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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ersehen werden, daß Sie dasjenige, was Sie wissen wollen, gleich hören werden. Ich bin nämlich der Ansicht, daß es um den Diamant freilich eene ganz schöne Sache is; aber es gibt außer ihm noch andere Sachen, die ebenso hübsch sind. Im Oogenblicke des Heeßhungers is mir eene geräucherte Thüringer Servelatwurscht lieber als der größte Diamant. Und habe ich Durscht, so kann ich ihn mit keenem Brillant löschen. Und kann der Mensch etwa mehr, als sich satt essen und satt trinken? Ich bin mit mir und mit meinem Schicksal leidlich gut zufrieden. Ich brauche keene Edelschteene nich. Oder sollte ich sie etwa zum Schtaate an meinen Amazonenhut hängen? Da habe ich eene Feder droff, und die genügt vollschtändig. Also wenn ich wüßte, daß ich drüben in Arizona eenen Edelschteen finden täte, so groß wie ungefähr das Heedelberger Faß oder wenigstens wie een ausgewachsener Kürbis von drei Zentnern Schwere, da ginge ich hinüber und holte mir ihn. Kleener aberst möchte ich ihn schon gar nich haben; das wäre mir viel zu deschpektierlich. Nun aberst gar nich zu wissen, ob man überhaupt was findet, und wenn man eenen findet, so is es een Knirps, so groß wie een Mohnkörnchen, nee und nein, da bringt mich keen Mensch nach die Diamantfelder. Also eenen, welcher drei Zentner wiegt, oder gar nichts; das is so meine unmaßgebliche Meenung, und jeder vernünftige Mensch wird mir da freudig beistimmen. Wir sind Deutsche und brauchen keene Diamanten, denn een jeder von uns hat eenen Edelschteen in seiner Brust, nämlich das treue, deutsche Herz, von welchem der Dichter sagt:
    ‚Kein Diamant ist, der diesem gleicht,
So weit der liebe Himmel reicht.‘
    Und wer vor Ihnen mir da widerschprechen will, der mag es doch mal versuchen; ich aber rate ihm nich dazu, weil er seine Gliedmaßen hier in der Gegend hübsch langsam zusammenlesen müßte.“
    „Brav gesprochen!“ rief Helmers, indem er dem kleinen Sachsen die Hand reichte. „Es ist wohl ganz undenkbar, daß ich jemals wieder in das Vaterland zurückkehren werde. Ich bekomme es niemals wieder zu sehen, aber mein Herz fliegt stündlich hinüber. Ihr habt sehr recht mit dem Edelstein, und darum soll es uns gar nicht einfallen, uns um die Diamanten zu bekümmern, welche in Arizona gefunden worden sein sollen. Deine Gesellschaft, Fred, welche du hinüberführen sollst, wird wohl nicht die besten Geschäfte machen. Es wäre jedenfalls besser gewesen, wenn diese Leute mit ihrem vielen Geld zu Hause geblieben wären. Sie könnten es sehr leicht loswerden, ohne einen einzigen Diamanten dafür zu erhalten. Kluge Kerls scheinen es überhaupt nicht zu sein, weil sie es sich merken lassen, daß sie bedeutende Mittel bei sich führen. Das ist stets und überall nicht wohlgetan, hier aber noch dümmer als anderswo.“
    „Morgen nach Mittag treffen sie hier ein. Sie hatten noch zwei Packpferde zu kaufen, wozu wenigstens ein halber Tag gehört. Darum bin ich vorausgeritten, um die Zeit bis morgen lieber bei dir zuzubringen.“
    „Daran hast du sehr wohlgetan, alter Freund. Wie viele Personen sind es denn?“
    „Es sind ihrer sechs, von denen einige ein etwas grünes Aussehen und Benehmen haben, was mir aber natürlich sehr gleichgültig ist. Sie scheinen aus New Orleans zu kommen und sich einzubilden, daß sie mit Millionen wieder dorthin zurückkehren werden. Sie benehmen sich etwas übermütig, doch geht mich das nichts an. Sie bezahlen mich, und alles übrige kann mir sehr gleichgültig sein.“
    „Werden sie denn den Weg zu mir finden?“
    „Sicher, denn ich habe ihnen denselben so genau beschrieben, daß sie gar nicht irren können. Ah, Bob, was gibt es?“
    Diese letztere Frage galt dem Neger.
    Der Tag hatte sich nämlich indessen zur Rüste geneigt, und die Dämmerung, welche in jenen Gegenden eine außerordentlich kurze ist, war hereingebrochen. Es war bereits so düster, daß man nicht mehr sehr weit zu sehen vermochte. Bob und Bloody-Fox hatten trotz des anregenden Gespräches den Mormonen stets im Auge behalten. Dieser war bemüht gewesen, sich so zu stellen, als ob er gar nicht auf das Gespräch achte, und da die anderen wohl der Meinung waren, daß ein Mormone, dessen ganzes Wesen ihn als Yankee erscheinen ließ, die deutsche Sprache wenig oder gar nicht verstehe, so hatten sie so laut gesprochen, daß es ihm möglich war, jedes Wort zu verstehen.
    Zu den Überschwenglichkeiten des Hobble-Frank hatte er keine Miene verzogen, und das war ganz geeignet, den

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