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1057 - Die Gestrandeten

Titel: 1057 - Die Gestrandeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Veröffentlichungen theoretisiert hatte - sich mit ihr zu verständigen.
    Sie war jedoch so aufgeregt, daß sie zunächst nur ein paar Stammellaute hervorbrachte und daneben gluckend lachte. Sie hatte stets die Ansicht vertreten, daß ein Lachen Wohlwollen, Friedfertigkeit und Umgänglichkeit anzeigte.
    Doch nun hatte sie den Eindruck, daß der Fremde sie nicht verstand.
    Das wiederum war etwas, was ihr nicht eingehen wollte.
    War sie nicht vielfach ausgezeichnet worden, wegen ihrer überzeugenden wissenschaftlichen Arbeiten?
    Sie begriff, daß irgendwo ein Fehler in ihren Überlegungen sein mußte, und anstatt sich weiter auf ihre Verständigungsbemühungen zu konzentrieren, begann sie damit, nach diesem Fehler zu suchen.
    Zugleich bemerkte sie, daß der Fremde den Raumanzug sah und sich danach fluchtartig abwandte.
    Und abermals traf sie eine falsche Entscheidung.
    Sie schoß einen Gewebefaden hinter dem anderen her und legte ihm diesen um den Hals. Mit sanfter Gewalt zog sie den Zweibeiner zu sich zurück, ohne Rücksicht darauf, daß dieser sich heftig wehrte.
    „Sei doch nicht albern", rief sie dabei. „Ich will dir doch nichts tun. Ich will nur mit dir reden. Verstehst du denn nicht? Wie stehe ich denn vor Truhllamp und Camerrham da, wenn ich ihnen sagen muß, daß ich ein anderes intelligentes Wesen getroffen habe, mich aber nicht mit ihm verständigen konnte?"
    Diese Worte zeigten offenbar Wirkung, denn das fremde Wesen lag nun ganz ruhig auf dem Boden. Vorsichtshalber hielt Kosham es jedoch noch mit dem Gewebefaden fest.
    Sie redete pausenlos auf den Fremden ein.
    Wortreich erklärte sie, wer sie war, und woher sie gekommen war.
    Insgeheim wunderte sie sich darüber, daß der andere seine äußere Form nicht veränderte und den Kopf aus der Schlinge zog, die sie gebildet hatte.
    Warum hat er sich erst so gewehrt und unternimmt nun gar nichts? fragte sie sich.
    Da sie keinerlei Antworten erhielt, verstummte sie schließlich, bildete ein Stielauge aus und schob es über den Fremden, im ihn eingehend zu betrachten.
    Er bewegt sich überhaupt nicht mehr, erkannte sie.
    Vorsichtig rüttelte sie ihn mit einer rasch geformten Hand, erzielte aber auch dadurch keine Wirkung.
    Nun zog sie den Gewebefaden zurück, stemmte den Fremden hoch und wartete darauf, daß er aufstehen würde. Doch er fiel auf den Boden zurück, als sie ihn losließ.
    Erschrocken drehte sie ihn herum. Sein Kopf sank kraftlos nach vorn.
    „Beim Gütigen All", murmelte sie. „Er ist tot."
    Enttäuscht registrierte sie, daß ihre Kommunikationsbemühungen gescheitert waren.
    Hoffentlich gibt es noch mehr von diesen Wesen, dachte sie, während sie die Leiche in die Kammer schleppte, in der ihr Raumanzug lag. Es wäre zu bedauerlich, wenn ich es nicht noch einmal versuchen könnte. Diese Lebensform ist geradezu unvorstellbar fremd.
    Sie bildete einen Legerüssel mit scharfen Kanten aus, bohrte ihn durch die Kleidung des Toten hindurch in dessen Brust und versenkte einen kleinen Teil der Brutzellen hinein.
    Kosharn kam nicht auf den Gedanken, ein derartiges Vorgehen könne irgend jemandem nicht recht sein.
    Für sie war es selbstverständlich, daß sie die organische Substanz als Nahrungsgrundlage für ihre Brut nutzte, bevor sie verfiel und wertlos wurde. Das neue Leben mußte sich auf dem alten aufbauen. Ehrfurcht empfand sie nur vor der unsterblichen Seele, die dem Körper mittlerweile entwichen war. Die sterbliche Hülle aber nötigte ihr keinen Respekt ab. Sie war der Nährboden für ihre Nachkommen, und nur diese allein waren nun wichtig.
    Hätte ihr jemand gesagt, daß andere Wesen mit völlig anderen Gefühlen auf ihr Verhalten reagieren würden, hätte sie es nicht verstanden.
    Sie verließ den Raum und schloß die Tür hinter sich.
    Dabei spürte sie leichte Erschütterungen.
    Auf diese Weise war sie auch auf Dick Follow aufmerksam geworden, als dieser sich ihr genähert hatte. Sie erinnerte sich daran, wie er reagiert hatte, als er sie gesehen hatte, und sie wollte verhindern, daß es abermals zu einem Mißverständnis kam.
    Rasch gab sie ihre Kugelgestalt auf. Ihre Körpersubstanz floß über den Boden und die Wände und bildete einen hauchdünnen Film über den ganzen Gang hinweg. Unter der Decke bildete sie eine Reihe von winzigen Augen aus, mit denen sie genügend sehen, und von denen sie hoffen konnte, daß sie nicht auffielen.
    Dann wartete sie.
    Sie machte sich keine Vorwürfe, weil sie eines der fremden Wesen getötet hatte, und

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