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1043 - Engelkinder

1043 - Engelkinder

Titel: 1043 - Engelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mit zwei Rudern. Er bewegte sich leicht dümpelnd auf der Oberfläche, war innen feucht, und es hatte sich auch eine größere Pfütze darin gesammelt.
    »Wir können«, flüsterte Harriet.
    »Geh du zuerst.«
    Die Angesprochene lächelte. »Wie immer?«
    »Ja, wie immer.«
    »Dann los.«
    Die Frauen halfen sich gegenseitig. Der Kahn schwankte, und Cosima schwankte ebenfalls. Glücklicherweise wurde sie von ihrer Schwester festgehalten, sonst wäre sie in das seichte Uferwasser gestürzt, was wirklich nicht der Sinn der Sache war.
    Harriet drückte Cosima auf eine der beiden Sitzbänke nieder und nahm ein Ruder hoch, das sie der Schwester in die Hände drückte. Dann löste sie das Tau und ließ es wie eine tote Schlange in das kleine Boot klatschen.
    Auch Harriet nahm ihren Platz ein. Sie schaute Cosima an und sah das bleiche Gesicht, in dem die Haut zittert. »Wie früher?« fragte sie leise.
    »Klar. Das können wir.«
    »Und ob.«
    Beide Frauen waren oft genug auf den See hinausgerudert. Zumeist im Sommer, und sie hatten sich immer lange auf dem Wasser aufgehalten, um den Sonnenuntergang zu erleben. Das war für sie stets etwas Besonderes gewesen.
    Und jetzt…?
    Sie dachten daran, aber sie sprachen es nicht aus. Zugleich tunkten sie die Ruderblätter in das dunkle Wasser und zogen sie durch. Zu üben brauchten sie wahrlich nicht, denn die Schwestern waren im Laufe der Jahre zu einem eingespielten Team geworden.
    Die Stille auf dem See wurden von den klatschenden Geräuschen unterbrochen, die immer dann entstanden, als sie die Ruderblätter ins Wasser tauchten.
    Sie saßen so, daß sie zum Ufer hinschauen konnten, an dem sich der Steg ins Wasser schob. Ihr Haus war noch zu sehen, wenn auch nur schattenhaft, denn der Dunst lag zwischen ihnen und dem Bau, den sie beide errichtet hatten.
    Der dünne Dunst schien die sichtbar gewordene Wehmut zu sein, die beide Schwestern erfaßt hielt.
    Jetzt bewies sich auch, daß Harriets Härte nur gespielt war. Sie konnte die Tränen nicht mehr länger zurückhalten. Sie zog immer wieder die Nase hoch, und sie hatte auch feuchte Augen bekommen, aus denen das Wasser rann und an ihrer faltigen Haut entlanglief.
    Der Atem stand als Wolken die kaum zerflatterten, vor ihren Lippen. Allmählich lösten sich auch die letzten Umrisse des Hauses auf, und nun hielt sie die absolute Einsamkeit des Gewässers umfangen. Seine Oberfläche sah aus wie ein dunkler Teppich, der nahe des Bootes Wellen zeigte, ansonsten aber still um sie herum lag wie ein gefährlicher und tödlicher Sumpf, der seinen wahren Schrecken unter der Oberfläche verborgen hielt.
    Sie ruderten weiter. Das Boot schwankte leicht. Manchmal spritzten auch Wassertropfen zurück und berührten ihre Haut wie kalte, kleine Eisstücke. Den Himmel über sich sahen sie nicht. Der Dunst deckte ihn ab wie ein Zeltdach.
    Harriet übernahm wieder die Initiative. »Ich denke, es wird reichen«, sagte sie und holte das Ruder ein.
    Cosima nickte nur. Ihre Schwester wußte schon, was sie tat und was am besten für sie beide war.
    Das hatte sie bereits über Jahrzehnte hinweg bewiesen.
    Sie ließen sich noch treiben. Allmählich wurde das Boot langsamer, und die beiden Frauen saßen jetzt so dicht zusammen, daß sich ihre Körper berührten und es auch so aussah, als wollten sie sich gegenseitig den nötigen Schutz und die Wärme geben.
    Schließlich stand der Kahn. Er dümpelte nur noch leicht hin und her. Dunkelheit und Dunst schloß die beiden Einsamen ein. Noch immer blieben sie sitzen, sie streichelten sich, aber sie sprachen kein Wort. Beide weinten nur.
    Schließlich räusperte sich Harriet und drückte Cosima behutsam zur Seite. Dabei warf sie einen Blick auf die Uhr.
    »Wie spät ist es?«
    »Gleich Mitternacht.«
    Cosima zuckte zusammen. Die Zeit verging. Sie konnte sie nicht aufhalten, und sie nickte vor sich hin. »Ja, dann ist wohl jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, denke ich mal.«
    »Das meine ich auch.«
    »Die anderen werden bestimmt an unserem Haus sein, denn sie haben uns bis Mitternacht Zeit gegeben.«
    Beinahe böse lachte Harriet auf. »Sollen Sie doch. Sie bekommen nichts von uns. Erst recht keine Unterschrift. Es geht ihnen nicht um das Wohl der Menschen, sondern nur ums Geld. Sie wollen reich werden und andere in Armut zurücklassen, um sie dann besser durch ihren Psychoterror verbiegen zu können. Aber nicht mit uns. Sie haben schon zuviel Unheil angerichtet. Möglicherweise wird unser Freitod andere Menschen

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