1077 - Aura des Schreckens
einiges klarzustellen", sagte Callamon, jetzt wieder völlig ruhig.
„Nichts für ungut, Sir." Rhodan winkte ab. „Ich denke, daß Sie noch verärgert sind, weil wir es abgelehnt haben, Sie nach draußen gehen zu lassen." Er überlegte einen Moment, als sei er unschlüssig, ob seine Überlegung zutraf. Dann räumte er ein: „Vielleicht mußte es auch wirklich einmal gesagt werden. Auf jeden Fall war der Zeitpunkt schlecht gewählt."
Er erhob sich und machte damit deutlich, daß er zu dem Thema nichts mehr hören wollte. Weder Callamon noch Waringer beachtete er weiter, als er sich abwandte und zum Kommandostand zurückging. Als er neben Tekener trat, sah dieser auf.
„Ich habe sie bereits unterrichtet. Sie wissen Bescheid, aber sie wollen trotzdem weitermachen."
„Danke, Tek." Rhodan legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Sie sollen zunächst versuchen, einen Zugang zum Depot zu finden. Wir müssen wissen, ob die Porleyter sich Kardec-Schilde beschafft haben."
„Auch das ist bereits geregelt. Die Tore zum Depot sind zwar verschlossen, aber es ist uns ja bekannt, daß es mehrere Zugänge gibt. Sie suchen danach - bis jetzt unbehelligt."
Das klang nicht sehr optimistisch. Tatsächlich mußte die Einsatzgruppe jederzeit damit rechnen, in eine der porleytischen Fallen zu laufen. Daß sie bis jetzt unangefochten vorangekommen waren, konnte Zufall oder Glück sein. Rhodan sah auf den Bildschirm, wo die vier in einiger Entfernung zu erkennen waren. Im Hintergrund, etliche Kilometer weit weg, wirbelte ein golden glänzendes Feuerrad durch die Luft. An anderer Stelle schwebte eine Anzahl schwammiger Blasen, die der Reihe nach aufplatzten und Wolken grauen Staubes entließen. Noch immer gab es keine logische Erklärung für diese Phänomene.
„Wenn wir nur wüßten, was die Porleyter vorhaben ..."
„Falls Geoffrys These stimmt und sie wirklich so große ethische Einbußen erlitten haben, daß sie auch Intelligenzwesen übernehmen wollen ...", gab Tekener zu bedenken. „Ist dir klar, was das bedeutet?"
Rhodan nickte schwer.
„Daß möglicherweise eine Jagd auf Menschen einsetzt", antwortete er leise, „und daß wir vielleicht nur deshalb hier festgehalten werden."
4.
„Wir versuchen es bei diesem Silo. Dort müßte sich ein Zugang finden lassen."
Verenas Blick folgte der Richtung, in die Carfeschs ausgestreckter Arm wies. Knapp hundert Meter entfernt, optisch reizvoll zwischen den Bauten am Hang des Talkessels eingegliedert, erhob sich einer jener Türme, die man überall auf Zhruut entdecken konnte. Er war quadratisch im Querschnitt und führte vermutlich, wie alle anderen auch, in die unterirdischen Anlagen des Planeten.
„Keine schlechte Idee", lobte Vejlo Thesst und sah hinüber zu der von ebenfalls turmähnlichen Gebäuden umsäumten Kuppel, die das Depot der Kardec-Schilde überspannte. „Wenn wir von der Oberfläche aus nicht hineinkommen, dann eben von unten."
„Freut euch nicht zu früh", dämpfte Carfesch die Erwartung des Analytikers. „Es ist ein Versuch, mehr nicht. Wir können nicht sicher sein, ob es eine Verbindung zum Depot gibt."
„Probieren wir es aus!" meinte Vejlo unternehmungslustig und hielt als erster auf den Silo zu.
So, wie er sich bewegte, erweckte er den Eindruck, als sei er seit Jahren auf dieser Welt zu Hause. Das Fehlen jeglicher Art von Flora und Fauna schien ihn weder zu stören noch überhaupt zu berühren. Verena Averre hatte jedoch den Verdacht, daß sein Verhalten nur gespielt war, um keinen etwas von seinen wahren Gefühlen merken zu lassen.
Sie selbst empfand eine starke Beklemmung hier draußen, die sich nur ganz allmählich legte. Zhruut war ein einziger planetarer Mechanismus, bis auf den letzten Quadratmeter übersät von ineinander verschachtelten und miteinander verbundenen Bauwerken der unterschiedlichsten Gestaltungsformen. Was an Bord des Raumschiffs beim Blick auf die Bildschirme schon ansatzweise zu spüren war, im Freien wurde es überdeutlich: Diese Welt war tot. Sie strahlte Kälte aus - eine Kälte, die durch Schutzmonturen und Kleider bis in die Herzen der Menschen drang.
Verena spürte das fast körperlich, seit sie die RAKAL WOOLVER verlassen hatte. Immer wieder rannen ihr Schauer des Unbehagens über den Rücken, mit zunehmender Dauer der Expedition allerdings seltener als anfangs.
Aus den Berichten der vor einigen Tagen ausgeschwärmten Erkundungskommandos wußte sie, daß solche Reaktionen durchaus üblich waren. Kaum
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