1049 - Der Geist des Vaters
Bericht und gab sich erstaunt. »Dann hast du genau das Richtige getan. Hier in London hättest du nichts reißen können.«
»Wie wahr.«
»Ich habe die Medusa-Sache hier auch einigermaßen abgewickelt. Könnte also kommen.«
»Das wird wohl nicht nötig sein. Außerdem ist es mein Problem, und ich bin dicht dran.«
»An der Lösung?«
»Kann sein. Die erste Schlacht ist geschlagen. Der Feind befindet sich praktisch in der Deckung. Ich werde ihn hervorlocken müssen. Wenn alles erledigt ist, gebe ich dir Bescheid. Auch darüber, ob ich dich hier oben brauche.«
»Gut, John. Halte nur die Augen auf.«
»Keine Sorge, das werde ich.«
Ich legte den Hörer wieder auf und setzte mich nicht wieder hin. Das verdammte Blut klebte in den Haaren, auch noch auf dem Gesicht. Es war jetzt nicht mehr so feucht, sondern schon trockener geworden, und jetzt begann es auch zu jucken. Ich mußte mich so rasch wie möglich von dem Zeug befreien. Das schaffte nur eine Wäsche oder Dusche.
Ich entschied mich für die letzte Möglichkeit. Die Kleidung wollte ich nicht reinigen, denn es gab leider keinen Ersatz im Haus.
Es war nichts abgestellt worden. Zwar lief die Heizung auf Sparflamme, so daß es eine Weile dauerte, bis ich mich unter das heiße Wasser stellen konnte, aber ich wurde wieder sauber. Die Wasserstrahlen schwemmten das Blut weg, und ich hatte dabei das Gefühl, mich auch von den letzten Resten der Schatten zu befreien, die trotzdem ein großes Problem bleiben würden.
Ich wollte mich nicht auf den Begriff unzählig verlassen, aber zahlreich waren sie schon. Und die Erzengel schienen nicht eben zu ihren Freunden zu gehören.
Wer waren die Schatten? Steckten die Geister der toten Lalibela-Diener dahinter? Ich dachte daran, daß das Blut des Königs oder Prinzen Lalibela schon einmal eine Frau vernichtet hatte, und das war damals unter Sukos Augen geschehen.
Also konnte in dem Schatten durchaus das Blut des äthiopischen Herrschers stecken.
Zudem durfte ich nicht die Loge vergessen, bei der mein Vater ebenfalls Mitglied gewesen war.
Fragen bauten sich auf. Sie türmten sich hoch zu Mauern. Nur wollte ich diese Mauern einreißen…
***
Ich ging zurück in die Küche und stellte mit einem Blick feste, daß sich nichts verändert hatte. Die Statue lag auf dem Tisch, das Schwert lehnte daneben, und ich hatte das Kreuz wieder vor meine Brust gehängt.
Die Whiskyflasche räumte ich weg. Ich empfand ihren Platz einfach als unpassend.
Auf dem Stuhl fand ich meinen Platz und sah vor mir die Statue liegen. Wieder faßte ich sie an.
Diesmal nicht mehr so vorsichtig. Ich hob sie an, ließ sie auf beiden Handflächen quer liegen und umschloß sie dann mit den Fingern.
Das Material war rauh geblieben und kratzte an meiner Haut, als ich die Finger bewegte. Mehr passierte nicht, denn ich konnte sie nirgendwo eindrücken. Das Material blieb überall gleich fest. Die Statue hatte nicht einen Kratzer bekommen. Ich konnte ihr ebenfalls keinen zufügen, als ich mit dem Daumennagel über den Körper hinwegfuhr.
Sie war tot.
Trotzdem »lebte« sie.
Auf eine besondere Art und Weise gefüllt. Mit Geistern, mit einer anderen Kraft, die möglicherweise auch damals von den Templern in Äthiopien hinterlassen worden war. Es waren ja die Nachfolger der Templer gewesen, die mich in Aksum hatten umbringen wollen, als ich vor der Bundeslade gestanden hatte. Das war verhindert worden, doch Suko hatte diese Geheimnisse hier in Lauder und in den veränderten Augen meines toten Vaters mitbekommen.
Es gab die Verbindung zwischen meinem verstorbenen Vater und womöglich dieser Statue. Auch zu den Schatten, zu den alten Templern und dem Herrscher Lalibela.
Ich hätte gern erfahren, wie mein Vater an die Statue herangekommen war. Wäre er nach Äthiopien gereist, hätte ich davon gewußt. Das hätte mit meine Mutter erzählt. Mein Vater war nicht gefahren.
Trotzdem hatte sich die Statue in seinem Besitz befunden.
Ich legte sie wieder hin. Sie hatte sich nicht »gemeldet«. Es waren auch keine Schatten mehr entstanden. Ich konnte mir die Frage stellen, ob ihre Magie jetzt erloschen war.
Dieser Möglichkeit mußte ich auch in Betracht ziehen, obwohl mich das wiederum geärgert hatte, dann nämlich wäre die einzige Spur von mir selbst gelöscht worden.
Konnte mein Kreuz zu einem Wegweiser werden? Ich überlegte eine Weile und entschied mich dafür, die Kette über den Kopf zu streifen. Neben der Statue blieb es liegen, ohne sich zu
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