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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kannste was! Ich will ja gerne alle Freundschaft mit dir halten; aber wennste mich in dieser Weise offbläsest, so zerplatze ich und werfe dich ins Weltall hinaus, daß du in alle Ewigkeit als Lichtputze unter den Schternschnuppen herumfliegst! Fixiund noch dreimal fixi , das heeßt: Ich hab's gesagt, ich, der Hobble-Frank. Merke dir's!“
    Er warf sein Gewehr über und schritt würdevoll von dannen – ein zürnender Achilleus. Die anderen nickten sich lächelnd zu und sagten kein Wort, ihn zu versöhnen. Fred wußte, daß der kleine Sachse sehr bald wiederkommen werde.
    Die Sonne, welche vorhin vollständig verdunkelt worden war, warf jetzt wieder ihre Strahlen hernieder. Dieselben waren ganz eigentümlich gefärbt, fast safrangelb, hätte man sagen können. Der Horizont verschwamm in dieser Färbung, und die Erde schien gegen ihn hin sich rundherum zu erheben. Das hatte ganz das Aussehen, als ob die Männer sich am tiefsten Punkte des Innern einer großen Hohlkugel befänden.
    Die drei Reittiere waren noch keineswegs beruhigt. Sie schnauften ängstlich und stampften den Boden. Sie wollten fort und mußten fest angebunden werden. Es lag etwas in der Luft, was einzuatmen die Lunge sich sträubte. Das waren nicht mikroskopisch feine Sandteilchen, welche die Atmosphäre schwängerten, sondern es war etwas nicht zu Bestimmendes, nicht zu Bezeichnendes.
    Der Comanche hatte seine Decke über den Sand gebreitet und sich darauf niedergestreckt. Selbst jetzt, nach einem solchen Naturereignis, bewahrte er die schweigsame Zurückhaltung, welche ein Charakterzug eines Indianers ist. Die drei Weißen setzten sich in seine Nähe, und Jim fragte ihn: „Hat mein junger, roter Bruder bereits einmal so einen Sturm miterlebt?“
    „Mehrere“, antwortete der Gefragte. „‚Eisenherz‘ ist von dem Ninayandan (Morgenwind) weit fortgerissen und dann im Sande begraben worden; aber die Krieger der Comanchen haben ihn doch gefunden. Er hat ausgerissene Bäume gesehen, deren Stamm von sechs Männern kaum umspannt werden konnte.“
    „Aber den Geist des Llano estacado sahst du wohl noch nicht?“
    „‚Eisenherz‘ hat auch diesen gesehen, vor drei Wintern, als er mit seinem Vater durch den Llano ritt. Sie hörten einen Schuß. Als sie sich der Stelle näherten, an welcher er gefallen war, sahen sie den Geist auf einem schwarzen Pferd davonjagen. An dem Ort aber lag ein Bleichgesicht, in dessen Stirn sich das Loch der Kugel befand. Der Häuptling der Comanchen kannte diesen Toten, der ein gefürchteter Mörder gewesen war.“
    „Welches Aussehen hatte der Geist?“
    „Er hatte den Kopf und den Leib des weißen Büffels, um dessen Hals sich die zottige Mähne sträubte. Es war schrecklich anzusehen. Aber dennoch ist er ein guter Geist, sonst würde er nicht die Gestalt dieses heiligen Tieres annehmen. Auch wissen die Comanchen sehr gut, daß er nur böse Männer tötet, während alle guten unter seinem Schutz stehen. ‚Eisenherz‘ kennt zwei Comanchen, welche sich in dem Llano verirrt hatten und dem Verschmachten nahe waren. Der Geist ist des Nachts zu ihnen gekommen, hat ihnen Fleisch und Wasser gegeben und sie dann auf den rechten Weg gewiesen.“
    „Sprach er auch mit ihnen?“
    „Er redete mit ihnen in ihrer Sprache. Ein guter Geist spricht alle Sprachen, denn der große Geist hat sie ihn gelehrt. Howgh!“
    Er wendete sich ab. Mit dem letzteren Worte deutete er an, daß er nun genug gesprochen habe und jetzt schweigen wolle. Frank hatte abseits gestanden und, als er bemerkte, daß die beiden miteinander sprachen, sehnsüchtig zu ihnen herüber geschielt. Es war ihm ganz unmöglich, in der Ferne zu schmollen, während andere so glücklich waren, miteinander reden zu können. Darum kam er jetzt langsam herbeigeritten und sagte zu Fred:
    „Ich habe dir Zeit gegeben, an deinen Busen zu schlagen und dich zu bessern. Hoffentlich hast du eingesehen, daß du dich sehr schwer an dem Schpektrum meiner pomologischen Methode versündigt hast. Willst du das offrichtig eingeschtehen?“
    „Ja“, antwortete Fred in künstlichem Ernste. „Wir gestehen ja gern zu, daß du uns allen weit überlegen bist.“
    „So halte in Zukunft ergebenst an dich, und laß dich nich so oft von deinem hemisphärischen Temperament hinreißen. Dieses Mal will ich dir noch verzeihen, denn nach solchen Erlebnissen wie das soeben überschtandene is der Mensch doppelt zur Versöhnung subdominiert. Am hellen Tag een leibhaftiges Gespenst zu erblicken, das geht

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