1093 - Testwelt Cheyraz
machen, wer bei Unruhen die Leidtragenden sein werden."
Bruno wollte etwas erwidern, doch der Freund gebot ihm mit einer heftigen Geste, zu schweigen. Jedes zu laut gesprochene Wort konnte die Porleyter auf sie aufmerksam machen und sie verraten.
Gemächlich kletterten die Fremden in ihr Fahrzeug. Insgeheim befürchtete Zorc, sie könnten bemerken, daß sich jemand an dem Gleiter zu schaffen gemacht hatte. Sie schienen jedoch keinen Argwohn zu schöpfen. Mit leisem Summen sprangen die Triebwerke an.
Abermals brachte es Bruno nicht fertig, seine Gedanken für sich zu behalten.
„Wir packen sie!" In seinem Blick leuchtete ein gefährliches Feuer. „Das überleben sie nicht!"
Zorc war sich dessen nicht so sicher. Es mochte durchaus sein, daß die Explosion weniger Wirkung zeigte, als die beiden Ingenieure sich erhofften.
Der Gleiter hob vom Boden ab, drehte sich schwerfällig und schwenkte mit dem Bug nach Norden. Dann nahm er Fahrt auf und entfernte sich rasch von der Stadt. Die mittlerweile tiefstehende Sonne badete die Karosserie in weiches Licht, bis der Nebel die Konturen verwischte.
Bruno stützte sich mit den Ellbogen auf der Brüstung ab und beugte sich weit vor.
Seine Augen brannten.
„Jetzt!" brach es aus ihm heraus. „Jetzt! Zünden!"
Zorcs Gesicht war von einer unnatürlichen Starre. Er zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bevor er den Impulsgeber betätigte.
Irgendwo inmitten des Dunstes blitzte es kurz und breitflächig auf. Bruno versuchte sich vorzustellen, wie das Triebwerk des Gleiters in einer Stichflamme zerfetzt wurde. Er hörte das singende Pfeifen, als die Maschine, jeder Kontrolle beraubt, dem Boden entgegenstürzte, und preßte die Lippen aufeinander. Erstmals kam ihm der Gedanke, daß ihre Tat moralisch verwerflich sei.
Wie geplant, versagten beim Aufprall Sicherungen, Löschanlagen und Trennschotte für den Katastrophenfall. Das Fluggerät explodierte. Greller Schein brach aus dem Nebel, gefolgt von berstendem Krachen und rollendem Donner.
„Es hat sie erwischt", sagte Bruno so leise, als könne er noch nicht glauben, daß ihr Plan gelungen war. „Wir sind sie los."
Unten, auf den Straßen, entstand jetzt Bewegung. Von den akustischen Begleiterscheinungen der Explosion aufgeschreckt, kamen viele Siedler hierher, um zu sehen, was geschehen war. Sie versammelten sich auf dem Parkplatz - insgesamt vielleicht fünfzig oder hundert Personen. Bruno und Zorc duckten sich unwillkürlich, um nicht zufällig entdeckt zu werden.
Und dann geschah das Unglaubliche.
In den Widerschein der Feuersbrunst mischte sich rosaroter Schimmer. Bruno riß entsetzt die Augen auf. Zorc unterdrückte einen Schrei. Zwei Energieblasen schoben sich aus dem Dunst, jede von ihnen hundert Meter im Durchmesser, und näherten sich langsam der Stadt. Wenn man genau hinsah, konnte man die Körper der Porleyter in ihnen erkennen.
In die Menge auf dem Parkplatz kam hektisches Leben. Die Stimmen der Menschen wurden schrill, einige streckten die Arme aus und deuteten aufs flache Land hinaus, andere flohen in plötzlicher Panik oder suchten Schutz zwischen den Häusern. Sie alle begriffen, daß der Anschlag auf die Porleyter nicht ungestraft bleiben würde.
„Das... das gibt es nicht", stammelte Bruno, als der lähmende Schock in ihm allmählich abklang. „Sie müßten... tot sein ..."
Zorc fiel es leichter, die Tatsachen zu akzeptieren. Das Attentat war kläglich gescheitert, und die Porleyter schienen nicht einmal einen Kratzer abbekommen zu haben.
„Die Kardec-Schilde", sagte er ernüchtert. „Sie bieten ihnen sogar Schutz gegen die thermischen und kinetischen Gewalten einer Triebwerksexplosion."
„Das gibt es nicht", wiederholte Bruno fassungslos.
Zorc hatte vorgesorgt für den Fall, daß der Anschlag ohne Erfolg blieb. Er schleuderte den Impulsgeber von sich, hielt plötzlich einen Desintegrator in der Hand, zielte kurz und drückte ab. Der grünliche Strahl fraß sich in das Instrumentengehäuse. In Sekundenschnelle verpuffte das Gerät in seine atomaren Bestandteile.
Bruno starrte ihn entgeistert an.
„Du hast damit gerechnet..."
„Wir mußten damit rechnen", entgegnete Zorc kühl, während er die Waffe im Innenfutter seiner Jacke verbarg. Er packte den Kameraden am Arm und zog ihn von der Brüstung weg. „Los jetzt! Wir verschwinden, bevor sie uns auf die Spur kommen."
*
„Der Gleiter ist völlig ausgebrannt", erklärte Pert Laagmer, und ein Translator übersetzte seine
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