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1098 - Das brennende Gesicht

1098 - Das brennende Gesicht

Titel: 1098 - Das brennende Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eine Wiese hinweg auf ein Haus. »Dort drüben wohne ich.«
    »Was ist mit den Kindern?«
    »Sie schauen nur.«
    Ich trat näher an die Absperrung und blieb stehen, als ich sie berühren konnte. Die alten Weihnachtsbäume und auch andere Zweige und Äste waren zerhackt und aufeinander geschichtet worden. Als Kappe diente die dunkle Teerschicht. Sie sah rissig aus und sonderte einen typischen Geruch ab.
    Hinter mir knirschten Schritte im Schnee. Als ich den Kopf drehte, sah ich, wie der Mann winkte und zu seinem Haus zurückging.
    Ich blieb noch stehen. Dabei wartete ich, bis er die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht hatte, denn ich wollte bei meinem kleinen Test nicht beobachtet werden.
    Ich griff in die Tasche, in die ich unterwegs schon mein Kreuz gesteckt hatte, und zog es hervor. Handschuhe trug ich nicht. Der Talisman war etwas warm, aber nicht aktiviert. Er hatte die normale Wärme der Tasche aufgefangen.
    Ich hatte mir sagen lassen, daß es hier zur ersten Begegnung mit dem unheimlichen Gesicht gekommen war. Die beiden jungen Männer hatten es hier gesehen. Ich wollte herausfinden, ob sich dieser noch nicht brennende Haufen zu einer magischen Zone entwickelt hatte. Die Kinder waren mittlerweile verschwunden, so daß ich ganz allein vor dem Biikenhaufen stand. Es war nicht mehr so schön. Der Himmel hatte eine leicht graue Farbe angenommen, hinter der sich die Sonne nur blaß abzeichnete. Es war durchaus möglich, daß es gegen Abend schneite.
    Ich legte das Kreuz auf die Teerkappe, hielt die Kette allerdings fest, um es so schnell wie möglich wieder zurückziehen zu können.
    Es tat sich nichts.
    Keine Erwärmung des Kreuzes. Keine Veränderung der Teerkappe, kein Rauch, der in die Höhe kräuselte und damit auch kein Gesicht eines längst verstorbenen Piraten.
    Vor mir stand ein völlig normaler Biikenhaufen, und ich hätte über meinen gesamten Einsatz lachen können, wäre es nicht zu dieser Veränderung bei den Jungen gekommen.
    Ich machte mir meine Gedanken und kam zu dem Entschluß, daß der Geist des Piraten Wazlaw möglicherweise den Ort hier verlassen hatte und in Ole oder Jan steckte. Vielleicht auch in beiden. So wie sie sich verhalten hatten, konnte das durchaus möglich sein.
    Es brachte nichts, wenn ich das Kreuz noch länger auf der Teerdecke liegenließ. Deshalb steckte ich das Kreuz wieder weg. Ich wollte zurück zum Hotel und dort den Einbruch der Dunkelheit abwarten. Es hatte keinen Sinn, wenn ich nach den beiden Jungen suchte. Die Insel war groß. Ole und Jan kannten sie im Gegensatz zu mir. Da gab es zahlreiche Orte, an denen sie sich bis zum Beginn des Brennens verbergen konnten.
    Ich ging wieder zu meinem Wagen, stieg ein und fuhr zum Deich-Hotel zurück.
    Auf dem Parkplatz standen jetzt mehr Fahrzeuge als bei meiner Ankunft. Ich fand noch eine Lücke. Über die Schneefläche ging ich auf den Eingang zu. Die Helligkeit des Tages zog sich zurück. Der Schnee warf das Licht nicht mehr zurück. Er wirkte blaß und hatte Schatten erhalten.
    Hinter den Zimmerfenstern schimmerte Licht. Das große Essen würde erst nach dem Biikenbrennen stattfinden, und anschließend würde die Feier in der Bar weitergehen.
    Im Eingangsbereich blieb ich stehen. Eine junge, dunkelhaarige Frau nickte mir zu. Sie trug Jeans und einen hellen, dünnen Pullover. Dann erschien Claas Claasen. Er trug jetzt ein blaues Hemd, eine Krawatte, ein dezent kariertes Jackett und hellblaue Jeans.
    Lächelnd winkte er mir zu.
    »Irgendwelche Nachrichten für mich?« fragte ich.
    »Nein, aber es hat jemand nach Ihnen gefragt.«
    »Wer?«
    »Ole Gatz.«
    »Bitte?«
    »Ja, er war hier.«
    »Was wollte er?«
    »Das hat er mir leider nicht gesagt.«
    »Hm. Und wo ist er jetzt?«
    Claasen zuckte die Achseln. »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich habe ihn nicht mehr gesehen, da ich zuviel durch andere Gäste in Anspruch genommen wurde.«
    »Er hat auch nichts hinterlassen?«
    »Leider nein.«
    Etwas besorgt schaute mich Claas an. »Und sonst? Alles in Ordnung, Herr Sinclair?«
    »Nein«, erwiderte ich leise. »Aber es ist gut, daß ich auf der Insel bin.«
    Das Gesicht des Hoteliers verschloß sich. »Soll das heißen, daß es Ärger geben könnte?«
    »Ich kann ihn nicht ausschließen.«
    »Die Spur war richtig – oder?«
    »Ja.«
    Er wurde abgelenkt, denn hinter mir hörte ich Kinderstimmen.
    Zwei der drei Kleinen hatten Sehnsucht nach dem Papa. Ein Junge und ein Mädchen, beide schon ziemlich groß, und im Schlepptau hatten

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