1039 - Die Stimme der Bruderschaft
Wurden neue Daten verwendet oder einfach die alten Parameter hin- und hergeschoben, bis dieses Resultat herauskam?"
Der Stellvertreter wirkte ein wenig verlegen. „Ich muß dir eingestehen, ich weiß es nicht. Das Ergebnis lag vor, als ich von der Halbtagspause zurückkehrte."
„Hast du die Eingabe überprüft?" wollte Nikkam wissen.
„So eingehend wie möglich. Ich konnte keinen Fehler finden."
Die nächsten zwei Stunden verbrachte Nikkam vor dem Datengerät in seinem Arbeitsraum. Er analysierte die Parameter, die dem Computer für den letzten Simulationslauf zur Verfügung gestellt worden waren. Er suchte nach Markierungen, die die Mitarbeiter seiner Gruppe hätten einfügen müssen, falls sie neue Parameter eingeführt hatten, fand aber keine. Das neue Ergebnis war offenbar mit der primitiven Mischmethode erzielt worden: man setze die Formation der Gilde-Brüder von hier nach dort und den Zug der Ratsleute von dort nach hier; die Abordnung der Lysker von links nach rechts und die Phalanx der Historischen Reiter von hinten nach vorne. Es erging Nikkam wie seinem Stellvertreter. Er fand nirgendwo einen Fehler. Allmählich begann er zu glauben, daß das Problem der Festzugsorganisation endgültig gelöst sei. Jetzt ging es nur noch darum, die Zustimmung der anderen Komiteemitglieder einzuholen.
*
Nikkom fand schließlich heraus, daß der entscheidende Computerlauf von einem der fünf Tarts durchgeführt worden war, die unter seiner Leitung arbeiteten. Er befragte den Tart, und dieser gestand ohne Zögern, daß er einfach die alte Mischmethode angewandt habe. Er hatte die Parameter aus dem Standard-Speicher, der gegen Überschreiben geschützt war. Niemand hatte in diesem Speicherbereich Daten zu ändern, zu löschen oder hinzuzufügen, es sei denn, er holte sich zuvor Nikkams Genehmigung ein. Nikkam tat ein übriges und prüfte den Inhalt des Speichers. Aber auch dort konnte er keinen Fehler finden.
Als sich das Ende seiner Arbeitszeit näherte, schaltete Nikkam in seinem Arbeitszimmer einen der zahlreichen Nachrichtendienste ein, die die Bewohner von Kran mit Neuigkeiten versorgten, und erfuhr, daß die Wetterkontrolle für den Bezirk Merdaris einen zweistündigen Regenfall geplant hatte. Das bedeutete, daß er nicht mit den Jüngeren im Garten spielen konnte, wie es seine Absicht gewesen war. Intschil war inzwischen nach Hause zurückgekehrt. Er rief sie an und erklärte ihr, daß er sich an diesem Abend verspäten würde.
Danach setzte er sich mit den übrigen Mitgliedern des Komitees in Verbindung und informierte sie, daß er eine Lösung des Festzug-Programms gefunden habe. Das Ergebnis der Simulation wurde in die Computersysteme der Komiteemitglieder überspielt, so daß sie es in Ruhe prüfen konnten. Man versprach Nikkam, er werde den endgültigen Entscheid am kommenden Morgen erhalten.
Später machte er einen Rundgang durchs Labor und stellte dabei fest, daß nur noch wenige seiner Mitarbeiter zugegen waren. Die Gruppe arbeitete, wie es auf Kran üblich war, in zwei Schichten zu jeweils vier Stunden mit gleitendem Arbeitsbeginn, so daß sich - mit Ausnahme der fünf Stunden unmittelbar vor Tagesanbruch - stets jemand auf Posten befand. Nikkam erkundigte sich bei einem Kranen nach dem Verbleib der Restmannschaft und erhielt zur Antwort, sie hätten sich entschlossen, früher als üblich zur Abendpause zu gehen. Zurückgeblieben waren nur die Mitarbeiter, deren Schicht erst während der vergangenen Stunde begonnen hatte.
Nikkam war verwundert. „Gab es irgendeinen besonderen Grund dafür?"
„O ja, Irgillyn wollte einen ausgeben", antwortete der Krane. „Sie sind gemeinsam zur großen Speisehalle."
Die Speisehalle lag in einem der unteren Geschosse. Nikkam machte sich auf den Weg dorthin. Die Angelegenheit erschien ihm merkwürdig. Irgillyn war ein Prodheimer-Fenke, der sich erst seit kurzer Zeit auf Kran befand und es trotzdem dank seiner beachtlichen Fähigkeiten fertiggebracht hatte, eine Anstellung im Staatsdienst zu finden. Nikkam hatte mit dem kleinen Blaupelz des öfteren zu tun gehabt und bewunderte an ihm die Begabung, mit der er komplizierte Probleme der Logik in Einzelheiten zerlegte und den Lösungsaufwand dadurch um mehrere Größenordnungen reduzierte. Irgillyn war der geborene Denker. Aber wie kam er dazu, einen ausgeben zu wollen? Wie viel betrug sein Gehalt? Fünf- bis sechshundert Talden im Monat. Konnte er sich damit solche Sprünge leisten?
Er fand den
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