1078 - Die Seth-Apophis-Brigade
Entwicklung hatte eine unschöne Wendung genommen. Jennifer Thyron selbst war von einem der beiden Porleyter angesprochen worden und hatte das Versprechen erhalten, ihre Lage werde sich sofort bessern, wenn sie sich bereit erklärte, den Spitzel zu machen und diejenigen unter ihren Mitmenschen, die die Unruhe schürten, zu melden. Jennifer hatte den Vorschlag zurückgewiesen. Bei anderen jedoch hatten die Porleyter offenbar mehr Erfolg.
Unter seelischem Druck fanden sich manche Mannschaftsmitglieder bereit, andere zu verraten. Es geschah des öfteren, daß Aktionen gegen die beiden Unterdrücker unterbunden wurden, bevor sie in Gang gekommen waren. Trotz ihres offenkundigen Bemühens, die Stimmung unter den Terranern nahe dem Siedepunkt zu halten, gingen die Porleyter im großen und ganzen human vor. Es gab keine ernsthaften Verletzungen. In den meisten Fällen wurde die hypnosuggestive Wirkung des Kardec-Schilds verwandt, um den Aufrührern die Idee von Revolte und Aufstand vorübergehend auszutreiben.
Jennifer Thyron leistete das ihre. Sie verbreitete die Information, daß die Experimentierstadt nur zu dem Zweck errichtet worden war, den Porleytern Erfahrung in der Handhabung feindseliger Mengen zu vermitteln. Denn das war die Lage, in der sie sich auf Terra würden zurechtfinden müssen. Sie riet den Besatzungsmitgliedern der RAKAL WOOLVER, sich ruhig zu verhalten und nicht herausfordern zu lassen. Den Porleytern mußte die Möglichkeit genommen werden, Erfahrungen zu sammeln, die es ihnen ermöglichten, sich trotz ihrer geringen Zahl auf der Erde durchzusetzen.
Jennifers Bemühungen hatten Erfolg. Am dritten Tag herrschte Ruhe in der synthetischen Stadt. Die Porleyter brauchten nicht mehr einzugreifen.
Inzwischen hatte Bradley von Xanthen seinen Plan festgelegt. Er hatte eine große Anzahl von Vorgehensweisen in Betracht gezogen und wieder verworfen. Jeden Versuch, die Porleyter von Bord der RAKAL WOOLVER zu vertreiben und ohne sie nach Terra zu starten, betrachtete er von vornherein als aussichtslos. Es standen keine technischen Mittel zur Verfügung, die den porleytischen Kardec-Schilden gewachsen waren. Pläne, eine Reihe der gefährlichen Schilde zu erbeuten und Feuer mit Feuer zu bekämpfen, landeten ebenfalls auf dem Abfall. Bevor die Terraner gelernt hätten, mit den Teufelsgeräten umzugehen, wären die Porleyter längst auf den Diebstahl aufmerksam geworden und hätten Gegenmaßnahmen ergriffen. Dabei stand noch nicht einmal fest, ob ein Mensch überhaupt in der Lage war, einen Kardec-Schild zu bedienen. Geoffry Waringer hatte den Verdacht geäußert, die Schilde arbeiteten mit parapsionischer Energie. Wenn er recht hatte, dann bestand die Gefahr, daß die Schildenergie mit dem Bewußtsein des Schildträgers in Wechselwirkung trat, und niemand wußte, wie sich diese auf ein menschliches Gehirn auswirken würde.
Schließlich blieb von Bradleys Überlegungen nur eine einzige übrig. Die Porleyter mußten daran gehindert werden, die Erde zu erreichen. Das bedeutete: die RAKAL WOOLVER durfte nicht starten. Sie mußte auf Acheron bleiben - raumuntüchtig und außerstande, per Hyperfunk um Hilfe zu rufen.
Die Vorbereitungen waren getroffen. Die Porleyter schienen sich um Bradley und den Rhodan'schen Stab, deren Quartiere auf einem der höheren Decks lagen, nicht zu kümmern. Bradley und seine Mitverschwörer bewegten sich unangefochten durch das Schiff.
Sie besaßen Waffen. Bradley von Xanthen war voller Zuversicht. Sein Plan mußte gelingen. Die übrigen Mitglieder der Gruppe teilten seine Meinung. Lediglich Carfesch war skeptisch.
„Wie erklärst du dir, daß die Porleyter uns auf so auffällige Weise in Ruhe lassen?"
fragte er.
„Zwei Gründe", antwortete Bradley, ohne zu zögern. „Erstens sind sie mit ihrem Experiment beschäftigt, und zweitens fühlen sie sich im Besitz der Kardec-Schilde so überlegen, daß sie glauben, sie brauchten sich keine Sorgen zu machen."
Carfesch sah ihn aus großen, halbkugelförmigen Augen nachdenklich an. Das filterähnliche Gewebe, das seine Nase verkörperte, knisterte leise.
„Ich hoffe, du hast recht", sagte er mit sanfter Stimme.
*
Die positronische Verriegelung des Schottes reagierte auf die Zellkernstrahlung von Personen, die aufgrund ihres Ranges oder ihrer Funktion das Recht hatten, die Gravitraf-Speicheranlage zu betreten. Die Porleyter hatten sich nicht die Mühe gemacht, die Programmierung des Riegels zu ändern. Das Schott öffnete sich
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