Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
107 - Tanz der Furie

107 - Tanz der Furie

Titel: 107 - Tanz der Furie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
Ruhm errungen hatte. Seine Auslegung von ein paar Werken der Kabbala wurde als revolutionär bezeichnet.
    Bei ihm erlebte Uri zum erstenmal eine erfolgreiche Beschwörung mit. Nie wieder vergaß er das bockbeinige, grausig anzusehende gesichtslose Wesen, das plötzlich in dem halbdunklen Raum aus dem Nichts materialisierte und Flüche und Verwünschungen ausstieß.
    An diesem Abend schrieb der achtzehnjährige Uri Sha'ani in sein Tagebuch: Ich habe es erkannt. Mein Weg liegt klar vor mir, und ich werde die Finsternis über die Welt bringen. Das Böse regiert die Welt, und Satan ist unser aller Herrscher. Seine Macht ist uns zugänglich, und er leiht uns seine Kraft, wenn wir es richtig anfangen. Heil Satan!
    Am nächsten Tag wollte er mit dem Mädchen Golda ein Kind entführen und mit einem blutigen Ritus Satan selbst herbeibeschwören. Aber dazu kam es nicht. Bei Golda, die noch böser und grausamer gewesen war als Uri, brach der schon lange schwelende Wahnsinn durch. Sie wurde in eine geschlossene Anstalt bei Kirjat gebracht, die sie nie wieder verließ.
    Uri kehrte ins Internat zurück, sehr zur Erleichterung seiner Eltern. Er hatte ihnen gegenüber so getan, als seien seine bösen Neigungen nicht mehr vorhanden. Aber er konnte sie nicht täuschen. Sie wußten nicht, wie es um ihn bestellt war, aber sie ahnten es.
    „Was sollen wir nur machen?" fragte Levi seine Frau Rachel, nachdem Uri wieder ins Internat abgereist war.
    „Wir haben einer Bestie das Leben gegeben. Wenn es je einen durch und durch bösen Menschen gab, dann ist es unser Sohn."
    Rachel weinte. Nach Uris Geburt hatte sie keine Kinder mehr bekommen können.
    „Vielleicht hat er sich doch geändert", meinte sie.
    Levi schüttelte den Kopf. „Nein, nie. Du mußt dir nur sein böses Lächeln ansehen, wenn er sich unbeobachtet wähnt. Das höhnische Funkeln in seinen Augen, wenn er anscheinend freundlich mit jemandem spricht."
    Levi und Rachel kamen wenige Wochen später ums Leben. Als sie mit der El Al nach London fliegen wollten - teils geschäftlich, teils zu ihrem Vergnügen - explodierte in der Maschine eine Bombe. Sie stürzte ab, und keiner von den Insassen blieb am Leben. Später bekannte sich eine Terrororganisation zu dem Bombenattentat. Sie hatte gegen die Palästinapolitik des Staates Israel protestieren wollen. An Bord der Maschine befand sich kein Mensch, der irgendeinen Einfluß auf die Politik gehabt hätte.
    Uri hatte gerade sein Abitur mit Auszeichnung bestanden. Er hörte mit Vergnügen vom Tod seiner Eltern, denn er konnte das Erbe brauchen, das ihm nun zufiel; und er war der Vorschriften seiner Eltern längst überdrüssig. Er hatte es ihnen auch nie vergessen, daß sie ihn in das Erziehungsinternat gesteckt hatten.
    Der Leiter des Internats ließ Uri sich kommen, bevor die Schüler der Abiturklasse entlassen wurden. „Wenn ich könnte, würde ich Sie hierbehalten", sagte er, „aber ich habe keine Möglichkeit dazu. Deshalb gebe ich Ihnen einen Rat, wenn ich auch nicht glaube, daß er viel fruchten wird. Gehen Sie in sich, Uri! Ändern Sie sich! Ich habe noch nie einen jungen Menschen erlebt, der so zynisch, gemein und durch und durch bösartig gewesen ist wie Sie."
    „Ich danke Ihnen für das Kompliment", sagte Uri. „Ich werde mir Mühe geben, mich zu bessern."
    An der Abschlußfeier durfte er nicht teilnehmen. Er erhielt sein Zeugnis und all seine Habseligkeiten und wurde fortgeschickt. In Haifa erklärte man ihn ohne größere Formalitäten für volljährig. Er bekam sein Erbe.
    Uri kam zu der Überzeugung, daß der aufstrebende Staat Israel im Moment nichts für ihn war. Für seinen Geschmack gab es hier zu wenig Fäulnis und Verderbnis, und bei Verbrechen war die tüchtige Polizei allzu schnell und drastisch zur Hand.
    Er ging nach Beirut, wo er sich als Engländer ausgab. Englisch sprach er so gut wie akzentfrei. In Beirut wurde er schnell in den schlimmsten Lasterhöhlen Stammkunde und beging jede erdenkliche Perversion. Jetzt gab es nichts mehr, was ihn hemmte.
    Levi Sha'ani hatte Millionen hinterlassen, und Uri wußte schon, wie er sie verwenden wollte. Mit einem Kreis Gleichgesinnter, an den er rasch Anschluß fand, feierte er Schwarze Messen und scheußliche Riten. Nicht einmal vor dem Menschenopfer scheute er zurück.
    Aber auch diese Riten waren nicht das, was Uri sich erhofft hatte. Auch das Blut einer Jungfrau beschwor den Satan nicht herbei. Uri begann, die Menschen mehr und mehr zu verachten. Sie hatten eine

Weitere Kostenlose Bücher