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1070 - Gefangene der Materie

Titel: 1070 - Gefangene der Materie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einem der Wolkenbrunnen hängen. Als Sachverständiger für Wasserrechte hatte er über Einsatz und Benutzung der Brunnen entschieden, aber bald würde sie niemand mehr brauchen. Trotzdem würden sie so schnell nicht versiegen. Die Fünf-Planeten-Anlage mußte komplett erhalten werden, für den Fall, daß ihre Erbauer sich eines Tages eines anderen besannen und hierher zurückkehren wollten.
    „Sind wir nicht eigentlich unstet?" wandte er sich an Naga.
    „Wir brauchen den Abstand, um auf uns selbst und unsere Zeit zurückblicken zu können", antwortete sie. „Körperlichen und zeitlichen Abstand."
    Die Worte, die er in dieser und in anderen Varianten schon so oft gehört hatte, erschienen ihm plötzlich als nichtssagende Phrasen. Was gedachten sie denn durch die angestrebte Distanz in Erfahrung zu bringen?
    „Manchmal", sinnierte er laut und mit düsterer Stimme, „glaube ich, daß wir eine Fehlentwicklung durchgemacht haben. Nachdem wir lange Zeit für die Kosmokraten arbeiteten, hätte irgend etwas anderes kommen müssen - nicht dieser Rückzug in ein Versteck, diese ... Flucht!"
    „Aber die Kosmokraten standen unseren Plänen wohlwollend gegenüber!"
    „Weil sie wußten, daß wir keine andere Wahl hatten. Hätten wir uns nicht für den Rückzug entschieden, wäre unser Niedergang unaufhaltsam gewesen. Unsere Evolution hat zum Stillstand geführt. Es gibt eine Schranke, die wir nicht überwinden können - aus welchen Gründen auch immer. Die Kosmokraten wissen das. Deshalb haben sie uns gehen lassen. Sie verschweigen uns die Wahrheit. Vielleicht haben sie uns den Wunsch zu einem Rückzug sogar suggeriert."
    Sie stieß einen empörten Pfiff aus.
    „Es könnte so sein", beharrte er trotzig.
    „Es gibt viele Beispiele dafür, daß Völker alt und müde werden", sagte Naga. „Wir sollten froh sein, daß wir uns nicht in unser Schicksal zu ergeben brauchen, sondern eine Alternative haben."
    „Eine Alternative wäre auch eine evolutionäre Weiterentwicklung. Es gibt viele Beispiele dafür, daß Völker, anstatt alt und müde zu werden, eine Sprosse auf der Stufenleiter der Evolution hinaufklettern."
    „Wer sagt dir, daß wir das nicht tun?" ereiferte sie sich. „In unserer neuen Position werden wir Klarheit gewinnen."
    „Unter Verzicht auf die eigenen Körper?"
    „Ab einer gewissen Entwicklungsstufe spielt Körperlichkeit nicht mehr die dominierende Rolle, die du ihr offenbar zumißt", sagte sie.
    Er klatschte gegen seinen Körper.
    „Gern gebe ich ihn nicht auf", bekannte er und deutete auf einen der Behälter, die zu den Raumschiffen hinüberschwebten. „Für so etwas."
    „Für den Zweck, für den wir sie brauchen, sind die Aktionskörper in allen Belangen besser als das, worin wir uns jetzt noch herumschleppen."
    Er antwortete nicht. Die Entscheidung war längst gefallen und er trug sie mit. Was er da vollführte, war nur ein Wortgeplänkel.
    „Hast du schon eine Integrationsidee, Oso?" fragte Jardhal-Naga-Rudh.
    „Nein" gestand er.
    Sie war viel zu verblüfft, um gleich darauf zu antworten.
    „Nein?" wiederholte sie schließlich. „Hast du vielleicht nicht einmal darüber nachgedacht?"
    „Doch, aber ich bin zu keinem Entschluß gekommen." Um sie abzulenken, fragte er schnell: „Und wie steht es mit dir?"
    In ihrem verträumten Gesicht erschien ein Ausdruck von Verzückung.
    „Ich gehöre zur Narrad-Gruppe. Auf Narrad gibt es große Erzbrocken, die in ferner Vergangenheit an die Planetenoberfläche gedrückt wurden. Sie liegen in einem wunderschönen bewaldeten Tal, wo die Verstecke für die Aktionskörper bereits ausgebaut sind."
    „Ein Erzbrocken ...", murmelte er nachdenklich.
    „Nur für den Anfang", sagte sie. „Später werde ich mich anderen Dingen zuwenden."
    „Wenn man sich umhört", sagte Oso bedrückt, „könnte man denken, die meisten von uns wären lebensüberdrüssig. Oder wie erklärst du dir die Vorliebe für tote Gegenstände?"
    „Ganz einfach damit, daß wir alle Ruhe und Zeit zum Nachdenken brauchen. Unsere Müdigkeit wird verfliegen. Außerdem sind intelligente Lebensformen tabu."
    „Es müssen ja keine intelligenten Lebensformen sein", meinte er. „Auf jeden Fall will ich mich weiterhin bewegen können."
    „Wenn man dich so reden hört, könnte man auf die Idee kommen, daß du unsere Kenntnisse über den Mikrokosmos und die damit verbundenen Fähigkeiten für einen Fluch hältst."
    Sie lachte, um ihm zu zeigen, daß diese Bemerkung nicht so ernst gemeint war und

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