1074 - Das Templerkreuz
was er Sheila und ihm angetan hatte, aber Bill riß sich zusammen.
Wichtig war das Messer.
Wichtig war die Hand.
Der Killer bekam nicht mit, was Bill vorhatte. Mit einem wuchtigen Tritt erwischte Bill das Gelenk und hatte Glück, daß die sich dabei bewegende Klinge nicht in seinen Fuß hineinschnitt, sondern nur einen Riß in der Sohle des Turnschuhs hinterließ.
Das Messer aber flog davon.
Genau das hatte auch Sheila mit bekommen. Sie ließ das Seil los. Es klatschte zu Boden. Genau wie auch der verdammte Killer nach hinten fiel. Er prallte mit dem Kopf auf, was Sheila und Bill beide hörten. Sie waren auch darauf gefaßt, daß sich der andere wieder erhob. Bill hatte sich schnell gebückt und das Messer an sich genommen, aber er brauchte von dem Mann nichts zu befürchten.
Der Krauskopf hatte genug mit sich selbst zu tun. Er rang nach Luft. Dabei gab er schreckliche Geräusche von sich. Sein Gesicht war hochrot. Mit seinen Handflächen fuhr er am Körper entlang, wobei er auch immer wieder seine malträtierte Kehle berührten, als hinge dort das Würgeseil noch fest. Seine Nachwirkungen würde er noch lange spüren.
Sheila war zur Seite gewichen. Wie ein Denkmal stand sie neben beiden Glocken, den Blick zu Boden gesenkt und auch ins Leere gerichtet. Bill hätte sich gern um sie gekümmert, aber der andere war jetzt wichtiger.
Mit beiden Händen zerrte Bill ihn hoch. Er hielt ihn fest, drehte ihn und wuchtete ihn dann gegen die Wand, wo der Mann zusammengebrochen wäre, hätte Bill ihn nicht festgehalten.
Sie starrten sich an. Der Killer war nur noch ein keuchendes Etwas. Seine Augen waren weit aufgerissen und wirkten so, als wollten sie aus den Höhlen quellen.
Bill gelang ein Blick in die Pupillen und mußte feststellen, daß dieser Mann noch nicht aufgegeben hatte. Diese Menschenkenntnis besaß er schon, und so gab es wirklich nur einen Weg für ihn.
Bill holte aus.
Der Schlag traf den Killer punktgenau am Kinn. Auch wenn Bills Faust schmerzte, das nahm er gern in Kauf, als er sah, wie die Augen des anderen glasig wurden und die Gestalt dabei erschlaffte.
Sie sank in die Knie und blieb liegen.
Bill tastete ihn nach weiteren Waffen ab, fand aber keine mehr. Dann hob er das Seil auf und fesselte den Mann an Händen und Füßen.
Erst danach fühlte er sich besser und konnte sich endlich auch um Sheila kümmern.
Sie stand noch immer an der gleichen Stelle und rührte sich nicht. Sie wirkte wie in tiefe Gedanken versunken, aber das war sie wohl nicht. Sheila war über sich selbst hinausgewachsen. Derartige Szenen und Situationen gab es bei ihr nicht oft, dementsprechend reagierte sie auch. Das konnte sie nicht so ohne weiteres wegstecken. Sie atmete heftig. Erst als Bill vor ihr auftauchte, schien sie wieder zurück ins normale Leben zu kehren.
Sie schaute ihrem Mann ins Gesicht. Über die Lippen huschte so etwas wie ein Lächeln. Sie zwinkerte, atmete stöhnend ein und merkte plötzlich, daß ihre Beine nachgaben. Bill hatte Mühe, rechtzeitig zuzugreifen und sie abzufangen.
Sie lenkte sich gegen ihn. Er hörte, daß sie weinte und strich über ihren Rücken hinweg. Die Bilder der letzten Minuten liefen noch einmal wie Momentaufnahmen vor seinen Augen ab, und ihm war plötzlich klar, daß er es nicht geschafft hätte. Nein, niemals allein. Der andere wäre stärker gewesen.
Wäre - wenn da nicht Sheila hinzugekommen wäre und ihn durch ihr Eingreifen gerettet hätte. Bill verdankte ihr sein Leben.
»Wir haben es geschafft, Sheila - fast. Dank deiner Hilfe. Du bist großartig gewesen, ehrlich.«
Sie antwortete zunächst nicht, aber Bill spürte und hörte auch, daß ihr Weinen nachließ. Sheila zog noch einige Male die Nase hoch, dann befreite sie sich aus Bills Griff.
Die beiden schauten sich an. Bill lächelte. Sheila versuchte es auch, aber sie brachte nur eine Frage hervor. »Hast du mal ein Taschentuch, bitte?«
»Klar doch.«
Sheila putzte ihre Nase, tupfte auch die Augen trocken und wischte über ihre schweißnassen Wangen. Danach war sie wieder soweit, sich mit den Realitäten zu beschäftigen. »Ich konnte nicht anders, Bill. Der hätte dich umbringen können.«
»Ich weiß. Er war verdammt stark. Du hast großartig reagiert, Sheila, und nicht nur bei ihm. Auch zuvor. Mein Gott, wenn ich daran denke, was du da geschafft hast, dann kommt mir das jetzt noch wie ein Traum vor, der glücklicherweise gut ausgegangen ist. Ich hatte schon mit dem Leben abgeschlossen.«
»Ich weiß auch
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