1065 - Die Superviren
Beinpaaren fort.
Aus einem Regal nahm er eine dünne Platte, mit der er die Öffnung des Glases verschließen wollte. Vorsichtig schob er die Platte zwischen den Rand des Glases und das Bettlaken, denn es widerstrebte dem Mediziner, das Tier zu verletzen. Er würde es Kirt Dorell-Ehkesh übergeben, der als Biochemiker bestimmt etwas damit anzufangen wußte.
Als die Plastikplatte das Glas völlig verschloß, drehte er das Behältnis um.
Für eine Sekunde war er unachtsam, denn es bildete sich ein schmaler Spalt. Ehe Lambertz sich's versah, war das wieselflinke Tierchen durch die Lücke geschlüpft. Es ließ sich einfach zu Boden fallen und krabbelte unter das Bett Sarga Ehkeshs.
Nun stand der Mediziner vor einem Problem, denn die Liege war fest mit dem Boden verbunden und ließ sich nicht ohne größeren Aufwand bewegen. Er rief über den Interkom nach der Zentrale der Medo-Station und bat um einen kleinen Roboter, der das Tier fangen sollte.
Er erlebte eine weitere Überraschung, als er auf die Frage der diensthabenden Ärztin das Aussehen des Tierchens schilderte.
„Ich habe gerade einen Notruf erhalten", sagte die Frau. „Ein Wissenschaftler behauptet, im Schlaf von so einem Tier überfallen worden zu sein. Es habe sich angeblich bei ihm auf dem Kopf festgesetzt und ließe sich dort nicht mehr entfernen."
Dr. Lambertz konnte mit dieser Nachricht nicht viel anfangen. Er war zunächst zufrieden, weil der gewünschte Roboter gleich eintreffen würde.
Er versuchte bis dahin, mit eigenen Mitteln das lästige Biest ausfindig zu machen.
So stand er teils vor dem Bett seiner Patientin und lag teils davor, um etwas zu erspähen. Das Tierchen war jedoch verschwunden.
Er erblickte es erst, als der Roboter in den Raum kam. Es kroch in rasender Geschwindigkeit an der Wand hinter dem Bett hoch. Für einen Moment war der Mann wie gelähmt, denn er mußte dem Kleinroboter jetzt einen Auftrag geben.
Das Biest nutzte die wenigen Sekunden, um auf das Bett zu wechseln. Zielstrebig steuerte es den Kopf von Sarga Ehkesh an. Lambertz wollte es mit der flachen Hand zur Seite schlagen, aber das Biest wich ihm geschickt aus und verschwand am Hinterkopf der Frau.
Sekunden später tauchte es im Haar über der Stirn auf, wo es verharrte. Und kurz darauf war es zwischen den Haaren unter der Kopfhaut verschwunden.
Lambertz stieß einen Fluch aus.
„Welches Objekt soll ich suchen?" fragte der Roboter.
Der Mediziner winkte ab.
Er rannte nach draußen, um alles für eine Operation vorzubereiten. Als er die Türschwelle passierte, fiel ein weiterer Winzling herab. Er landete auf der Schulter des Arztes, der dies aber nicht bemerkte.
Im Zentralraum der Medo-Station herrschte bereits eine deutliche Unruhe vor. Mehrere Kollegen Lambertz' waren hier versammelt. Alle sprachen von den kleinen Tierchen, die plötzlich aufgetaucht waren und die Menschen befielen.
„Ich konnte nicht verhindern", gestand Lambertz, „daß sich so ein Biest unter Sarga Ehkeshs Kopfhaut festgesetzt hat. Wir müssen es entfernen."
„Wir wissen nichts über diese Tiere", erhob eine Kollegin Einwand. „Daher sollten wir vorsichtig sein. Es liegen bereits Meldungen über zwölf Fälle vor, in denen sich diese Dinger unter der Kopfhaut von Menschen festgesetzt haben. Wir müssen Alarm..."
Sie brach plötzlich ab und starrte Lambertz mit schreckgeweiteten Augen an. Dann stieß sie einen spitzen Schrei aus. Ihre Hand wies auf den Kopf des Mediziners, der im selben Moment ein leichtes Kribbeln auf seiner Glatze spürte.
Seine Hand fuhr nach oben, aber er spürte nur noch eine kleine Ausbeulung, unter der sich das Tierchen verborgen hatte.
„Ich stelle mich selbst für eine Operation zur Verfügung", erklärte der Mann. „Und jetzt alarmiert die Wissenschaftler."
8.
Innerhalb von einer Stunde verwandelte sich die Forschungsstation auf Lokvorth in ein von Panik erfülltes Hexenhaus. Die kleinen Parasiten tauchten an praktisch jeder Stelle auf. Da sich die Kunde vom Verhalten der Tiere durch die Warnmeldungen rasch verbreitet hatte, wußten alle 120 Personen über die seltsame Sache Bescheid.
Galbraith Deighton, der zum Zeitpunkt der Alarmauslösung durch die Mediziner mit Jakob Ellmer, Parnatzel und einigen Wissenschaftlern in der Funkzentrale weilte, nahm die Fäden in die Hand. Die Wissenschaftler, die noch das Auftreten der Mordsamen in bester Erinnerung hatten, reagierten teilweise völlig unkontrolliert.
Um ganz sicherzugehen, beorderte der
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