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1078 - Die Seth-Apophis-Brigade

Titel: 1078 - Die Seth-Apophis-Brigade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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empfand sie heftige Magenschmerzen, und weitere fünfzehn Minuten später wurde ihr speiübel. Sie sträubte sich nicht, ließ der Natur ihren Willen und gab drei Viertel des Genossenen wieder von sich. Die Prozedur war anstrengend und kräftezehrend. Trotzdem achtete sie auf jedes Symptom und kam zu dem Schluß, daß die Schachtelhalmmahlzeit für ihren Magen lediglich ungewohnt, aber nicht giftig gewesen war.
    Zugleich erschöpft und beruhigt sank sie am Stamm eines kräftigen, alten Baumes zu Boden und schlief ein. Ein merkwürdiges Geräusch weckte sie - kurze Zeit später, wie es ihr erschien. Sie fuhr auf, nahm am Rand ihres Bewußtseins zur Kenntnis, daß die Sonne aufgegangen war, und horchte. Ein dumpfes, trommelndes Rauschen drang aus dem Wald. Sie sah auf und erblickte eine finstere Wolkenwand, die sich träge über den Talkessel schob. Das Rauschen wurde lauter, und wenige Augenblicke später brach es über sie herein: Regen, wie aus Kübeln gegossen - ein wahrer Wolkenbruch!
    Das gab es nicht! Diese Welt war trocken wie ein Stück Bimsstein, hatte Pal Mallet gesagt. Sie hielt das Gesicht in die Höhe und spürte, wie harte, platschende Tröpfen ihre Stirn trafen. Sie streckte die Arme aus und wandte die Handflächen nach oben, als könne sie so das kostbare Naß auffangen. Sie riß sich den Atemfilter vom Gesicht und trank den Regen mit gierigen Zügen. Sie schrie vor Begeisterung und tanzte wie eine Verrückte auf dem schmalen Band des Pfades, das sich binnen weniger Sekunden in Morast verwandelte.
    Der Guß hielt eine Viertelstunde lang an. Sie fühlte sich erfrischt wie nie zuvor. Sie schob den Filter wieder über und kehrte zum Obelisken zurück. Ihre Zweifel waren verflogen. Sie würde ihr Ziel erreichen. Sie wußte jetzt, daß sie auf dieser Welt überleben konnte. In wenigen Stunden war sie so weit, daß sie den Übertragungsmechanismus des Relais stören konnte. Noch zwei oder drei Tage, rechnete sie, und sie würde in der Lage sein, einen verständlichen Funkspruch abzustrahlen.
    Sie arbeitete mit Besessenheit. Dinge, die ihr bisher schwierig erschienen waren, gingen ihr auf einmal leicht von der Hand. Sie erreichte die kleine Steuereinheit, die in Form einer festgelegten Feldschaltung das Programm des Transfer-Algorithmus enthielt, und überbrückte sie. Von jetzt an gab der Sendersektor des Relais nur noch unverständlichen Unsinn von sich. Das allein reichte aus, um die Rettung herbeizuführen. Aber sie gab sich nicht damit zufrieden. Sie wollte ihren eigenen Hilferuf ausstrahlen, und niemals war ihre Chance, das störrische Relais unter ihren Willen zu zwingen, besser gewesen als in diesen Stunden der Euphorie. Dreizehn Stunden später übermannte sie die Müdigkeit. Sie zog sich in ihre Ecke zurück und schlief traumlos und tief, bis ein Geräusch sie weckte. Sie richtete sich auf und erblickte aus schlaftrunkenen Augen zwei Wesen, einen Mann und eine Frau, Terraner. Mit einem halb erstickten Freudenschrei sprang sie in die Höhe. Ein fahler Blitz zuckte auf. Sie spürte einen scharfen, stechenden Schmerz in der Schädelbasis. Ihr Bewußtsein explodierte zu hundert Fontänen bunter, schillernder Fragmente.
    Sie stürzte zurück auf ihr primitives Lager. Den Schmerz des Aufpralls spürte sie nicht mehr.
     
    *
     
    Benommen und mit pochendem Schädelschmerz kam sie zu sich. Grelles Tageslicht blendete sie. Sie hörte Stimmen in der Nähe. Sie sprachen Interkosmo mit einem merkwürdigen Akzent und verwandten Worte, deren Sinn Lin Rastrom mitunter nicht verstand.
    Die Szene, die sich ihren Augen bot, als sie dem intensiven Glanz des Sonnenlichts endlich standzuhalten vermochte, war grotesk. Sie befand sich am nördlichen Rand des Talkessels, nach ihrer Schätzung vier Kilometer vom Eingang des Relais entfernt. Der Dschungel war durch eine gewaltige Explosion plattgedrückt worden. Hier und da stieg Qualm in die Höhe. Auf der Lichtung, die die Explosion geschaffen hatte, lagen die zerfetzten Teile eines Raumschiffs. Es mußte hier abgestürzt und beim Aufprall detoniert sein. Aber wie hatte auch nur ein einziges Besatzungsmitglied die Katastrophe überleben können?
    Sie sah Menschen, die sich ziellos über die verwüstete Fläche bewegten. In ihrer Nähe stand eine Gruppe von zwei Frauen und einem Mann. Der Mann sah zu Lin herüber und bemerkte, daß sie aus der Bewußtlosigkeit erwacht war. Ein großes, an den Rändern zerfasertes Trümmerstück stach Lin ins Auge. Es lag dreißig Meter

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