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109 - Die Atemdiebin

109 - Die Atemdiebin

Titel: 109 - Die Atemdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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zugesagt hatte, noch einmal mit ihr zu sprechen. Müde wie er war, konnte Shaw außerdem ein wenig Unterhaltung gebrauchen, bis er den toten Punkt überwunden hatte.
    Außerdem sah die Frau sehr hübsch aus. Also keine unangenehme Gesellschaft, und da er, dank des Serums, keine Oberflächenkontakte mehr fürchten musste, galten sowieso neue Verhaltensregeln.
    Peter Shaw trat zur Seite, um Platz zu machen. »Okay, komm rein«, bot er an.
    Sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln und enterte auf. So krampfhaft wie sie dabei den Mantelkragen umklammerte, fragte sich Shaw einen Moment lang, ob sie darunter vielleicht nackt war. Gleich darauf schalt er sich einen Idioten. Eindeutig übermüdet, dachte er und ließ das Schott wieder zugleiten.
    Amelie wartete nicht auf ihn, sondern ging schon vor. Ohne jede Furcht vor der sie umgebenden Technik, folgte sie dem Licht, das aus dem Labor fiel und ein helles Rechteck auf den Boden malte. Auch das Elektronenmikroskop und die anderen wissenschaftlichen Geräte schienen sie eher mit Neugier denn mit Respekt zu erfüllen.
    »Versuchst du noch immer das Geheimnis der Nanobots zu entschlüsseln?«, fragte sie, als er zu ihr aufschloss. Wirklich erstaunlich, wie gut sie mit den aufgeschnappten Begriffen jonglierte. Barbarin oder nicht, sie besaß eine schnelle Auffassungsgabe.
    »Ja, und ich bin sogar schon einen Schritt weiter gekommen«, erklärte Shaw bereitwillig, denn es drängte ihn, jemanden mit seinen Ergebnissen zu beeindrucken. Mit einem stolzen Lächeln ließ er sich wieder in den warmen Schalensessel sinken, berührte kurz das Sensorpad und schaltete auf eine andere Aufnahme um.
    Erneut wurde ein isolierter Dodekaeder gezeigt. Die auf ihm sichtbaren Schaltungen waren nur noch teilweise ein Geheimnis für Shaw.
    »Die Frage lautet weiterhin, was der Erbauer mit einer Ansammlung von Nanobots bezweckt, die menschliches Gewebe auf molekularer Ebene zerstört«, erklärte er. Mehr für sich selbst, um seinen Gedankengang zu überprüfen, denn die Barbarin konnte ihn sicher nicht verstehen.
    »Commander Drax glaubt, dass es sich um eine Waffe handelt«, warf Amelie ein.
    Shaw sah überrascht auf. Wer hätte das gedacht? Die Kleine entwickelte sich tatsächlich zu einem vollwertigen Gesprächspartner.
    »Das mit der Waffe ist ein naheliegender Gedanke«, antwortete er. »Aber nur wenn man davon ausgeht, dass die Nanobots ausschließlich die natürliche Elektrizität des menschlichen Körpers umwandeln können. Der große Lieutenant Shaw hat aber herausgefunden, dass sich diese Nanobots sehr wohl kalibrieren lassen. Das war nicht ganz einfach, das kannst du mir glauben. Die einzelnen Elemente sind nämlich nicht viel größer als ein Kohlenstoff-Molekül.«
    »Das ist sehr, sehr klein«, bemerkte sie richtig.
    »Trotzdem ist es mir gelungen, einen Verbund von knapp fünfzig Nanobots mehrfach verschiedenen Energiestärken auszusetzen, bis sie plötzlich angesprochen haben. Meiner Theorie nach passen sich diese Dodekaeder jeder vorhanden Energiequelle an und wandeln sie entsprechend um. Sei es nun Licht, Wärme oder Elektrizität, sie absorbieren alles, was ihre Schaltkreise zum Glühen bringt. Doch nun wird es erst richtig interessant. Sie wandeln nämlich alles nur in eine ganz bestimmte niederfrequente Energie um, auf die ich mir keinen Reim machen kann. Wenn wir wüssten, wozu die benötigt wird, wären wir einen entscheidenden Schritt weiter.«
    Mit jedem seiner Worte wuchs die Faszination in Amelies himmelblauen Augen weiter an. Peter Shaw freute sich über die Bewunderung, die sie ihm entgegen brachte. Auch wenn sie ihn vermutlich für einen Zauberer hielt.
    »Du glaubst also, du kannst machen, dass der Stoff keinen Menschenatem mehr braucht?«, fragte Amelie, und legte gleich nach: »Dass er sich nur noch von etwas ernährt, das niemanden schadet?«
    Shaw gestattete sich ein überlegenes Grinsen. »Was heißt glauben? Ich habe es schon getan.«
    Die Wangen der Barbarin begannen zu glühen. Einen Moment lang glaubte der Lieutenant schon, sie wollte sich ihm ehrfürchtig vor die Füße werfen, stattdessen nahm sie erstmals die Hand von ihrem Kragen, der daraufhin ein Stück auseinander glitt.
    »Wenn das wahr ist«, verkündete sie verheißungsvoll, »dann will ich dir gerne zeigen, zu welchem Zweck die Transformation stattfindet.«
    Bei dem Wort Transformation erklang ein warnendes Schrillen in Shaws Hinterkopf. Er wusste, dass sie den Begriff nicht innerhalb dieses Labors

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