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1075 - Horror auf Mallorca

1075 - Horror auf Mallorca

Titel: 1075 - Horror auf Mallorca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wurde von einem Tuch bedeckt, und das Gesicht sah aus, als hätte man es einfach aus dem Stoff heraus nach vorn geschoben.
    Unzählige Falten durchzogen die Haut.
    Sie sah uns an. Sie öffnete den Mund und flüsterte uns die ersten Worten entgegen. Leider in ihrer Heimatsprache. So gut beherrschte ich das Spanische nicht, um sie verstehen zu können.
    Deshalb ging ich noch dichter an das Gitter heran. So konnte ich die alte Frau beinahe riechen.
    »Sie haben uns gemeint?«
    »Si.«
    »Warum?«
    »Ich bin Carlotta. Ich sage es euch, damit ihr merkt, daß ich ehrlich meine.«
    »Danke. Aber wir sind fremd hier. Ich weiß nicht, ob wir etwas für Sie tun können.«
    Wir hörten ihr Kichern. Danach die Antwort. »Ihr für mich nicht, aber ich für euch.«
    Jane und ich schauten uns an. Beide hatten wir wohl den Eindruck, daß Carlotta nicht log.
    »Und was können Sie für uns tun?« fragte Jane, die ihre Sprachkenntnisse ebenfalls zusammenkratzte.
    »Ihr sucht doch das Kreuz, nicht?«
    Wir nickten nicht, schüttelten auch nicht die Köpfe, sondern warteten, bis Carlotta sprach. »Ihr sucht nicht nur das Kreuz, sondern auch die Person, die es weggenommen hat. Stimmt das?«
    »Si«, gab ich widerwillig zu.
    »Diese Person steht vor euch«, flüsterte sie…
    ***
    Das war ein Treffer! Nein, das war schon mehr als das. Ich wollte auch nicht an Zufall glauben.
    Möglicherweise hatte uns ein günstiges Schicksal auf diesen Weg geschickt. Das diese alte Frau mit dem Fall etwas zu tun haben könnte, hätten wir beim besten Willen nicht gedacht.
    Deshalb waren wir zunächst einmal sprachlos und schauten in das kleine, so von Falten durchzogene Gesicht, in dem selbst die Lippen wie dicke Falten aussahen und nur die Augen weiterhin wach in die Welt blickten. Vielleicht lächelte Carlotta auch. Alles konnte stimmen. Nichts mußte der Wahrheit entsprechen, worüber auch Jane nachdachte, die zuerst ihre Stimme zurückfand.
    »Das kann doch nicht stimmten - oder? Nein, das glaube ich nicht. Unmöglich…«
    Die Worte waren an Carlotta gerichtet gewesen. Sie allerdings gab keine Antwort, denn sie verstand unsere Sprache nicht. So gab ich die Antwort.
    »Laß sie mal weitersprechen, Jane. Sie wird uns bestimmt einiges berichten können.«
    »Das hoffe ich doch.«
    Noch immer umklammerte Carlotta die beiden Gitterstäbe. Hinter ihr und um sie herum breitete sich der Bewuchs des Friedhofs aus, und Carlotta selbst wirkte wie eine Gefangene in einem Gefängnis der Natur. Ich kratzte wieder meine spanischen Sprachenkenntnisse zusammen und wollte wissen, ob wir richtig gehört hatten.
    »Si, das habt ihr.«
    »Sie haben das Kreuz der Templer?«
    Sie schüttelte den Kopf, was mich zunächst irritierte. Ihre nächsten Worte klärten mich dann auf.
    »Ich hatte es mal gehabt, jetzt nicht mehr.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich es abgegeben habe.«
    »Moment.« Jetzt war ich verunsichert und schüttelte den Kopf. »Man gibt ein so wertvolles Kreuz einfach ab? Das begreife ich nicht. Wenn ich es in den Händen gehabt hätte…«, ich wechselte das Thema, »oder hat man es Ihnen abgenommen?«
    »Nein, das nicht.« Sie lächelte jetzt verschmitzt. »Ich mußte einfach schneller als die beiden Mörder sein, und das bin ich gewesen.«
    Allmählich lichtete sich bei mir das Dunkel. Jane mischte sich nicht in das Gespräch ein. Sie stand neben mir und hörte angespannt zu, die Augen leicht zusammengekniffen.
    »Dann waren Sie in der Sakristei, Carlotta?«
    »Si.«
    »Zusammen mit den beiden Killern?«
    Die alte Frau hatte die Ungläubigkeit aus meiner Stimme hervorgehört. Abermals amüsierte sie sich und erklärte mir, daß die Männer sie nicht gesehen hatten.
    Gespannt hörte ich zu, was Carlotta zu berichten hatte. Sie tat es mit einfachen Worten, und ich wollte kaum glauben, daß es ihr gelungen war, die beiden Männer zu überlisten, die zudem noch Baphomet-Diener gewesen waren.
    Als Carlotta schließlich ihren Bericht beendet hatte, da nickte ich sehr beeindruckt. Trotzdem hatte ich ihr Verhalten nicht so recht begriffen und erkundigte mich, warum sie das Kreuz denn nicht behalten hatte.
    »Nein, nein, ich wäre nicht würdig gewesen. Ich bin eine alte Frau, die sich dicht vor dem Tod befindet. Was hätte ich damit machen sollen? Ich habe nur einer anderen Person einen Gefallen erweisen wollen.«
    »Und diese Person besitzt jetzt das Kreuz?«
    »So ist es.«
    »Wer ist diese Person?«
    »Mein Neffe Carlos.«
    Ich runzelte die Stirn, weil ich

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