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1063 - Die Nacht vor Walpurgis

1063 - Die Nacht vor Walpurgis

Titel: 1063 - Die Nacht vor Walpurgis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Distanz zu mir auf. Die Stirn zeigte ein Muster aus Falten, seine Augen blickten skeptisch, während ich erstarrte, als die Hand mit dem Kreuz sehr dicht über dem Boden der Hügelkuppe war.
    Ich hatte etwas gespürt.
    Wärme!
    Nicht stark, aber schon als Veränderung. Sie hatte sich wie ein Schleier um das Kreuz herumgelegt und war auch auf meine Handfläche übergegangen.
    Ich mußte Kevin White recht geben. Da unten in der Tiefe des Hügels befand sich tatsächlich etwas, das nach außen hin wegstrahlte und in den Bereich des Kreuzes hineingeraten war.
    Eine Gegenkraft eben!
    Kevin traute sich wieder näher an mich heran. Er blieb gebückt stehen und schob sein Kinn vor. »Nun, John, was ist? Sie… Sie … sehen so anders aus.«
    »Dafür gibt es einen Grund.«
    »Das Herz, nicht?«
    »Kann sein.« Mehr sagte ich nicht. Ich legte jetzt das Kreuz direkt auf die Erde.
    Im ersten Moment tat sich nichts. Ich spürte schon Enttäuschung, als sich trotzdem etwas veränderte. Das Kreuz selbst hatte ich nicht durch das Aussprechen der Formel aktiviert, es mußte von allein die Strömung gespürt haben, die aus der Hügeltiefe als negative Kraft in die Höhe gedrungen war.
    Um meinen Talisman herum entstand eine sich bewegende und immer fließende Lichtaura. Sie zuckte, sie huschte, aber sie ließ das Kreuz selbst nicht aus der Nähe. Immer hielten sich ihre Bewegungen in Grenzen, rannen flach um das Kreuz herum, bis sie plötzlich in die Erde eindrangen wie ein Wasserstrudel. Das Licht drehte sich tatsächlich in die Tiefe des Hügels hinein und zerstörte die dort herrschende Schwärze, so daß ich durch den hellen, geschaffenen Trichter einen freien Blick bekam.
    Auch Kevin schaute zu, wie sich uns der Hügel praktisch geöffnet hatte und etwas Furchtbares freigab.
    Kevin White stöhnte neben mir auf. »Himmel, John, das ist es. Das ist das verdammte Hexenherz…«
    ***
    Jane Collins war nicht im Haus ihres Gastgebers Kevin White geblieben, sondern hatte in einem Stehimbiß ein schnelles Essen zu sich genommen. Ein Sandwich mit Putenfleisch, das sie allerdings nicht hatte satt werden lassen. So bestellte sie bei der Bedienung ein zweites.
    Die Frau war um die Fünfzig. Sie trug einen hellen Kittel und eine Haube. Jane war zu dieser Zeit der einzige Gast, aber der Besitzer des Imbisses schleppte Getränke, tiefgekühlten Fisch und Fleisch herbei, um beides in einem Hinterraum zu verstauen. Er konnte dort mit seiner Sackkarre hineinfahren, schwitzte stark und war trotzdem bester Laune.
    Als Jane das zweite Sandwich serviert wurde, stellte sie eine Frage. »Das ist ja eine Menge Proviant, den Sie herbeischleppen lassen«, sagte sie zu der Frau.
    »Den Nachschub brauchen wir auch.«
    »Erwarten Sie noch Gäste?«
    »Erst morgen.«
    »Wer kommt denn?«
    »Es ist Walpurgisnacht, Madam. Da wird unser Ort von Fremden regelrecht überschüttet. Sie sind doch auch nicht von hier und sind sicherlich wegen der Nacht gekommen.« Mit ihren hellblauen Augen blickte sie Jane fragend an.
    »Nein, bin ich nicht. Ich habe einen Bekannten hier besucht, den ich von früher her kenne.«
    »Ach so ist das. Wer ist es denn, wenn ich mal neugierig sein darf?«
    »Das dürfen Sie. Es ist Kevin White.«
    »Ah. Unser Heimatforscher. Der weiß bestimmt Bescheid!« behauptete sie mit fester Stimme. »Das kann ich sogar beschwören. Kevin ist in diese Dinge eingeweiht.«
    »Kann sein. Wir haben auch darüber gesprochen. Allerdings nur am Rande.« Jane klaubte mit dem Fingernagel einen Krümel von der Unterlippe und fragte weiter. »Sagen Sie, gibt es denn in jedem Jahr dieses große Ereignis?«
    »Nein und ja.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Es ist so. Vor sechshundert Jahren hat man auf dem Hügel vor dem Ort eine Hexe verbrannt. Sie wissen ja, das war damals leider so üblich. Alle hier glauben, daß es eine echte Hexe gewesen ist, also keine Unschuldige, wie die meisten…«
    »Sie ist doch verbrannt.«
    »Richtig, verbrannt. Nur ist nicht alles an ihr ein Raub der Flammen geworden. Etwas hat überlebt«, flüsterte die Frau.
    »Was ist es gewesen?«
    Die Stimme klang so leise, daß sie kaum zu verstehen war. »Ihr Herz, das Hexenherz. Es konnte nicht verbrennen. Es war einfach zu mächtig, verstehen Sie?«
    Jane schüttelte den Kopf. »Nein…«
    »Na ja, ich weiß ja auch nicht, was da genau abgelaufen ist. Das ist auch schon lange her. Man sagt, ihr Herz soll noch existieren. In der Erde, im Hügel. Und da dies vor sechshundert Jahren

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