1064 - Der Schiffbruch
Funkpersonals, die offensichtlich vor ihren Geräten gesessen hatten, waren von der Wucht der Explosion zur anderen Seite des Raums geschleudert und offensichtlich schwer verletzt worden. Sie wurden in die Krankenabteilung gebracht.
Eine der Funkerinnen hatte Glück gehabt. Verstört hockte sie in einer Ecke, war aber unverletzt. Rhodan ging zu ihr.
„Was ist geschehen?"
Sie blickte ihn aus weit geöffneten Augen an wie einen Geist, dann erst schien sie ihn zu erkennen. Tränen liefen über ihre Wangen, eine Folge des Schocks. Stammelnd berichtete sie: „Es... es geschah ganz plötzlich, Sekunden nach dem Alarm, der nicht von uns ausgelöst wurde. Sämtliche Funkgeräte für den Fernverkehr barsten ohne jede ersichtliche Ursache, sie explodierten einfach. Ich stand gerade hinter dem Blockverteiler und bekam nichts mit, außer dem Schreck natürlich. Alles begann sofort zu brennen." Sie schluchzte. „Wie ist das nur möglich?"
Rhodan legte ihr die Hand auf die zitternde Schulter.
„Wir wissen es nicht, aber wir werden es herausfinden, keine Sorge." Er wandte sich um und rief einem der Sanitäter zu: „Kümmert euch um sie."
Der Boden des Raumes war mit den Trümmern der wichtigen Funkgeräte bedeckt, ohne die jede überlichtschnelle Verbindung unmöglich war. Es würde Tage dauern, bis die im Lager vorhandenen Ersatzgeräte installiert waren.
Der Luftstrom aus dem Ventilationsschacht senkte die überhitzte Atmosphäre, der Rauch begann abzuziehen. Rhodan dankte dem Schicksal, daß die Explosion sich nicht gerade bei Schichtwechsel ereignet hatte. Dann hätte es mehr Verluste, vielleicht sogar Tote gegeben.
Sein Kopf schmerzte noch immer von dem Aufprall gegen die Wand des Korridors, aber das war jetzt Nebensache. Er ignorierte das leichte Schwindelgefühl und schlug den Weg zur Kommandozentrale ein. Unterwegs gesellten sich Ras Tschubai und Fellmer Lloyd zu ihm. Beide zeigten sich entsetzt über das Unglück.
„Schuld daran ist eine dieser geheimnisvollen Barrieren, die innerhalb von M3 existieren", sagte Ras.
Rhodan nickte. Ras hatte ausgesprochen, was er längst befürchtete.
„Die Porleyter!" sagte Fellmer Lloyd nur. Er wirkte müde und abgeschlafft. „Warum nur?
Wir wollen doch nur Kontakt mit ihnen, nicht mehr."
„Wissen sie das auch?" fragte Rhodan und wußte zugleich, daß es darauf keine Antwort gab. „Wo steckt Gucky übrigens? Ich kann mir nicht vorstellen..."
„Er liegt in seiner Kabine auf dem Bett", unterbrach ihn Ras. „Du hättest ihm Bettruhe verordnet, Perry, und eine solche Anordnung wolle er unter keinen Umständen ignorieren."
„Braves Kerlchen", meinte Rhodan mit einem Schuß Ironie, ehe sie gemeinsam die Kommandozentrale betraten.
Dort war genau das eingetreten, was zu erwarten war. Aus dem stets vornehm agierenden Marcello Pantalini war ein eiskalter und überlegen handelnder Mann geworden. Seine Anweisungen kamen kurz und bestimmt. Er hatte Gelbalarm für das ganze Schiff gegeben und die Katastrophentrupps eingeteilt.
Als er Rhodan und seine Begleiter bemerkte, sagte er: „Alles unter Kontrolle. Fernfunkverbindungen ausgefallen, aber zum Glück besitzen alle Space-Jets und die anderen Beiboote eigene Hyperkomanlagen. Wird eine Verbindung zur Flotte gewünscht?"
Rhodan unterdrückte das Verlangen, sich mit der flachen Hand gegen die Stirn zu schlagen. Wie hatte er das nur vergessen können? Ausgerechnet Pantalini mußte ihm den Ausweg zeigen. Es war wichtig, der Flotte von dem Ereignis zu berichten, denn wenn Bradley von Xanthen, der offizielle Befehlshaber, keinen Piepser mehr von der DAN PICOT hörte, würde er etwas unternehmen, um die Ursache herauszufinden, und nichts konnte in dieser Situation gefährlicher sein als das Eindringen weiterer Schiffe in den Sternnebel.
„Funktioniert der Interkom, Pantalini?"
„Einwandfrei. Keine einzige Verbindung innerhalb des Schiffes ist unterbrochen."
„Gut, dann möchte ich mit dem Hangar sprechen."
Der Kommandant nickte und schaltete den Interkom ein.
Als er die Taste eindrückte, die Hauptzentrale mit Hangar verband, heulte die Sirene auf.
Automatisch schaltete sich der Gelbalarm auf Rotalarm.
Trotzdem leuchtete der Bildschirm des Interkoms auf. Die Verbindung war hergestellt.
Dann aber, noch in derselben Sekunde, löschte ein greller Lichtblitz das Bild aus.
*
Die Anthropologin und Genforscherin Cerai Hahn hatte über den Interkom von der Katastrophe in der Funkzentrale erfahren und beeilte sich,
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