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1086 - Der Vampir und der Engel

1086 - Der Vampir und der Engel

Titel: 1086 - Der Vampir und der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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lachte wieder. »Warum fragst du das? Ist es nicht viel wichtiger, wie es dir geht?«
    »Gut, wirklich.«
    »Ja«, erklärte er knirschend, »das glaube ich dir sogar. Dir geht es gut. Dir kann es auch nicht schlecht gehen, wo du doch nicht mehr zu uns gehörst.«
    »Zu euch?«
    »Zu den Menschen!« Er sah, wie Estelle den Kopf schüttelte, doch da von ließ er sich nicht beirren.
    Sie wollte ihn täuschen und verunsichern, doch die Zeichen am Hals waren nicht zu übersehen. Es war der Beweis genug für Bill. »Es tut mir leid«, sagte er.
    »Was tut dir leid?«
    »Das!« Er fügte nichts mehr hinzu und holte statt dessen die Beretta hervor, deren Mündung er auf die Frau richtete, die nichts sagte und nur schaute. »Verstehst du es, Estelle?«
    »Nein… nicht.«
    »Dann muß ich es dir erklären, und ich lüge nicht, wenn ich dir sage, daß es mir leid tut.«
    »Willst du mich erschießen, Bill?«
    Mit dieser direkten Frage hatte Bill nicht gerechnet, und er gab auch keine direkte Antwort. »Du bist hergekommen und siehst aus wie ein Mensch. Aber ich weiß, daß du keiner bist. Man hat dich gebissen, man hat dein Blut ausgesaugt. Du kannst den uralten Gesetzen nicht trotzen. Dieser Ezra hat dich zu einem Vampir gemacht. Es gibt gewisse Möglichkeiten, einen Vampir zu töten. Unter anderem mit geweihten Silberkugeln. Mit ihnen ist das Magazin geladen.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Bill faßte diese Antwort falsch auf und sagte: »Doch, es stecken geweihte Silberkugeln im Magazin. Obwohl ich auch nicht verstehe, daß du sich so schnell verändert hast. Normalerweise dauert es länger, bis der Fluch durchgedrungen ist. Aber bei dir ist es schneller gegangen, und ich werde dir mein Blut nicht geben, Estelle.«
    »Aber was redest du da?«
    »Die Wahrheit!«
    »Nein!«
    Für den Augenblick entstand in Bill die irrwitzige Hoffnung, daß diese Antwort auch stimmte, doch die Vorgänge sprachen einfach dagegen.
    Der Blutsauger hatte sie geholt und weggeschleppt. Wahrscheinlich an einen Ort, wo er in Ruhe hatte zubeißen und trinken können. Da paßte eins zum anderen. Es hatte sich zu einem Puzzle zurechtgefügt, und davon ließ sich Bill nicht abbringen, auch wenn Estelle wieder zu ihm sagte: »Du irrst dich!«
    Er verzog seinen Mund. »Ich würde mich gern irren, Estelle, das kannst du mir glauben. Aber es paßt alles zusammen.«
    »Ja.«
    »Na bitte.«
    »Er hat mich auch weggeschleppt«, flüsterte sie, »und wir sind in diese Toilette gegangen.«
    »Ist es dort geschehen oder nicht?«
    »Es ist passiert.«
    »Die Antwort reicht mir, Estelle.« Bill stand jetzt auf. Er sah, wie die junge Frau den Weg der Waffe verfolgte und wie die Mündung wieder auf ihre linke Brustseite zeigte, in der normalerweise das Herz eines Menschen schlägt. Das war bei ihr nicht mehr der Fall, glaubte Bill.
    Er wollte es kurz machen. Sein rechter Zeigefinger umfaßte bereits den Abzug.
    Der geringe Druck nach hinten reichte aus…
    »Bitte, noch einen Moment.«
    »Okay…«
    »Können Vampire atmen? Oder müssen sie atmen?«
    »Nein, das ist…«
    Sie ließ ihn nicht ausreden. »Dann sieh mich an, Bill Conolly. Schau und hör genau hin.«
    Er tat es, denn die Worte der Frau hatten ihn für einen Moment abgelenkt. Sie stand vor ihm. Er hörte, wie sie Luft holte und den Atem dann wieder ausstieß. Er konnte auch in ihren Mund schauen, den sie weit geöffnet hatte. Sogar die Oberlippe war dabei zurückgeschoben, so daß Bill die Zahnreihe sehen konnte.
    Das waren normale Zähne…
    Sie schloß den Mund. Zu sprechen brauchte sie nicht. Ihr Blick sagte genug.
    Auf einmal war die Beretta in seiner Hand schwer geworden. Estelle zog seinen Arm nach unten, und dann starrte die Mündung wie ein lebloses Auge gegen den Boden. Bill fühlte sich so schwach.
    Er schämte sich auch und konnte ein Zittern nicht unterdrücken.
    Langsam sackte er in die Knie und drehte sich dabei. Die Sitzfläche war nicht weit entfernt. Er konnte sich darauf niederlassen und blieb dort hocken.
    Er war blaß geworden. Die Waffe hielt er noch immer fest. Er schaffte es einfach nicht, sie wegzustecken.
    »Du… du atmest?«
    »Ja, wie immer.«
    »Du bist also kein Blutsauger geworden.«
    »Nein.«
    Er wollte und mußte es jetzt genau wissen. »Obwohl dich der Vampir geholt hat?«
    Estelle Crighton setzte sich ebenfalls und legte ihre Hände flach auf die Oberschenkel. »Wir waren allein. Er hat mich in einen Toilettenraum geschleppt. Es kam alles so, wie du es dir wahrscheinlich

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