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109 - Die Atemdiebin

109 - Die Atemdiebin

Titel: 109 - Die Atemdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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darauf, Dämonen auszutreiben«, behauptete sie. »Sag mir nur, wem ich helfen soll. Dann können seine Leiden noch heute Nacht beendet werden.«
    Alaans Augen leuchteten dankbar auf. »Es geht um Amelie mit dem blauen Haar«, sprudelte es aus ihm hervor. »Sie ist der Atemdieb. Aber ich weiß, dass sie nicht anders kann und Reue empfindet wegen ihrer Taten.«
    Also doch! Am liebsten hätte Aruula in die Hände geklatscht, aber sie unterdrückte diese Regung, um Alaan nicht zu verletzten. »Gut, dass du dich mir anvertraut hast«, sagte sie. »Weißt du auch, wo wir Amelie finden können?«
    »Sie will sich mit mir in Venuras Bistroo treffen. Deshalb habe ich mir Blaances Flugandrone geliehen. Sie steht da hinten zwischen –«
    Ein durchdringender Schrei ließ ihn mitten im Satz verstummen. Aruula wirbelte herum, doch das umliegende Dickicht verwehrte ihr jeden Blick auf das, was auf dem Hügel vor sich ging. Der langgezogene Laut des Entsetzens wiederholte sich, und obwohl er nichts Menschliches an sich hatte, gab es doch keinen Zweifel daran, dass ihn ein Mann ausstieß. Ein Mann in höchster Todesangst.
    »Die Opfer«, keuchte sie. »Etwas greift sie an! Los, zu der Androne! Wir müssen retten, was noch zu retten ist.«
    ***
    Kurz nachdem Aruula das Versteck verlassen hatte, überflog Digger 4 fünf Gestalten, die sich, vorsichtig nach allen Seiten absichernd, in Richtung Basilika vorarbeiteten.
    Flecktarnanzüge und Vollglashelme wiesen den Trupp als französische Technos aus.
    Steckten also doch Soldaten aus St. Genis Laval hinter den grausamen Todesfällen? Oder trieb sie nur der gleiche Gedanke hierher, den auch Matt und seine Kameraden verfolgten: Dass diese und die folgenden Nächte hervorragend dazu geeignet waren, den »Atemdieb« auf frischer Tat zu ertappen?
    Nachdem der Rabe auf einem steinernen Mauerrest niedergegangen war, zoomte Corporal Andrew Farmer näher an die Gruppe heran. Zwei der haarlosen Gesichter, die sich unter den transparenten Kugeln abzeichneten, gehörten Colonel Dufaux und General Village. Leider war das nicht das Einzige, was ihnen bekannt vorkam.
    »Da!«, rief Captain McDuncan plötzlich. »Links außen, in dem Sturmgewehr des Infanteristen. Das ist doch einer unserer Emitter!«
    Selina hatte sich nicht getäuscht. Aus der Mündung des konventionellen Gewehr ragte tatsächlich der Laser-Emitter hervor. Und das war nicht die einzige Modifikation der Waffe.
    Dort, wo einst das Zwanzig-Schuss-Magazin gesessen hatte, steckte nun ein Hochleistungsspeicher, dessen Energieleitungen durch das Gehäuse zum Emitter führten. Auf diese Weise hatten die Technos innerhalb weniger Stunden eine primitive, aber zweifellos wirksame Strahlenwaffe gebaut.
    Fragte sich nur, wofür?
    Wie es schien, wollten sie damit nicht den beiden Fischern ans Leder. Statt die Distanz zur Basilika ganz zu überwinden, begannen sie nämlich auf halben Wege, sich nach links und rechts zu verteilen. Ganz klar, sie umstellten das Gebäude. Auf diese Weise ließ sich ein nächtlicher Besucher am besten abfangen, zumindest wenn man über keine mobilen Aufklärungseinheiten wie die Kolkraben verfügte. Dass sich die Soldaten eine neuen Waffe gebastelt hatten, ließ außerdem darauf schließen, dass sie eine recht genaue Vorstellung von ihrem Gegner hatten.
    Gab es etwa noch eine dritte Partei, von der sie nichts wussten? Oder war den Franzosen eines ihrer Experimente aus dem Ruder gelaufen? Um das herauszufinden, mussten sie sich weiter in Geduld üben. Dachte Matt. Und irrte.
    »Jetzt reicht's mir«, brauste Selina neben ihm auf. »Von einer zivilen Nutzung des Emitters kann ja wohl keine Rede sein. Damit hat sich Village selbst der Lüge überführt und wir dürfen ihm einige berechtigte Fragen stellen.«
    Ehe Matt sich versah, sprang sie schon auf und eilte ins Freie.
    »Hey, Vorsicht!«, rief Matthew ihr nach. »Die könnten allergisch auf neugierige Briten reagieren!«
    »Die sollen es nur wagen, mit Waffengewalt gegen uns vorzugehen!«, gab sie feurig zurück – und verschwand.
    Verblüfft sah Matt zu Corporal Farmer, der die Schultern zuckte, den handgroßen T-Rechner zusammenklappte und nach seinem LP-Gewehr griff. »Frauen«, bequemte er sich dann doch zum Ansatz einer Erklärung.
    Matt blieb nichts anderes übrig, als sich ihm anzuschließen.
    Gemeinsam eilten sie der Kommandantin hinterher, die schon ein gutes Stück voraus war. Obwohl sie ohne Deckung nahten, entdeckten die Franzosen sie erst, als sie schon

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