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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mit ihm auszugleichen habe.“
    „So will ich wenigstens für genügende Beleuchtung sorgen, damit er sich nicht dennoch davonschleichen kann.“
    Er ging in das Haus zurück und kehrte bald mit zwei Lampen wieder. Diese bestanden sehr einfach aus blechernen Petroleumkannen, aus deren Öffnungen ein starker Docht hervorsah. Glaszylinder und Schirm gab es nicht dabei. Dennoch reichten die beiden dunkel lodernden und stark qualmenden Flammen vollständig aus, den Platz vor der Tür zu erleuchten.
    Eben als der Wirt die Lampen an zwei Baumäste gehängt hatte, ließen sich Schritte hören, welche sich von daher näherten, wo die Maisfelder lagen.
    „Meine Hands kommen heim“, sagte Helmers.
    Unter ‚Hand‘ versteht der Amerikaner jede männliche oder weibliche Person, die sich in seinem Dienst befindet. Er hatte sich geirrt. Als der Nahende in den Lichtkreis trat, sah man, daß er ein Fremder sei.
    Er war ein langer, starker, vollbärtiger Kerl, vollständig mexikanisch gekleidet, doch ohne Sporen, was hier auffallen mußte. An seinem Gürtel blickten die Griffe eines Messers und zweier Pistolen hervor, und in der Hand trug er eine schwere, mit silbernen Ringen verzierte Büchse. Als seine dunklen Augen mit scharfem, stechendem Blicke über die einzelnen Personen der Gruppe flogen, machte er den Eindruck eines physisch starken, aber auch rohen Menschen, von welchem man zarte Regungen nicht erwarten dürfe.
    Als sein Blick über das Gesicht des Mormonen streifte, zuckte er auf eine eigentümliche Weise mit der Wimper. Niemand als nur der Mormone bemerkte das. Es war jedenfalls ein Zeichen, welches diesem letzteren galt.
    „Buenas tardes, Señores!“ grüßte er. „Ein Abend bei bengalischer Beleuchtung? Der Besitzer dieser Hazienda scheint ein poetisch angelegter Mann zu sein. Erlaubt, daß ich mich für eine Viertelstunde bei Euch ausruhe, und gebt mir einen Schluck zu trinken, wenn überhaupt hier etwas zu bekommen ist.“
    Er hatte in jenem spanisch-englischen Mischmasch gesprochen, dessen man sich an der mexikanischen Grenze häufig zu bedienen pflegt.
    „Setzt Euch nieder, Señor!“ antwortete Helmers in demselben Jargon. „Was wollt Ihr trinken? Ein Bier oder einen Schnaps?“
    „Bleibt mir mit Eurem Bier vom Leib! Ich mag von solcher deutschen Brühe nichts wissen. Gebt mir einen kräftigen Schnaps, aber nicht zu wenig. Verstanden?“
    Seine Haltung und sein Ton waren diejenigen eines Mannes, welcher nicht gewohnt war, mit sich scherzen zu lassen. Er trat ganz so auf, als ob er hier zu gebieten habe. Helmers stand auf, um das Verlangte zu holen, und deutete auf die Bank, wo er dem Fremden Platz gemacht hatte. Dieser aber schüttelte den Kopf und sagte:
    „Danke, Señor! Hier sitzen schon viere. Will lieber dem Caballero Gesellschaft leisten, welcher da so einsam sitzt. Bin die weite Savanne gewohnt und habe es nicht gern, so eng beieinander zu sitzen.“
    Er lehnte sein Gewehr an den Stamm des Baumes und setzte sich zu dem Mormonen, den er mit einem leichten Griff an den breiten Rand seines Sombrero begrüßte. Der Heilige des jüngsten Tages erwiderte den Gruß in ganz derselben Weise. Beide taten, als ob sie einander vollständig fremd seien.
    Helmers war in das Haus getreten. Die anderen verschmähten aus natürlicher Höflichkeit, ihre Blicke in auffälliger Weise auf den Fremden zu richten. Das gab demselben die willkommene Gelegenheit, dem Mormonen zuzuraunen:
    „Warum kommst du nicht? Du weißt doch, daß wir Nachricht haben wollen.“
    Er sprach dabei das reinste Yankee-Englisch.
    „Man läßt mich nicht fort“, antwortete der Gefragte.
    „Wer denn?“
    „Dieser verdammte Nigger da.“
    „Der kein Auge von dir wendet? Was hat er denn?“
    „Er behauptet, daß ich seinem Herrn Geld gestohlen habe, und will mich lynchen.“
    „Mit dem ersteren kann er das Richtige getroffen haben; das letztere aber mag er sich aus dem Sinne schlagen, falls er es nicht riskieren will, daß wir ihm mit unseren Peitschen sein schwarzes Fell blutrot färben. Gibt es etwas Neues hier?“
    „Ja. Sechs Diamondboys wollen mit bedeutenden Summen über den Llano.“
    „Alle Teufel! Sollen uns willkommen sein! Werden ihnen mal in die Tasche gucken. Bei der letzten armseligen Gesellschaft war ja gar nichts zu finden. Doch still! Helmers kommt.“
    Der Genannte kehrte mit einem Bierglas voll Schnaps zurück. Er stellte es vor den Fremden und sagte:
    „Da, wohl bekomme es, Señor! Habt heut' wohl einen weiten Ritt

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