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1049 - Geheimagent für Kran

Titel: 1049 - Geheimagent für Kran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die hohe Stirn, aber die Gestalt wirkte jetzt, da sie die vornübergebeugte Haltung abgeworfen hatte, größer und imposanter. Silbernes Haar, von Schmutz und Tönung befreit, fiel glatt bis in den Nacken. Rote Augen, bis vor kurzem unter entstellenden Haftschalen verdeckt, musterten zufrieden das Bild im großen Wandspiegel. Atlan trug die Montur, die auf herzoglichen Befehl für ihn angefertigt worden war. Die Hose aus kräftigem, lindgrünem Material stak in hellbraunen Stiefeln aus Weichleder. Ein breiter Gurt mit reich verziertem Magnetschloß schlang sich um die Taille.
    Den Oberkörper bedeckte eine locker geschnittene Bluse aus weichem, hellbeigem Stoff.
    Um die Schultern war ein kurzer Umhang drapiert, den allegorische Motive aus der kranischen Mythologie schmückten.
    Atlan schritt durch den breiten, hell erleuchteten Korridor, der zu den herzoglichen Gemächern führte. Zwei Wachtposten in der Prunkuniform der herzoglichen Leibgarde salutierten ehrerbietig, als der Arkonide durch das mächtige Portal in die Halle trat, in der Herzog Carnuum zur Zeit Hof hielt.
    Der Herzog war nicht allein. Auf dem hohen Sitzkissen kauerte neben ihm Weiksa, seine Vertraute und Gefährtin, eine Kranin im Alter von 52 Jahren, die unter ihresgleichen als Schönheit galt. Ein paar Meter abseits saß eine kleine, gebeugte Gestalt: Syskal, 125 Jahre alt, Leiterin der kranischen Schutzgarde.
    Carnuum erhob sich, als Atlan eintrat. Seine Geste der Begrüßung war ehrfurchtsvoll.
    Der Arkonide hatte sich mit allen Kräften bemüht, das Verhältnis, das ihn mit dem Herzog verband, auf der Ebene der Gleichberechtigung anzusiedeln. Bis jetzt jedoch versagte sich ihm der Erfolg. In Carnuums Augen war er das Orakel, das zweihundert Jahre lang die Geschicke des kranischen Reiches mitbestimmt hatte - und er, der Herzog, war derjenige, der durch seinen Ehrgeiz und sein Streben nach Alleinherrschaft das Herzogtum um ein Haar zum Einsturz gebracht hätte.
    Atlan erwiderte den Gruß freundlich. Er ließ sich zwanglos auf einem der Sitzkissen nieder.
    „Ich habe eine Chance, mit Rammbock zusammenzutreffen", sagte er.
    „Rammbock!" echote Syskal mit erregter Stimme.
    Atlan schilderte sein nächtliches Erlebnis. „Die drei Helfer aus den Reihen der Lugosiade-Sieger, die man mir zur Verfügung gestellt hat", schloß er, „erweisen sich allmählich als unbezahlbar. Nivridid, der Prodheimer-Fenke, hat die Fähigkeit, die Emotionen anderer Wesen mit unheimlicher Genauigkeit zu erspüren. Wenn er mich nicht vor den beiden Kranen gewarnt hätte, läge ich jetzt wahrscheinlich irgendwo in einer Heilstation."
    „Du willst die Verabredung einhalten?" erkundigte sich Carnuum.
    „Selbstverständlich. Seit einer Woche wissen wir, daß der Vollstrecker der Bruderschaft sich Rammbock nennt und irgendwo in der Nordstadt seinen Unterschlupf hat. Soll ich mir eine solche Gelegenheit entgehen lassen?"
    Der Herzog lächelte zaghaft. „Du begibst dich in Gefahr, um unsere Probleme zu lösen", sagte er.
    „Probleme, an deren Entstehung ich nicht unschuldig bin", wehrte der Arkonide ab. „Die Bruderschaft bezog ihren ursprünglichen Elan aus der Forderung, daß die Kranen nicht widerspruchslos einer unsichtbaren, fremden Macht gehorchen dürften. Sie forderte die Abschaffung des Orakels, und wenn man die Forderung gegen den Hintergrund des damals vorhandenen Wissens sieht, erscheint sie als logisch und berechtigt."
    „Ich sehe zu, daß sich ein paar tüchtige Gardisten in deiner Nähe befinden", erklärte Syskal. „Falls du in Not gerätst..."
    „Ich bitte dich, davon abzusehen", wurde sie von Atlan unterbrochen. „Ich kenne den Plan der Bruderschaft nicht, aber ich bin sicher, daß man einen ehemaligen Orakeldiener scharf im Auge behalten wird. Jeder Verdacht, daß ich nicht der bin, für den ich mich ausgebe, stellt unseren Erfolg in Frage. Natürlich besteht die Gefahr, daß man mich als das ehemalige Orakel erkennt."
    „Wenn niemand in der Nähe ist, wie sollen wir das Vorhaben verhindern?" fragte Syskal verwundert.
    „Ich weiß es nicht. Es muß sich aus dem Augenblick ergeben. Vor allen Dingen darf der Eingriff nur so erfolgen, daß dabei nicht die Spur eines Verdachts auf mich fällt. Ich habe einen Zipfel der Tarnung in der Hand, hinter der sich die Bruderschaft versteckt, und bin fest entschlossen, ihn festzuhalten."
    Das Gespräch wandte sich anderen Dingen zu. Die kranische Besatzung der SOL, unter Führung des Kommandanten Tomason, war am

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