1085 - Der Symbionten-Träger
die seltsamen Stimmen der Porleyter? Spürte er nicht die sich aufblähenden Kardec-Auren?
Nur nicht nervös werden! redete er sich ein, während er auf ein schnelles Transportband sprang, das sich wie von selbst aktiviert hatte.
Er sprang vom Band, als er die offene Transmitterkammer vor sich sah. Das Gerät war aktiviert, und alle Transportinformationen würden sich löschen, sobald es ihn abgestrahlt hatte. Wohin, das konnte ihm gleichgültig sein. Valensen würde nicht so dumm sein, ihn direkt nach Kopenhagen zu holen.
Aber dumm genug, um auf mein Spiel hereinzufallen!
Mit dieser grimmigen Befriedigung stellte sich der Mann unter den flimmernden Torbogen. Noch einmal erschrak er, als die beiden Porleyter in der Kammer materialisierten, ihn sahen und einige der Kontaktflächen ihrer Kardec-Schilde berührten.
Der Saboteur riß die Waffe heraus und zog mit dem glutheißen Strahl eine dunkelrote Furche direkt vor den Aktionskörpern quer über den Boden. Dann, als die Auren sich aufblähten und das rosarote Leuchten ihn zu verschlingen drohte, löste sich die Umgebung vor seinen Augen auf.
Das Verhör vollzog sich in der bereits hinlänglich bekannten Weise. Cerla Bajun und Omaser Gattion konnten unter dem hypnosuggestiven Bann der Kardec-Schilde gar nicht anders, als die Wahrheit zu bekennen, weil sie nicht mentalstabilisiert waren.
Dabei hätte es dieser Beeinflussung gar nicht bedurft, denn sie wußten nichts, das sie den Porleytern nicht bereits vorher gesagt hätten.
„Ich habe ihn nie zuvor gesehen", wiederholte die Archivleiterin.
„Er entkam durch den Transmitter. Er hatte keine Zeit mehr, ihn zu programmieren - es sei denn, dies wäre geschehen, bevor er die Sabotage an den Speichern verübte."
„Das hätten wir festgestellt", sagte Gattion.
„Dann hatte er Helfer. Wer wußte von seinem Zerstörungswerk?"
„Außer uns nur die Kybernetische Schaltzentrale Kopenhagen. Sie ist einer der vielen Nervenknoten unserer Computervernetzung und für einen großen Teil der ehemaligen Region Skandinavien zuständig."
Weitere Erklärungen waren überflüssig. Die Porleyter kannten die Infrastruktur des Solsystems inzwischen fast besser als die Terraner selbst. Auf der Erde und den solaren Planeten funktionierte so gut wie nichts mehr ohne die Computervernetzung, deren Schattenseite nun auf so drastische Weise deutlich wurde. Die Porleyter hatten es wahrhaftig nicht nötig, physische Gewalt gegen Menschen anzuwenden. Es genügte vollkommen, wenn sie durch NATHAN das Computernetz lahm legten - und damit die gesamte Infrastruktur. Die Menschheit würde um Jahrtausende zurückgeworfen werden.
„Wir werden auf diese Provokation antworten", verkündete einer der beiden Fremden.
„Der Anschlag galt weniger dem Archiv als eindeutig uns. Wir sollten daran gehindert werden, uns weiter mit der Vergangenheit der Menschen zu beschäftigen. Wir haben die Spur des Attentäters verloren, aber nun werden uns jene dabei helfen, ihn wieder aufzuspüren, die ihm das Entkommen ermöglichten. Wer ist der Leiter der Schaltzentrale Kopenhagen?"
„Tyko Valensen", antwortete Omaser Gattion.
2.
Tyko Valensen war 53 Jahre alt und ein kleiner, normalerweise sehr ruhiger Mann, der ganz in seiner Arbeit aufging. Er war kahlköpfig und trug einen hellblonden Vollbart.
Unter den dünnen Brauen blickten zwei kleine Augen hervor, und die Haut des rundlichen Gesichts war immer etwas gerötet.
Nun jedoch schimmerte sie fast purpurn, und von der Ruhe des Stationschefs war kaum noch etwas geblieben, als die beiden Porleyter mitten in der Hauptschaltzentrale materialisierten und ihn ohne Vorwarnung beschuldigten, er oder einer seiner Leute hätte einem Saboteur das Entkommen aus dem Zeitgeschichtlichen Archiv in Aarhus ermöglicht.
Die fünf Männer und Frauen, die sich außer ihm in der Hauptschaltzentrale aufhielten, schwenkten sich in ihren Sitzen herum und starrten die Porleyter fassungslos an. Valensen schluckte.
„Was sollen wir getan haben? Einem Saboteur geholfen? Aber das ist doch absoluter Unsinn!"
„Du warst nicht über die Vorfälle im Archiv unterrichtet?" fragte einer der Porleyter.
„Natürlich war ich das! Wir konnten nichts tun, was nicht von Cerla Bajun schon selbst veranlaßt worden wäre. Hört zu, unsere Aufgabe ist es, Störungen zu beheben - aber nicht, solche rückgängig zu machen, die bereits erfolgt sind. Das aber war der Fall. Wir erhielten die Nachricht von der Speicherkontrolle des
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