1076 - El Toros Totentanz
kaum ab. Auf der dunklen Wasserfläche tanzten in der Ferne bunte Lichter, zu Girlanden geformt. Dort pflügten Ausflugsschiffe durch das Wasser.
Dort wurden die großen Partys gefeiert, da ging es hoch her, und oft genug fielen fast alle Grenzen.
Die Stadt, den Job und einfach alles vergessen, das war der Sinn des Urlaubs im Süden.
Ich schloß beim Gehen die Augen. Die wenigen Tage hatte ich verdient, daran gab es nichts zu rütteln. Das mußte einfach sein. Auch wenn Mallorca nicht unbedingt mein Fall war. Der Wind des Schicksals hatte uns hergeweht, so daß Jane und ich das beste daraus machen wollten, wenn es auch nur für kurze Zeit war.
Das Grauen versuchte ich zu vergessen. Es lag hinter uns, und es war wieder alles okay. Wenn es noch Fragen gab, stand ich den örtlichen Behörden gern zur Verfügung. Ansonsten konnten mich alle mal kreuzweise, abgesehen von den Conollys, mit denen wir uns auch noch treffen wollten, um die Insel zu erkunden.
Im Prinzip war alles okay. Kein Grund zur Sorge. Ich hätte locker und frei sein müssen, war es seltsamerweise aber nicht. Tief in meinem Innern blieb die Besorgnis kleben, daß es irgend etwas gab, das diesen Traum zerstören konnte.
Hinweise fand ich nicht. Es war nichts passiert. Nichts war konkret zu nennen. Es lag einfach daran, daß ich stets wachsam war und mit gewissen Dingen rechnete, denn meine Feinde schliefen nie. Sie lauerten im Hintergrund. Sie waren immer wachsam, sie würden aufpassen wie die Schießhunde, sie warteten darauf, daß ich einen Fehler beging und…
Quatsch! Ich schimpfte mich innerlich selbst aus, weil mich derartige Gedanken überfielen. Ich mußte versuchen, sie zu unterdrücken. Die Nacht war einfach zu wunderbar. Sie war eine Bereicherung für jeden Menschen, der es verstand, zu genießen.
Ich hörte Jane lachen, freute mich darüber, und einen Moment später war der Druck ihrer Hand verschwunden. Sie hatte sich von mir gelöst und tat das, was sie schon lange vorgehabt hatte. Sie lief den anrollenden Wellen entgegen. Es war nicht einfach, im Sand zu laufen. Die leichten Schuhe schleuderte sie weg, danach warf sie die Arme hoch und rannte in das Wasser hinein. Sie schleuderte es durch Tritte hoch, bückte sich, um sich selbst naß zu spritzen. Ich hörte sie dabei lachen, und wenig später war auch Janes Kleid gefallen.
Nur mit ihrem dünnen Slip bekleidet, rannte sie in die seichte Brandung hinein. Wieder schleuderte sie Wasser hoch, warf sich dann gegen die Wellen und schwamm einige Züge hinaus, bevor sie sich wieder auf den Rücken drehte, sich dann hinstellte und mir heftig zuwinkte.
»Nun komm auch. Es ist einfach super, John. Herrlich. Ein Traum, kann ich dir sagen.«
Die Tasche stand schon im Sand. Der Rest war ein Kinderspiel. Ich zog mich aus, eine Badehose trug ich sowieso, und dann lief auch in den schaumigen Wellen entgegen.
Jane hatte recht. Es war eine Wohltat, in das warme Wasser zu stürmen. Bald schon hatte ich Jane erreicht, die mit halb erhobenen Armen dastand und auf die anrollenden Wellen wartete.. Sie spielten mit uns. Sie wollten uns beim Zurücklaufen wegzerren, aber wir waren stärker. Auch ich wuchtete mich nach vorn, tauchte unter. Dabei genoß ich das Wasser und hatte das Gefühl, daß die Wellen all meine Sorgen einfach davonschwemmen wollten.
Es tat gut, sehr gut sogar. Ich schwamm neben Jane, die mich immer wieder anlachte, sich dann auf mich warf, um mich unter Wasser zu drücken. Wir tollten tatsächlich herum wie die Kinder und hatten beiden den Eindruck, als würde uns das Meer allein gehören.
Auch ich fühlte mich entspannt und dachte nicht mehr an das, was zurücklag. Urlaub total, das war jetzt die Devise, der auch Jane Collins folgte. Ihr machte es ebenso großen Spaß wie mir. Mallorca war für uns noch zu einem Glücksfall geworden.
Noch einmal ließen wir uns in die Höhe schaukeln. Wir standen uns dabei gegenüber. Jane bespritzte mich mit Wasser. Sie lachte laut und fragte dann: »Haben wir nicht noch Wein?«
»Und wie!«
»Hast du auch Durst?«
»Mehr als das.«
Sie tippte gegen meine Brust. »Wie viele Flaschen hat der große Meister denn mitgebracht?«
»Zwei.«
»Das müßte reichen.«
»Du hast dir verdammt viel vorgenommen.«
»Ja«, sagte sie, »und sogar noch etwas mehr. Die Nacht ist noch längst nicht beendet - oder?«
»Da hast du recht.«
»Los, jetzt.«
Hand in Hand liefen wir zurück. Der Sand blieb an den nassen Füßen kleben, aber ich hatte
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