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1044 - Die Braut des Engels

1044 - Die Braut des Engels

Titel: 1044 - Die Braut des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sein.«
    »An der anderen Seeseite.«
    »Klar. Wo sonst?«
    »Also hin.«
    »Langsam, John, langsam. Wir sollten uns sehr genau überlegen, wie wir vorgehen.«
    »Außerdem bin ich noch da!« sagte Evita. »Was soll denn mit mir passieren? Wollt ihr mich hier zurücklassen und alles allein machen? Wollt ihr das?«
    »Am liebsten schon.«
    Trotzig trat sie mit dem Fuß auf. »Nein, das will ich aber nicht. Überhaupt nicht. Ich möchte zu ihnen. Ich will sie endlich kennenlernen. Lilian hat immer von ihnen gesprochen. Jetzt möchte ich sie mal sehen. Das könnt ihr mir nicht verbieten.«
    »Wäre nicht so übel, sie mitzunehmen, John. Ich bezweifle, daß man ihr etwas antun wird, wenn sie bei den Engelkindern erscheint.« Er lächelte Evita an. »Natürlich mußt du dich davor hüten, Lilians Namen zu erwähnen. Es könnte sonst zu einer Eskalation kommen.«
    »Keine Sorge, ich reiße mich zusammen.«
    »Und ich möchte mir das Haus gern anschauen«, sagte Suko. »Die Tür ist offen, wie ich sehen kann.«
    Er war schon auf dem Weg, als ich sagte und dabei mehr zu mir sprach: »Zufall oder Schicksal? Ich weiß es nicht. Aber Jane hängt sich oft mit hinein. Die hat wirklich die Gabe, in ein Wespennest zu fassen.«
    »Du vergißt Sarah, John.«
    »Auch das.«
    Suko öffnete die Tür. Ich wartete noch, und auch Evita war zu mir gekommen. Sie schaute hin, als Suko den ersten Schritt über die Schwelle ging. Einen Moment später fühlte ich ihre Hand an meiner und stellte fest, daß sie kalte Finger hatte.
    »Du frierst?« fragte ich.
    »Nein, nicht direkt. Das ist hier irgendwie anders, John. Ganz anders geworden.«
    »Was meinst du?«
    »Kann ich dir noch nicht sagen.« Sie zog mich auf das Haus zu, das Suko bereits betreten hatte. Seine Gestalt sah aus, als wollte der düstere Flur sie verschlucken.
    Auch wir betraten das Haus, das Mädchen zögernder als ich. Irgend etwas war los mit Evita. Ich drehte den Kopf.
    Unschlüssig stand sie auf der Stelle. Evitas Finger spielten mit den Saumbändern des roten Anoraks, die aus den Lücken hervorhingen.
    Ihre starren Augen schauten das Haus an.
    »Was ist mit dir, Evita?«
    Kaum wahrnehmbar schüttelte sie den Kopf. »Mit dem Haus hier stimmt was nicht.«
    »Wieso?«
    »Das kann ich nicht sagen. Ich spüre es nur«, flüsterte sie. »Darin ist etwas anders.«
    »Du kannst es nicht erklären?«
    »Nein.«
    Suko hatte nichts gespürt. Er hielt sich schließlich im Haus auf, und ich sah, wie er eine Tür aufstieß. Ich streckte Evita eine Hand entgegen. »Komm, ich bleibe jetzt bei dir, wenn wir hineingehen. Du brauchst keine Angst zu haben.«
    Sie hob nur die Schultern, kam langsam näher heran, und ich fühlte wieder die Kälte der Hand. »Ich bin froh, John, daß du ein so schönes Kreuz hast.«
    »Danke, ich auch.«
    »Das gibt mir Mut.«
    Es war schon ungewöhnlich, wie sich Evita verändert hatte. Die zur Schau getragene Sicherheit war von ihr abgefallen. Sie wirkte wie ein Mensch, der in eine fremde Umgebung hineingeht und sich davor fürchtet. Ich mußte sie schon leicht ziehen, um mit ihr das Haus zu betreten.
    Suko war nicht zu sehen. Er hielt sich im Wohnzimmer auf, dessen Tür offenstand. Graues Licht fiel durch die Tür in den Flur. Suko selbst sahen wir nicht, da er im toten Winkel stand. Wir hörten nur seine leisen Tritte.
    »Möchtest du auch in das Zimmer?« fragte ich Evita.
    Sie zögerte. Neben der Treppe hatten wir angehalten, und sie schaute die Stufen hoch. Ich sah, wie sie schluckte und sich auch ihre Wangen dabei bewegten. Wir hatten kein Licht gemacht. Wegen der kleinen Fenster drang auch nicht viel an Tageshelligkeit zwischen die Wände. Man konnte sich wie in einer Zwischenwelt stehend fühlen.
    Sehr bedächtig drehte Evita den Kopf. Sie war auf einmal sehr ernst geworden. Dann fragte sie mich mit leiser Stimme: »Kann man Engel riechen, John?«
    Mir war unklar, wie sie darauf gekommen war. Ich wollte mich vor einer Antwort nicht drücken und stimmte zu. »Man sagt, daß Engel einen gewissen Geruch abgeben. Nicht alle Menschen sind in der Lage, ihn wahrzunehmen. Man muß schon einen Draht dazu haben. So jedenfalls ist es mir bekannt.«
    »Ja«, sagte das Mädchen, »mir ebenfalls. Ich habe auch mit Lilian darüber gesprochen. Sie hat gemeint, daß man Engel riechen kann. Ich habe ihr auch geglaubt, denn sie war ja ein Engelkind. Man sagt ihnen nach, daß sie einen sehr angenehmen Geruch absondern. Nach herrlichen Blumen oder so

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