1051 - Als Verfluchte grüßen...
mir?«
»Wir hoffen, daß Sie uns bei einem bestimmten Problem helfen können«, sagte Suko.
Ray breitete die Arme aus. »Nur zu, ich bin zu jeder Schandtat bereit. Ich muß nur wissen, worum es geht.«
»Das ist nicht einfach zu erklären, weil wir mehr einem Gerücht folgen als einem konkreten Verdacht, Mr. Ray. Es geht um folgendes…« Suko berichtete, weshalb wir ihn besucht hatten, und der Experte hörte sehr interessiert zu. Zwischendurch nahm er die Brille ab und putzte seine Gläser blank. Schließlich, als Suko ihm alles gesagt hatte, nickte er uns beiden zu.
»Das ist eine haarige Sache. Ich weiß nicht, ob ich Ihnen da unbedingt weiterhelfen kann.«
»Warum nicht?«
»Ich denke, daß die Kinder, sollten sie denn verschwunden sein, nicht gemeldet wurden. Sie haben mit einer Frau gesprochen, und sie ist auch nicht zur Polizei gegangen. Warum hätten andere das tun sollen, frage ich Sie?«
»Das wissen wir«, sagte ich. »Sie müssen uns als Strohhalm-Menschen sehen, die wirklich nach allem greifen, das sich ihnen bietet. Wir haben keinen anderen Hinweis.«
»Und was ist mit dem toten Kollegen Hurt?«
»Um den werden wir uns später kümmern. Sie sind greifbarer als er. Das verstehen Sie doch.«
»Klar.« Er kratzte sich am Kinn, stand auf und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Er schaltete den PC ein, telefonierte mit einem Kollegen, wobei er über bestimmte Programme mit ihm sprach, die er abrufen wollte. Ray checkte vor.
Wir waren sitzengeblieben und saßen so ungünstig, daß wir ihn nicht sehen konnten, da er hinter dem Apparat verschwunden war.
Nach dem Gespräch rollte er mit dem Stuhl zur Seite und meinte nur: »Wir können es versuchen.«
»Und wie?« fragte ich.
»Der Kollege lädt mir das Programm rüber.«
»Welches Programm?«
»Wir haben vermißte Personen aufgelistet in Männer, Frauen und Kinder. Wenn Sie wirklich mit Ihrem Verdacht recht haben, könnte da etwas zu machen sein. Es dauert nur noch etwas, bis das Programm überspielt worden ist.« Er schob seine Brille hoch. »Ehrlich gesagt, ich bin auch kein Engel, aber was Sie mir da erzählt haben, das hat mich schon getroffen. Kinder, die geraubt werden um dabei irgendwelchen Perverslingen in die Hände zu fallen, das läßt bei mir den Kamm schwellen. Das ist eine Sauerei.«
»Noch steht es nicht fest«, sagte Suko.
»Welchen Grund könnte es denn noch geben?« fragte er und beobachtete dabei den Bildschirm.
»Wir wissen es nicht, denn wir stehen erst am Beginn. Es sind nach wie vor nur Gerüchte.«
»Ja, ja«, erwiderte er stöhnend. »Wollen wir hoffen, daß sie es auch bleiben.«
Damit hatte er uns aus der Seele gesprochen. Mir zumindest fiel es schwer, daran zu glauben. Wenn ich auf meinen Bauch hörte, dann sagte er mir, daß schon etwas mehr dahintersteckte. Möglicherweise etwas, das uns beruflich traf, und mit verschwundenen Kindern hatten wir schon öfter zu tun gehabt. Vor einigen Tagen noch war ich mit Grace Felder zusammengetroffen, einer Pfarrerstochter, die ich in Paxton kennengelernt hatte, als ich dort dem Rätsel der verschwundenen Kinder nachgegangen war.
»So, das Programm ist da«, sagte Clayton Ray und rollte seinen Stuhl wieder zurecht.
Uns hielt es nicht mehr am Tisch. Wir wollten sehen, was der Bildschirm hergab. Ray hatte sich in das Programm eingeklickt und auch gleich die Seite mit den verschwundenen Kindern aufgeschlagen. »Das sind die, die im Großraum London vermißt werden und gemeldet wurden«, erklärte er uns. »Sehen Sie selbst. Es sind nicht viele, aber darauf wollen Sie ja nicht bauen.«
»Nein, nicht direkt. Es geht uns mehr um den Mittelwert, Mr. Ray. Sind mehr verschwunden als üblich?«
»Welchen Zeitraum meinen Sie?«
»Sagen wir«, ich überlegte kurz, »vier Wochen?«
»Nein, zu wenig. Drei Monate.«
»Gut.«
»Oder ein halbes Jahr?«
»Nein, bleiben wir bei den drei Monaten.«
Clayton Ray klickte wieder herum. Eine andere Graphik erschien auf dem Monitor und zugleich auch eine Vergleichskurve zu den Monaten, die davor lagen.
In London waren in den letzten zwölf Wochen vier Kinder verschwunden. Ihr Verschwinden war der Polizei gemeldet worden. In den Monaten davor waren es einmal fünf und einmal drei. Das statistische Mittel war also gewahrt worden.
Clayton Ray hob die Schultern. »Wenn Sie jetzt einen Kommentar von mir hören wollen, dann kann ich Ihnen den geben, muß Sie zugleich enttäuschen, denn Sie sehen ja selbst, daß sich nicht viel ver ändert
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