil waren. Zu spüren jedenfalls war nichts. Ein paar blaue Flecken würden später erscheinen, und auch den Treffer oben in der Mühle hatte ich einigermaßen überwunden. Jetzt zählte einzig und allein Elena. Ich hoffte darauf, daß sie sich nichts gebrochen hatte.
Allerdings sah es nicht gut aus, wie sie auf dem Bauch lag und mehr keuchte als atmete.
Ich kniete mich neben sie.
Sie hatte es gemerkt.
»Hi«, sagte ich.
Elena drehte den Kopf nach links. Sie hob ihn etwas an, und ich sah ihr Gesicht.
»Verdammt, ich lebe doch – oder?«
»Ja, du lebst!«
Da lachte sie auf wie eine Wahnsinnige, aber das mußte einfach so sein…
***
Eine Viertelstunde später!
Elena und ich waren nicht vor der Mühle geblieben, sondern in sie hineingegangen. Sie war jetzt zombieleer.
Nebeneinander hockten wir auf einer breiten Kiste und mußten erst mal zu uns kommen. Elena beschwerte sich nicht darüber, daß es wohl kaum eine Stelle an ihrem Körper gab, die nicht weh tat. Ich sah nur, daß sie hin und wieder ihr Gesicht verzog, wenn sie über einen dieser Punkte hinwegtastete.
»Ich kann es noch immer nicht glauben, daß wir es gepackt haben, Partner.« Sie lachte wieder, aber diesmal nicht so schrill. Dann schaute sie auf die Handflächen, die blutbeschmiert waren. Gerade durch das letzte Rutschen war noch viel Haut aufgerissen worden und rollte sich dort zusammen, wie die Haut von einem Pudding.
Elena konnte die Hände bewegen und sie auch zu Fäusten ballen.
Den Schmerz schluckte sie hinunter.
»Sie sind alle weg!« sagte ich. »Vernichtet, in der Hölle, wie auch immer.«
»Ja, wie auch immer.« Sie stand auf und schritt durch die Mühle.
Ich ahnte, welche Gedanken sie beschäftigten, denn keiner von uns beiden hatte vergessen, was sie getan hatte. Sie schielte mich an, aber ich hielt
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