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1063 - Die Nacht vor Walpurgis

1063 - Die Nacht vor Walpurgis

Titel: 1063 - Die Nacht vor Walpurgis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wieder war es in bestimmten Abständen zu hören. Die feinen Echos, die sich durch nichts aufhalten ließen, und die für mich unnormal waren. Ich mußte Kevin White glauben, daß es das Herz einer Hexe war, das unter uns schlug. Normal gedacht konnten die Geräusche auch von einer anderen Tätigkeit stammen.
    Wenn jemand mit einer Hacke sich in den Hügel eingegraben hatte und dabei immer gegen eine bestimmte Stelle schlug, dann hörte es sich ähnlich an.
    Ich hütete mich davor, dieses Phänomen auf die leichte Schulter zu nehmen. Es wäre nicht der erste Hügel gewesen, der es in sich hatte. Ich kannte mich da aus. Schon einige Male hatte ich mich mit ähnlichen Phänomenen beschäftigen müssen. Ich hatte einen Totenschädel ebenso erlebt wie einen, in den sich ein geheimnisvolles Volk zurückgezogen hatte.
    Und nun das Hexenherz!
    Es war nicht verbrannt. Hier oben hatte man die Hexe angezündet, aber das wichtigste an ihr, das Herz, eben nicht vernichten können. Und nun machte es sich bemerkbar. Ob es schon immer so gewesen war, wußte ich nicht. Jedenfalls war es diesmal aufgefallen, und meine Spannung wuchs weiter, je länger ich mein Ohr an den feuchten Boden hielt und in den Hügel hineinhorchte.
    Die Schläge blieben gleich. Es gab nicht die geringste Veränderung. Nicht leiser, auch nicht lauter, ständig und stetig. Da sollte eine Botschaft übermittelt werden.
    Kevin White hob zuerst den Kopf an. Dann stand er auf und schaute zu, wie ich mich ebenfalls erhob.
    »Nun, haben Sie es gehört, John? Habe ich Ihnen zuviel versprochen? Seien Sie ehrlich.«
    »Das haben Sie nicht.«
    »Gut«, sagte er, »gut. Und wie lautet Ihr Kommentar dazu? Was meinen Sie als Fachmann?«
    Ich sah alles cooler als er. Verrückt machen wollte ich mich nicht.
    Deshalb sagte ich: »Dort hat etwas geklopft. Das war nicht zu überhören. In der Tiefe, unter uns.«
    White nickte heftig. »Stimmt, John. Da unten hat etwas geklopft oder gepocht. Ich weiß auch genau, was es gewesen ist. Es war das Hexenherz. Ja, das Herz der Hexe Zora, das nicht verbrannt ist. Es war zu widerstandsfähig, zu resistent. Die Schergen haben es nicht verbrennen können, und es wird Unheil anrichten, das spüre ich genau. Die Walpurgisnacht ist bald, und das verdammte Herz wartet darauf.«
    »Um was zu tun?« fragte ich.
    »Keine Ahnung, John. Wenn ich es wüßte und wenn ich dagegen ankämpfen könnte, hätte ich es längst getan. Aber ich habe Angst, daß sich die Flüche der alten Legenden erfüllen könnten.« Er nickte heftig. »Ja, davor habe ich Angst.«
    »Haben Sie auch einen Plan, was wir dagegen tun könnten? Sollen wir es ausgraben?«
    Blut stieg in Whites Kopf. Er fühlte sich von mir nicht ernst genommen. »Nein, das ist kein guter Vorschlag. Ich denke, daß Sie mir nicht glauben.«
    »Sagen wir, ich zweifle daran.«
    Er zuckte die Achseln. »Dann weiß ich auch nicht weiter, wenn ich ehrlich bin.«
    Ich wollte den guten Kevin White nicht enttäuschen. Okay, es war schon ungewöhnlich, was uns da aus der Tiefe entgegengedrungen war. Ob es allerdings ein Hexenherz war, das nicht verfaulte, sondern weiterschlug, mußte sich erst noch herausstellen.
    Er versuchte, mich zu motivieren. »Wir haben beide den Weg auf den Hügel hinter uns. Sie haben das Klopfen gehört. Von Jane Collins weiß ich, wer Sie sind. Aber ich muß auch sagen, daß Sie mich ein wenig enttäuscht haben.«
    »Warten Sie es ab, Kevin.«
    »Da bin ich gespannt. Außerdem habe ich auf dem Gang hierher etwas gespürt. Ich sagte Ihnen schon, da hat eine andere Kraft nach mir gegriffen, die ich mir nicht erklären konnte. Das war so ein… ein … Saugen. Ich fühlte mich schlagartig müde und schlapp. Normal war das jedenfalls nicht.«
    »Keine Sorge, Kevin, ich werde schon einen Versuch starten. Ich hoffe, daß Sie dann zufrieden sind.«
    Er war wieder versöhnt. »Was wollen Sie denn tun?«
    »Hat Ihnen Jane von meinem Kreuz erzählt?«
    »Nein, das hat sie nicht.«
    »Dann sehen Sie es jetzt!« Ich hatte es während der Antwort unter dem Hemd hervorgezogen und ließ es auf meine Handfläche gleiten, so daß Kevin es bestaunen konnte, was er auch tat.
    »Himmel, was ist das?«
    Ich verzog die Lippen zu einem Lächeln. »Das ist etwas, das eine Hexe oder ein Hexenherz sicherlich nicht mag.«
    »Gut, verstehe. Und jetzt?«
    Ich ließ mich wieder nach vorn sinken, damit ich auf dem Boden kniete. Kevin White war diese Aktion nicht so geheuer. Er hielt sich in eine größeren

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