1093 - Testwelt Cheyraz
erkennen. „Kogge DRUDEL im Anflug auf Cheyraz.
Wir haben die angeforderten Medikamente an Bord und bitten um Landeerlaubnis."
Pert Laagmer wurde sofort hellhörig. Er runzelte verwirrt die Stirn.
„Medikamente?" fragte Martha ungläubig. „Welche Medikamente? Wovon sprichst du, Mann?"
„Sie wurden von euch bestellt. Kistenweise. Alles mit Vermerken wie DRINGEND und EILT. Die Anforderung ist abgezeichnet von einem gewissen..." Nego suchte in seinen Unterlagen nach dem betreffenden Namen. „Ja, hier... Pert Laagmer, Handelsrat."
Martha Konnikheim blickte Pert fragend an. Der war jedoch noch zu überrascht, um das merkwürdige Spiel zu durchschauen. Er schüttelte den Kopf.
„Keiner hat Medikamente geordert", behauptete Martha. „Auch der Handelsrat nicht."
„Wollt ihr uns verschaukeln?" fragte der Kommandant verärgert.
„Was soll das, zum Teufel? Wir haben die Lagerräume so voll von dem Zeug, daß wir schon dachten, bei euch sei eine Epidemie ausgebrochen. Und jetzt wollt ihr nichts mehr davon wissen? Das könnt ihr mit mir nicht machen, bei allen verdammten Porleytern! Ich bestehe darauf, daß die Ware abgenommen und ordnungsgemäß bezahlt wird."
Martha bewegte die Hand in einer Weise, die deutlich machte, was sie vom Geisteszustand Nego Snaavajs hielt. In Perts Kopf hingegen entwickelte sich allmählich eine diffuse Ahnung dessen, was der Mann eigentlich beabsichtigte.
„Was ist nun?" schimpfte der Kommandant lauthals. „Kriege ich einen Leitstrahl, oder muß ich die DRUDEL von Hand hinunterbugsieren?"
„Natürlich kriegst du einen Leitstrahl", keifte Martha zornig. „Keine Angst, wir lassen euch nicht im Orbit verhungern. Allerdings solltest du dir einen anderen Ton angewöhnen, solange du dich auf Cheyraz befindest."
Sie hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als sich das Schott der Kontrollzentrale öffnete. Ein Porleyter trat ein und sah sich aufmerksam um. Der Handelsrat identifizierte ihn anhand der Rückenplakette als Prudase-Pene-Sarth. Offenbar befand er sich auf einem der üblichen Inspektionsgänge.
Und plötzlich, während Pene durch den Raum schritt und Martha einige Schaltungen programmierte, begriff Pert Laagmer, warum sich der Kommandant der DRUDEL so auffallend provokant benahm.
Von wegen Medikamente! dachte er. Nego Snaavajs polterndes Auftreten und die Lieferung nicht bestellter Waren konnte nur eine Bedeutung haben: Die DRUDEL kam nicht in einer Handelsmission! Die Besatzung des Kontors sollte den Bluff durchschauen, nicht jedoch die Porleyter...
Es gelang Pert nicht, auf Anhieb die Konsequenzen daraus zu überblicken, aber er wußte, wie er sich zu verhalten hatte. Er zwang sich, ruhig zu bleiben, damit Prudase-Pene-Sarth keinen Verdacht schöpfte. Er beugte sich vor und übernahm die Funkverbindung, bevor Martha irgend etwas verdarb.
„Achtung, DRUDEL, Leitstrahl kommt. Ich bedanke mich für die prompte Erledigung der Bestellung."
3.
„Er hat's kapiert", knurrte Nego Snaavaj, während er die Verbindung mit der Kontrollzentrale auf Cheyraz unterbrach.
„Es wurde auch Zeit", ergänzte Pierre Cairanne bissig. „Wenn der Handelsrat nicht geschaltet hätte, wären wir und unsere ganze einfältige Fracht von den Porleytern zum Teufel gejagt worden."
Der Kommandant nickte.
„So aber haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Wir besitzen ein Alibi für unsere Landung - und Pert Laagmer kann sich ungefähr denken, was auf ihn und seine Leute zukommt."
Äußerlich strahlte Nego weiterhin große Gelassenheit aus. Er war ein breitschultriger Mann mit Ansätzen zur Korpulenz, den so leicht scheinbar nichts aus der Ruhe bringen konnte. Nur wer ihn näher kannte, vermochte aus kleinen Gesten zu ersehen, daß ihn in Wahrheit ungemeine Spannung und Nervosität beherrschten.
„Leitstrahl ist aufgebaut", meldete Silvia Ghass knapp. „Autopilot übernimmt."
Die weitere Steuerung und Kontrolle des Landeanflugs oblag damit jetzt der Bodenstation. Von dort wurde über eine hyperenergetische Impulsbrücke die Navigation der Kogge besorgt.
Nego beobachtete die optische Wiedergabe auf dem Panoramabildschirm, während die DRUDEL in die oberen Schichten der Lufthülle eindrang und schnell tiefer sank.
Cheyraz war der dritte von insgesamt acht Planeten der gelben Sonne Nakkno, etwa 32.000 Lichtjahre von der Erde in Richtung M13 entfernt, mit einer atembaren, aber dünnen Sauerstoffatmosphäre, einer Gravitation von nur 0,82 Gravos und einer Eigenrotation von
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