11 - Die Helden des Westens
Schuldigen gekauft, sondern bist selbst der Mörder und als solcher dem Gesetz des Llano estacado verfallen.“
„Hund!“ knirschte der Fremde. „Soll ich dich zermalmen? Dieses Gewehr ist mein Eigentum. Beweise es doch, daß es diesem Haziendero gehört hat!“
„Sogleich!“
Er nahm das Gewehr vom Stamm des Baumes weg und drückte an einer der kleinen Silberplatten, welche in den unteren Teil des Kolbens eingelegt waren. Sie sprang auf, und unter ihr zeigte sich ein zweites Plättchen mit dem vollständigen Namen, den er vorher genannt hatte.
„Schaut her!“ sagte er, das Gewehr den anderen zeigend. „Hier ist der unumstößliche Beweis, daß dieses Gewehr Eigentum des Haziendero war. Er hat es mir einigemal geborgt; daher kenne ich es so genau. Es ist höchst gefährlich für einen Mörder, einen geraubten Gegenstand, dessen Eigentümlichkeiten ihm unbekannt sind, mit sich umherzutragen. Ich will euch nicht fragen, ob ihr diesen Mann für den Mörder haltet. Ich selbst, ich halte ihn für denselben, und das genügt. Seine Augenblicke sind gezählt.“
„Die deinigen auch!“ schrie der Fremde, indem er auf ihn einsprang, ihm das Gewehr zu entreißen.
Aber Bloody-Fox trat blitzschnell einige Schritte zurück, schlug die Büchse auf ihn an und gebot:
„Stehenbleiben, sonst trifft dich die Kugel. Ich weiß genau, wie man mit solchen Leuten umzuspringen hat. Hobble-Frank, Juggle-Fred, legt auf ihn an, und wenn er sich bewegt, so schießt ihr ihn sofort nieder!“
Die beiden Genannten hatten im Nu ihre Gewehre erhoben und auf den Fremden gerichtet. Es handelte sich hier um das Präriegesetz, welches nur einen einzigen, aber vollständig genügenden Paragraphen hat; da gibt es für einen braven Westmann kein Zaudern.
Der Fremde sah, daß Ernst gemacht wurde. Es handelte sich um sein Leben; darum stand er bewegungslos.
Bloody-Fox senkte jetzt das Gewehr, da die beiden anderen Büchsen den Mann auf seiner Stelle hielten, und sagte:
„Ich habe dir dein Urteil gesprochen, und es wird sofort vollstreckt werden.“
„Mit welchem Recht?“ fragte der Fremde mit vor Grimm bebender Stimme. „Ich bin unschuldig. Und selbst wenn ich schuldig wäre, brauche ich es mir nicht gefallen zu lassen, von solchen hergelaufenen Leuten gelyncht zu werden, am allerwenigsten aber von einem Kind, wie du bist.“
„Ich werde dir zeigen, daß ich kein Kind bin. Ich will dich nicht töten, wie ein Henker seinen Delinquenten tötet. Du sollst Auge in Auge mir gegenüberstehen, jeder mit seinem Gewehr in der Hand. Deine Kugel soll ebenso gut mich treffen können, wie dich die meinige treffen wird. Es soll kein Mord, sondern ein ehrlicher Kugelwechsel sein. Wir setzen Leben gegen Leben, obgleich ich dich sofort niederschießen könnte, da du dich in meiner Hand befindest.“
Der junge Mann stand in aufrechter, selbstbewußter Haltung vor dem Fremden. Sein Ton war ernst und bestimmt, und doch klangen seine Worte so gelassen, als sei ein solcher Zweikampf auf Leben und Tod etwas ganz Einfaches und Alltägliches. Er imponierte allen Anwesenden, den einzigen ausgenommen, an den seine Worte gerichtet waren. Oder ließ dieser den Eindruck nicht merken, welchen das Verhalten seines Gegners auf ihn hervorbrachte? Er schlug ein lautes, höhnisches Gelächter auf und antwortete:
„Seit wann führen denn hier an der Grenze unreife Knaben das große Wort? Denke nicht etwa, daß ich mich wegen deines Mutes oder deiner Umsicht in deiner Hand befinde! Wenn diese Männer nicht dagewesen wären, um ihre Läufe auf mich zu richten, hätte ich dich bereits abgewürgt, wie man einem fürwitzigen Sparrow den Kopf abdreht. Bist du wirklich so verrückt, dich mit mir messen zu wollen, so habe ich nichts dagegen. Mache dich aber ja darauf gefaßt, heute dein letztes Wort gesprochen zu haben! Meine Kugel hat noch nie gefehlt. Du kannst auf Gift wetten, daß sie auch dir den Weg zur Hölle zeigen wird! Aber ich halte dich und die anderen bei dem, was dein großes Maul gesprochen hat. Ich verlange einen ehrlichen Kampf und dann ein freies und offenes Feld für den Sieger!“
„Du sollst beides haben“, antwortete Bloody-Fox.
„Hast du mich auch recht verstanden? Wenn du von meiner Kugel gefallen bist, darf ich gehen, wohin es mir beliebt, und keiner hat das Recht, mich zurückzuhalten!“
„Oho!“ rief da Helmers. „So haben wir nicht gewettet. Selbst wenn du Glück im Schuß haben solltest, sind wohl noch einige Gentlemen da, welche dann
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