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1098 - Der steinerne Bote

Titel: 1098 - Der steinerne Bote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Informationen."
    „Welcher Art?" erkundigte sich eine Robotstimme.
    Er zögerte. Er tat dies nur, um sich abzulenken. Wonach sollte er fragen?
    „Galakto-Genetik", antwortete er kurzentschlossen.
    Eine Liste erschien auf der Bildfläche und bezeichnete die einschlägigen Untergebiete der Galakto-Genetik. Sein Blick fiel auf INTERSTELLARE VIROLOGIE. Er rückte die Schreibmarke auf die entsprechende Zeile und drückte die Sendetaste. Die Liste verschwand, und an ihrer Stelle erschien eine zweite, die markante Interessengebiete des Wissensbereichs Interstellare Virologie identifizierte. Aufs Geratewohl wählte er ein Thema mit dem umfangreichen Titel „Die Rolle der Silikonuklease bei der Bildung exotischer, RNAähnlicher Strukturen."
    „Willst du es selber lesen, oder soll ich es dir vortragen?" fragte die Robotstimme.
    „Danke", antwortete Perry Rhodan, „ich lese selbst."
    Der wortreiche Text interessierte ihn nicht sonderlich. Er verstand ohnehin nur die Hälfte. Mikrobiologie war eines der Gebiete, mit denen er sich in der jüngeren Vergangenheit nur sporadisch hatte beschäftigen können. Um so interessanter fand er dagegen die statistischen Daten, die als Appendix zu jedem im Archiv gespeicherten Stück Information gehörten und unter anderem Auskunft darüber gaben, wann, wie oft und von wo im Lauf des vergangenen Tages, der vergangenen Woche, des vergangenen Monats nach diesem Archiveintrag verlangt worden war. Er hielt es für erstaunlich, wie viele Informationssuchende sich während der vergangenen Woche für den exotischen Mikrobaustoff Silikonuklease interessiert hatten. Er zählte neunzehn Zugriffe während der vergangenen vierundzwanzig Stunden, 135 Zugriffe im Lauf der vergangenen Woche.
    Noch merkwürdiger erschien ihm, daß nahezu alle Zugriffe von ein und demselben Datengerät aus erfolgt waren, wie die Statistik auswies.
    Dann aber fiel es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen. Als er den Computer beauftragte, ihm den Besitzer des Datenanschlusses zu nennen, wußte er die Antwort schon im voraus. Er schaltete das Gerät ab und tippte einen Anschlußcode in die Adreßtastatur des Interkoms. Ein Symbol leuchtete auf und ließ ihn wissen, daß der Empfänger des Anrufs die Bildübertragung unterdrückt wissen wollte. Eine samtene Stimme fragte flüsternd: „Wer spricht?"
    „Gesil, ich habe mir dir zu sprechen", antwortete Perry.
     
    *
     
    Als er sie in den Armen hielt, verstand er nicht mehr, wie er so lange ohne sie hatte auskommen können. Er begriff nicht, wie es ihm Tag um Tag gelungen war, sie aus seinen Gedanken zu verbannen. Er schalt sich einen Narren - und doch: Wenn er die Augen schloß, stand das Bild wieder vor ihm, das Bild des Domes Kesdschan, in dem er zum Ritter der Tiefe geweiht worden war, und er hörte die dröhnende Stimme, die ihn wissen ließ, daß er von nun an im Auftrag der Kosmokraten handele.
    „Warum hast du dich so lange nicht sehen lassen?" Gesils dunkle Stimme brachte ihn in die Gegenwart zurück. „Ich habe mich nach dir gesehnt."
    Er löste sich aus der Umarmung. Sie musterte ihn aus großen Augen, in denen ein dunkles Feuer glomm. Dunkles Haar umrahmte ein klassisch geschnittenes Gesicht.
    Volle Lippen, leicht geöffnet, verhießen, wonach er sich tagelang gesehnt hatte, ohne es zugeben zu wollen.
    „Ich habe wichtige Dinge zu tun", antwortete er. Nicht so todernst, um Himmels willen!
    Er zwang sich zu einem spöttischen Lächeln. „Du hast eine gewisse Art, Männer vergessen zu machen, welches ihre eigentliche Aufgabe ist. Ich bin in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Aber ich bin hier im Auftrag der Menschheit, und die Menschheit kann es sich nicht leisten, daß ich mich von dir ablenken lasse."
    Sie erwiderte sein Lächeln. „Ist es so schlimm?" fragte sie.
    „Schlimm? Oh, du Hexe, du hast keine Ahnung, welches Paradies..."
    Er unterbrach sich mitten im Satz und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Mein Gott, fünf Minuten erst war er hier, und schon stand er im Begriff, Hals über Kopf von neuem dem süßen Bann zu verfallen, dem er mehr als eine Woche lang erfolgreich widerstanden hatte.
    „Sprich weiter", flüsterte sie.
    Er schüttelte den Kopf. „Nein. Ich bin gekommen, um etwas von dir zu erfahren. Du bist eine fleißige Benutzerin des Archivs der BASIS. Ich will wissen, was du an Silikonuklease und RNA-Ersatz so interessant findest."
    Er war nicht sicher gewesen, wie sie auf diese Frage reagieren würde. Ihr helles Lachen überraschte

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