1064 - Der Schiffbruch
Was ich eigentlich zu finden hoffte, ist etwas ganz anderes. Aber das brauche ich dir nicht extra zu verraten."
„Bestimmt nicht", sagte Gucky. „Gehen wir weiter?"
„Es gibt zwei Ausgänge."
„Nehmen wir den anderen", riet Gucky lakonisch und schritt voran.
Waringer wurde von Minute zu Minute nervöser. Jede Verbindung zu Rhodan und Gucky war abgebrochen, und auch Fellmer Lloyd meldete Fehlanzeige. Die beiden waren im wahrsten Sinne des Wortes vom Erdboden verschwunden.
Ras hockte ein wenig abseits von der Gruppe auf einem verwitterten Betonblock. Er hätte natürlich die beiden Zellaktivatoren ablegen und teleportieren können, aber das hatte Waringer ihm mit aller freundschaftlichen Strenge verboten. Ras war die letzte Einsatzreserve in diesem Fall.
Wenigstens funktionierte die Normalfunkverbindung zum Lager beim Wrack, aber von dort wurden keine Neuigkeiten gemeldet. Es blieb somit vorläufig beim ereignislosen Abwarten.
Es war jedoch, was niemand ahnte, nur die Ruhe vor dem Sturm.
Die Space-Jet DERBY war es, die den Sturm zuerst zu spüren bekam.
Kommandant Marcello Pantalini kam sich ziemlich überflüssig vor, als einwandfrei feststand, daß die DAN PICOT so schnell nicht wieder fliegen würde. Unmutig und voller trüber Gedanken umrundete er das Wrack und kam zu dem Schluß, daß es rein äußerlich noch immer ganz passabel aussah, ein Urteil, das keineswegs als objektiv zu bezeichnen war. Hier war zweifellos der Wunsch der Vater des Gedankens.
Bei seinem Spaziergang geriet er auch auf das freie Feld neben den Unterkünften, das nun als Freilufthangar für die geretteten Beiboote diente. Mirko Hannema lief ihm über den Weg.
„Mirko, diese Untätigkeit, zu der uns das Schicksal verurteilt hat, läßt den Keim der verderbenbringenden Lethargie in uns erblühen. Findest du nicht auch, daß man dagegen etwas unternehmen sollte?"
Mirko Hannema war nur einen Moment darüber verblüfft, daß der Kommandant seine ursprünglich blumenreiche Sprache wiedergefunden hatte. Fast gleichgültig nickte er und stimmte zu: „Recht hast du, Marcello! Was also schlägst du vor? Wir könnten zum Beispiel die Projektionsanlage aus dem Schiff holen und hier draußen aufbauen. Ein Freilichtkino sozusagen. Und dann ..."
„Daran dachte ich eigentlich weniger", unterbrach ihn der Kommandant, der offensichtlich wirklich an etwas anderes gedacht hatte, aber noch zögerte, mit der Sprache herauszurücken. „Was macht die DERBY?"
Hannema begriff in Sekundenschnelle, worauf der Kommandant hinauswollte.
„Startbereit, wie immer, Marcello. Du meinst also, ein kleiner Erkundungsflug würde nicht schaden?"
„Ich bin fest überzeugt, daß unser Herr und Meister Perry keine Einwände vorzubringen hätte, wäre er in der glücklichen Lage, unserem Gespräch beizuwohnen. Leider ist er das nicht, und somit dürfte ich die Berechtigung besitzen, an seiner Stelle die Bitte zu äußern, daß die DERBY einen solchen Flug unternimmt."
„Aha, eine Bitte also, kein Befehl?" wunderte sich Hannema.
Pantalini zog ein Gesicht wie ein Heiliger, dem man den Schein weggenommen hatte.
„Bitte oder Befehl - was hört sich denn freundschaftlicher an?"
Hannema grinste und verstand.
„Bin schon unterwegs", sagte er. „Funkkontakt permanent!"
„Darum möchte ich höflichst bitten, Mirko. Die Station in meiner Unterkunft arbeitet einwandfrei. Ich bin auf Dauerempfang."
Mirko Hannema schlenderte zu einer der Baracken und trat ein, nachdem er geklopft hatte. Wie gewöhnlich hockten sich die Gebrüder Jurgos und Tobias Niss gegenüber, einen Tisch zwischen sich, auf dem die Karten lagen. Und natürlich diverse Getränke, die sie aus dem Wrack geholt hatten.
Tobias schob seinem Bruder gerade eine blauweiß gefärbte Dose hinüber und brummte grimmig: „Du hast ein Slip gewonnen, und betrogen hast du auch."
„Slip...?" wunderte sich Jurgos und starrte auf die Dose, die keine Ähnlichkeit mit einem Kleidungsstück aufwies. Dann grinste er verständnisvoll. „Mann, seit wann sprichst du rückwärts?"
„Also gut, die Dose Pils gehört dir", sagte Tobias und sah auf, als es klopfte und der Pilot eintrat. „Spielst du mit?"
„Können wir an Bord nachholen."
Jurgos zog die Augenbrauen hoch.
„An Bord? Geht es schon los?"
„Nur ein Erkundungsflug, einmal rund um die Welt", erwiderte Hannema gut gelaunt. „Ist doch besser, als hier herumzuhocken und um synthetisches Bier zu spielen. Los, macht euch fertig. Start ist in zehn
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