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1043 - Engelkinder

1043 - Engelkinder

Titel: 1043 - Engelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aufmerksam machen. Ich wünschte es mir. Damit hätten wir dann sogar ein gutes Ziel erreicht.«
    Mehr sagte Harriet nicht. Ihre Worte waren auch als Aufmunterung gedacht. Als sie aufstand, zog sie Cosima mit sich in die Höhe, und beide Frauen blieben breitbeinig auf dem leicht schwankenden Boot stehen. Es war nicht einfach für sie, die Balance zu halten, doch auch das hatten sie geübt.
    Wieder hatten sich ihre Hände gefunden. Sie hatten alles gemeinsam getan, und sie würden den allerletzten Schritt auch gemeinsam gehen. Noch schauten sie über die Bugseite des Kahns hinweg.
    Harriet fragte: »Wie fühlst du dich?«
    »Ich kann es nicht sagen. Es ist alles so leer, verstehst du? Ich bin so leer.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Du auch?«
    »Frag nicht.«
    »Ist es wirklich richtig, was wir vorhaben?«
    »Sag es nicht. Wir haben lange darüber gesprochen. Wir haben keine Hilfe bekommen. Es hätte uns auch niemand helfen können. Um mit Gewalt gegen unsere Feinde vorzugehen, waren wir einfach zu schwach. Und sie sind auch mehr als nur Menschen, habe ich das Gefühl. Hinter ihnen steht eine gefährliche Macht, gegen die wir nicht ankommen. Es ist bestimmt nicht der Himmel.«
    »Das habe ich mir auch gedacht.«
    »Dann ist es richtig, was wir tun, Cosima.« Harriet drehte ihr das Gesicht zu.
    Die beiden Schwestern schauten sich aus kürzester Entfernung an. Beide sahen sie Tränen in den Augen der anderen. Sie wurden von den gleichen Gefühlen gefangengehalten, denn so war es immer in ihrem Leben gewesen.
    Harriet streichelte Cosimas Wangen. »Lebe wohl, Schwester.«
    »Du auch, Harriet.«
    »Wir sehen uns wieder.«
    »Im Himmel?«
    »Ich hoffe es.«
    Cosimas Stimme klang bei den folgenden Worten gequält. »Aber Selbstmord ist Sünde, haben wir gelernt.«
    »Der Allmächtige wird uns verzeihen.«
    Es gab zwischen ihnen nichts mehr zu bereden, denn alles war schon gesagt worden.
    Harriet Wayne machte den Anfang. Sie drehte sich nach links, der Backbordseite des Kahns zu, und sie zog ihre Schwester in dieser Bewegung mit.
    Das Boot krängte wegen der Gewichtsverlagerung über. Beide Frauen kämpften mit dem Gleichgewicht, das sie jedoch nicht mehr behalten wollten.
    Zugleich warfen sie sich nach vorn.
    Ihre Körper fielen dem Wasser entgegen. Der Dunst verschluckte ihre letzten Schreie, dann klatschten sie auf die grünschwarze Fläche des Sees, die wie ein Magnet wirkte. Hier war das Wasser am tiefsten, und es zog die beiden Körper zu sich hinein.
    Die Frauen verschwanden. Ihre langen Stoffmäntel hatten sich sofort vollgesogen und sorgten durch ihr Gewicht ebenfalls dafür, daß der See sie »fraß«.
    Sich noch immer an den Händen haltend, glitten sie dem finsteren Grund entgegen. Sie hielten die Lippen offen, aus denen sich letzte Luftblasen lösten. Sie trieben an die Oberfläche und zerplatzten in der Nähe des schwankenden Kahns.
    Da aber hatten die beiden Frauen bereits den Grund erreicht, wo sich andere Schatten über sie senkten und sie in Beschlag nahmen.
    Die Schatten des Todes…
    ***
    Manchmal können Hochhäuser auch ihre Vorteile haben. Das bezog sich in meinem Fall auf die Wohnungen, die wohl allesamt den gleichen Grundriß aufwiesen.
    Das brauchte ich nicht erst viel zu suchen, denn diesen Apartment war so angelegt wie meines vier Etagen höher.
    Ich hatte als erster die Schwelle übertreten. Der Mann vom Schlüsseldienst hatte sich verabschiedet.
    Der Hausmeister blieb dicht hinter mir. Er war nervös. Sein Atem streifte meinen Nacken.
    Die Einrichtung war mit meiner nicht zu vergleichen. Hier war zu sehen, daß eine Frau in der Wohnung gelebt hatte. Entsprechende Bilder an den Wänden, Blumen in der Küche und auch im Wohnzimmer, dessen Einrichtung hell, bunt und auch modern war.
    Ich schaute mich um. Der Hausmeister war in der offenen Tür stehengeblieben. »Sieht ja alles normal aus.«
    »Bis jetzt.«
    Die Tür zum Schlafzimmer war noch geschlossen. Aus diesem Fenster war Lilian Purdom gesprungen. Es stand noch immer offen. Ein dünner Windzug fuhr unter der Türritze hindurch.
    Ich betrat das Zimmer.
    Kälte erwischte mich. So weit wie möglich stand das Fenster offen. Damit der Wind es nicht zuwarf, hatte Lilian es mit einem Keil festgeklemmt. Ich trat bis an das Fenster heran und mußte dabei am Fußende eines schlichten Betts vorbeigehen. Die Decke war noch übergeschlagen. Auf ihr lag das Nachthemd wie hindrapiert. Der weiße Stoff war mit gelben Engeln bestickt.
    Ich schaute hinaus.
    Tief unter

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