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1043 - Engelkinder

1043 - Engelkinder

Titel: 1043 - Engelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mir hielten sich noch immer Menschen auf. Die Männer der Feuerwehr und auch die uniformierten Kollegen waren weggefahren. Die Blutlache glaubte ich als einen dunklen Fleck zu erkennen. Dieser Freitod würde noch lange genug Diskussionsstoff bieten, davon war ich einfach überzeugt.
    Ich schloß das Fenster und zog auch die Gardine vor die Scheibe.
    Die flache Deckenlampe gab einen warmen Schein ab und leuchtete auch in die Ecken hinein. Noch hatte ich nichts entdeckt, das auf die Engelkinder hingewiesen hätte, abgesehen von den Motiven auf dem Nachthemd, aber ich war mit meiner Suche noch nicht am Ende, sondern erst am Beginn.
    Zur Einrichtung gehörte auch ein Schrank. Zwei Türen mußte ich aufziehen, dann lag der Inhalt vor mir. Kleider, Röcke, Hosen, Blusen, Pullover, Dessous, eben all das, was ein Mensch als Outfit braucht. Nichts Verdächtiges.
    Danach faßte ich zwischen die aufeinanderliegenden Blusen und Pullover. Auch dort fand ich keinen Hinweis auf die Engelkinder oder auf ein Motiv für den Selbstmord.
    Ein schmaler Koffer fiel mir auf. Er stand an der Rückseite des Schranks. Ich holte das Gepäckstück hervor, legte es auf das Bett und öffnete es. Der Koffer war nicht leer. Kerzen lagen darin. Auch Schleifen und ebenfalls Bilder, die allesamt das gleiche Motiv zeigten, wenn auch in verschiedener Ausführung.
    Engelbilder.
    Mal kitschig, mal schlicht. Bilder, die man in Gebetsbücher legte. Schwarzweiß und farbig. Engel mit Pausbacken und welche die aussahen, als wären sie völlig durchgeistigt und abgemagert.
    Ich verteilte die Bilder auf dem Bett und nahm eine der rosafarbenen Kerzen hoch. Schon beim Offnen des Koffers war mir der Geruch aufgefallen. Jetzt wußte ich auch, woher er kam. Die Kerzen strömten ihn aus. Ihr Wachs war mit einer besonderen Duftessenz versetzt worden. Ich versuchte herauszufinden, wonach die Kerzen rochen. Es war schwer. Auf keinen Fall gaben sie einen unangenehmen Geruch ab. Er erinnerte mich etwas an eine stark parfümierte Seife oder an irgendwelche Blumen.
    Ja, das konnte es sein. Ich hatte ja nicht zum erstenmal mit irgendwelchen Engeln zu tun. Ich kannte auch Personen, die behaupteten, Engel riechen zu können, denn wenn sie in der Nähe bestimmter Menschen gerieten, gaben sie dann einen entsprechend blumigen Geruch ab. Den nahm ich hier wahr.
    Was wurde hier gespielt oder war hier gespielt worden? Fest stand, daß sich Lilian Purdom zu den Engelkindern hingezogen gefühlt hatte. Das war auf den ersten Blick hin nichts Ehrenrühriges. Jeder konnte nach seiner Fasson selig werden, hatte schon ein Preußenkönig gesagt, aber wenn jemand Selbstmord beging, dann steckte schon mehr dahinter. Psychischer und vielleicht auch physischer Druck. Das völlige Herauslösen aus dem normalen Leben und als Folge davon das Eintauchen in die neue Welt.
    Lilian mußte dem Druck nicht mehr standgehalten haben und hatte deshalb den Freitod gewählt.
    Oder war sie dorthingetrieben worden?
    Auch das mußte ich in Betracht ziehen. Denn Sekten waren brutal, was das Erreichen ihrer eigenen Ziele anging. Und mit Aussteigern ging man nicht eben sanft um. Da blieb der Druck durchaus bestehen, bis hin zum Psycho-Terror, der schließlich zum Selbstmord führte.
    Ich packte die Utensilien wieder zurück in den Koffer, den ich auf dem Bett liegenließ.
    Bevor ich wieder zurückging, schaute ich noch in den beiden Schubladen der Nachtkonsole nach.
    Darauf stand eine kleine Lampe. Erst jetzt fiel mir ihre Form richtig auf. Zwischen zwei stilisierten Engelflügeln war die Birne in die Fassung eingeschraubt worden. Auch da zeigte sich der Beweis.
    Die Schubladen waren leer bis auf einen Zettelblock und einen Kugelschreiber. Keine Seite des Blocks war beschrieben, und so schloß ich die beiden Fächer wieder.
    Der Hausmeister wartete im Wohnzimmer auf mich. Er hatte es nicht gewagt, sich zu setzen, und seinem Gesicht sah ich an, wie unwohl er sich fühlte. Als er mich sah, wirkte er erleichtert. »Haben Sie etwas gefunden, Mr. Sinclair?«
    »Nein, nichts von Bedeutung oder was mich überrascht hätte. Allerdings war die Mieterin den Engeln sehr angetan.«
    »Wieso denn?«
    Ich berichtete ihm von meinem Fund, und Myers hob nur die Schultern. »Jeder hat eben ein anderes Hobby.«
    »Stimmt. Nur enden die wenigsten tödlich.«
    »Da haben Sie auch wieder recht.«
    »Wie sieht es hier aus?«
    Rasch hob er seine Hände. »Fragen Sie mich nicht, Mr. Sinclair. Nein, nein, ich habe mich hier nicht

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