1098 - Der steinerne Bote
Mund, mein Kleines. In der Tat ist es die Aufgabe der Gerjoks und anderer Hilfsvölker der fremden Superintelligenzen, örtlich hohe Konzentrationen an Bremsmaterie zu erzeugen, damit sich das Rotierende Nichts gerade an diesen Orten leichter entladen kann. Das ist, was ich den Lawineneffekt nenne. Kommt auf einem eng begrenzten Bereich eine nennenswerte Konzentration an Bremsmaterie zustande, so fällt die Erzeugung weiterer Bremssubstanz wesentlich leichter. Es braucht dafür weniger Energie aufgewendet zu werden. Nach den Hypothesen der Gerjoks läßt sich sogar ein Zustand erreichen, in dem die Konzentration an bereits gewonnener Bremsmaterie so groß wird, daß sich das Rotierende Nichts von da an ohne weitere Energiezufuhr von selbst entlädt."
Nachdenkliche Stille folgte den Worten des Haluters. Es war jedermann klar, daß Icho Tolots Ausführungen den Weg wiesen, wie der Anker des Frostrubins, den Bemühungen der Seth-Apophis'schen Hilfsvölker zum Trotz, gefestigt werden konnte. Die BASIS durfte keine Zeit verlieren; in der Milchstraße wartete man auf Perry Rhodan und den Ring der Kosmokraten. In den paar Tagen, die noch zur Verfügung standen, konnten unmöglich alle Konzentrationen an Bremsmaterie beseitigt werden. Aber ein Anfang ließ sich machen. Man konnte genug Schaden anrichten, um Seth-Apophis in ihrem Streben, den Anker zu lösen, Monate, vielleicht gar Jahre zurückzuwerfen. Es war aber auch klar, daß mit einem solchen Unternehmen Schwierigkeiten verbunden waren.
Perry Rhodan brachte sie zur Sprache.
„Es fallen einem ohne langes Nachdenken ein halbes Dutzend Methoden ein. wie sich Konzentrationen an Bremsmaterie beseitigen lassen", begann er. „Was wir dabei nicht übersehen dürfen, ist, daß sich in unmittelbarer Nähe der Konzentrationen - oder sogar in ihrem Innern - Abteilungen von Gerjoks, Sawpanen, Phygos, und wie Seth-Apophis' Hilfstruppen sonst noch heißen mögen, aufhalten. Wir kennen die Lage der Dinge aus Icho Tolots Schilderungen. Unsere Aufgabe muß sein, die Häufungen an Bremsmaterie zu vernichten, ohne daß intelligentes Leben darunter leidet. Ich weiß im Augenblick noch nicht, wie das gemacht werden soll. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Ihr seid alle eingeladen und aufgefordert, euch die Köpfe zu zerbrechen und eine brauchbare Methode zu entwickeln."
*
Perry Rhodan kehrte in sein Quartier zurück. Er fühlte sich entspannt, dem Ziel einen Schritt näher, fast schon auf dem Heimweg in die Milchstraße. Wie am Abend zuvor genoß er einen Becher Wein. Er konnte an Gesil denken, ohne dabei unruhig zu werden.
Die Erinnerung an die vergangene Nacht war wie eine sanfte Glut, die ihm das Herz erwärmte und ihn mit Freude erfüllte. Die Gedanken an Atlan, der auf der Erde zurückgeblieben war und ihn als Nebenbuhler im Kampf um Gesils Gunst betrachtete, schob er beiseite.
Er öffnete das mehrfach gesicherte Behältnis, in dem er den Ring der Kosmokraten aufbewahrte. Behutsam nahm er den geheimnisvollen, im hellblauen Glanz eines Aquamarins strahlenden Gegenstand hervor und schob ihn sich über den Arm. Wie immer, wenn er den Ring versuchsweise überstreifte, wartete er darauf, daß sich eine Wirkung bemerkbar machte. Aber auch diesmal verhielt sich der Ring der Kosmokraten wie ein lebloser Gegenstand. Er spürte nichts außer der Kühle, die von der seltsamen Substanz ausging. Und zum hundertsten Mal, seitdem er das Duurdefil gefunden und den Ring an sich genommen hatte, fragte er sich, wie ein totes Objekt bewirken solle, daß die Porleyter Vernunft annahmen.
Da bildeten sich im Hintergrund seines Bewußtseins die Umrisse eines neuen Gedankens. Er vergaß den Ring der Kosmokraten und die Porleyter und konzentrierte sich auf die Idee, die sich scheinbar ohne sein Zutun entwickelte und Gestalt annahm. Seine Gedanken kreisten um den Aufrißprojektor, die verheerendste Waffe, die die BASIS an Bord führte. Ihr amtlicher Name war „Selphyr-Fataro-Gerät". Sie war integraler Bestandteil des Großraumschiffs gewesen, als NATHAN die BASIS, die er ohne offiziellen Auftrag nach alten Planunterlagen der aphilischen Regierung unter Trevor Casalle gebaut hatte, aus den sublunaren Werften ausspie. Selphyr und Fataro, zwei aphilische Techniker, hatten die Waffe entwickelt. Das Prinzip ging in Wirklichkeit jedoch auf den genialen Physiker und Wehrtechnikspezialisten Kahasch zurück, der, obwohl selbst Aphiliker, aus angeborener Bescheidenheit darauf verzichtet hatte, daß sein
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