1039 - Die Heroin-Zombies
zunächst meinen Mund.
»Jetzt habe ich meinen Bruder gerächt!« erklärte sie. »Ich muß nicht mehr unter diesem verdammten Trauma leiden.«
»Wenn es dir gut tut, ist das schon okay.«
»Sicher«, sagte sie und nickte. »Gehen wir?«
»Meinetwegen.«
Einen letzten Blick warf sie noch in die Mühle hinein, während ich Elena an der Tür erwartete. Sie wußte, wohin ich sie bringen mußte, aber sie sprach mich nicht darauf an. Mit dem rechten Schuh kickte sie einige Steine zur Seite und sagte dann: »Ich denke, wir können.«
»Bitte.«
Nebeneinander schritten wir durch den Dunst, der auch meinen Rover umwaberte. Elena schaute dabei zu Boden. Sie ging auch nicht sehr schnell und humpelte leicht. So war wohl nicht an eine Flucht zu denken. Neben dem Rover blieben wir stehen. Elena war noch nicht auf die andere Seite gegangen.
»Muss ich dir Handschellen anlegen?« fragte ich.
»Nein, Bullen-Partner, das ist wohl nicht nötig.«
»Okay, ich vertraue dir.«
Sie lachte. »Jetzt sag nicht noch, daß du mich mal im Knast besuchen willst.«
»Das ist mir noch nicht in den Sinn gekommen.« Ich holte die Wagenschlüssel hervor. Aufzuschließen brauchte ich die Autotür nicht, denn sie war offen.
Es war alles ganz normal. Ich bückte mich wie immer, um den Griff zu erreichen. Um mich nicht zu stören, ging Elena Cerez etwas von mir weg. Sie gelangte dabei hinter meinen Rücken, und ich hatte vergessen, wie gefährlich sie sein konnte.
Das merkte ich einen Moment später.
Etwas Kaltes, Spitzes berührte meinen Nacken, und ein zuckender Schmerz schnitt in die Haut. Aus der kleinen Wunde löste sich Blut.
»Das ist ein Messer, Partner. Ich hatte es noch bei mir. Du würdest es als Mordwaffe bezeichnen. Für mich ist es die Rettung. Ich will nicht in den Knast, das kannst du doch verstehen – oder?«
»Ja, das kann ich.«
»Gut, dann tu genau das, was ich dir jetzt sage. Sonst steche ich zu, auch wenn es mir leid tut…«
Trau keiner Mörderin! Egal, was sie auch tut und wie sie sich verhält. Das schoß mir durch den Kopf, während ich den Druck der Messerspitze spürte.
Es war mein Fehler gewesen. Ich hätte Elena nicht nur den Revolver abnehmen, sondern sie auch durchsuchen sollen. Das hatte ich nicht getan. Jetzt war es zu spät.
Dennoch versuchte ich, sie vom Gegenteil zu überzeugen. »Meinst duwirklich, daß es richtig ist, was du tust?«
»Ja, Sinclair, ja. Danke, daß du mir mein Leben gerettet hast, aber ich will die nächsten Jahre nicht in einer Zelle verbringen. Ich weiß, was ich getan habe, und ich werde auch damit zurechtkommen. Es war wichtig, daß ich meinen Bruder rächen konnte. Jetzt aber geht es einzig und allein um mich.«
»Was verlangst du?«
»Wirf deine Kanone weg!«
Ich bewegte mich langsam, als ich die Beretta hervorholte. Und ich war auch darauf gefaßt, mich zu wehren, aber die Frau hinter mir griff zu einem hinterlistigen Trick. Sie trat mir in die Kniekehlen. Ich knickte ein und sackte nach unten, während die Messerklinge gleichzeitig durch meine Nackenhaare in die Höhe fuhr. Ein Fußtritt prallte gegen mein rechtes Handgelenk. Die Beretta flog mir aus den Fingern.
Elena schrie, als sie sich zur Seite drehte und sich auf die Waffe stürzte, noch bevor ich mich gefangen hatte. Sie schnellte aus ihrer geduckten Haltung hoch und richtete die Mündung auf mich. In ihren Augen blitzte der Wille auf, mir und der gerechten Strafe zu entkommen. »Ich kann damit umgehen, Sinclair, verlass dich darauf. Ich schieße dir sogar aus dieser Entfernung ein Auge aus, wenn du nicht parierst. Laß es nicht so weit kommen, denn irgendwie bin ich dir trotzdem dankbar. Du wirst mir jetzt deinen Wagen überlassen, denn damit werde ich aus deinem Leben verschwinden. Und ich verspreche dir, daß ich auch deine Kanone im Rover zurücklassen werde. Du wirst sie bestimmt noch brauchen. Ein kleines Dankeschön für die Lebensrettung.«
»So kommen Sie nicht weiter!« sagte ich.
»Laß das meine Sorge sein. Und jetzt ab in die Mühle, John. Setz dich in die hinterste Ecke. Ich werde deine Kollegen anrufen, damit sie wissen, wo sie dich finden können. Ich will dich nicht verhungern lassen.«
»Wie edel!«
»Geh jetzt!«
Auch wenn ich mir einen Krampf anärgerte, es gab keine andere Möglichkeit für mich. Ich mußte tun, was sie verlangte, denn sie war zu allem entschlossen.
So ging ich in die Mühle hinein, und ich wußte, daß Elena Cerez den perfekten Abstand hielt.
Sie blieb an der Tür
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