11 - Die Helden des Westens
antwortete einer, welcher ein ganzes Arsenal von Waffen an seinem Leib trug. „Was geht hier los? Haltet ihr mitten im Hochsommer hier Fastnacht und Maskenspiel?“
„Ay!“ nickte der Lange. „Es fehlen uns noch einige Narren dazu, darum kommen wir zu euch.“
„Da kommt ihr freilich an die unrechte Adresse.“
„Das glaube ich nicht.“
Bei diesen Worten machte er mit seinen ewiglangen Beinen einen einzigen Schritt über das Wasser herüber, einen zweiten das Ufer hinauf und stand nun vor dem Sprecher. Der Dicke tat zwei Sprünge, nach denen er neben ihm stand, und sagte:
„So, da sind wir. Good day,Mesch'schurs. Habt ihr nicht irgendeinen guten Schluck zu trinken?“
„Da ist Wasser!“ lautete die Antwort des Sprechers, welcher auf das Wasser des Baches deutete.
„Fie! Meint Ihr, daß ich Lust habe, mich inwendig naß zu machen? Das fällt meines Großvaters Enkel nicht ein! Wenn Ihr nichts Besseres bei Euch habt, so mögt Ihr ruhig nach Hause gehen, denn da ist diese gute Prärie kein passender Ort für Euch!“
„Ihr scheint die Prärie für ein Frühstückslokal zu halten?“
„Freilich! Die Braten laufen einem ja vor der Nase herum. Man braucht sie nur an das Feuer zu bringen.“
„Und Euch scheint das sehr zu bekommen!“
„Will's meinen!“ lachte Jemmy, indem er sich behaglich über den Bauch strich.
„Und was Ihr zu viel habt, das fehlt da Eurem Kameraden.“
„Weil er nur halbe Rationen bekommt. Ich darf nicht zugeben, daß seine Schönheit verdorben wird, denn ich habe ihn als Scheuche mitgenommen, damit mir kein Bär oder Indsman zu nahe kommt. Aber, mit Eurer Erlaubnis, Master – was führt Euch denn eigentlich an dieses hübsche Wasser her?“
„Niemand hat uns hergeführt. Wir haben den Weg selbst gefunden.“
Seine Gefährten lachten über diese Antwort, welche sie für eine sehr geistreiche Abfertigung hielten. Der dicke Jemmy aber meinte ganz ernsthaft:
„So? Wirklich? Das hätte ich Euch nicht zugetraut, denn Eure Physiognomie läßt gar nicht vermuten, daß Ihr imstande seid, irgendeinen Weg ohne Hilfe zu finden.“
„Und die Eurige läßt erwarten, daß Ihr den Weg nicht sehen würdet, selbst wenn man Euch mit der Nase darauf legte. Seit wann seid Ihr denn eigentlich aus der Schule?“
„Ich bin noch gar nicht hineingekommen, weil ich das richtige Maß noch nicht habe, doch hoffe ich, von Euch so viel zu profitieren, daß ich wenigstens das Einmaleins des Westens leidlich aufsagen kann. Wollt Ihr mein Schoolmaster sein?“
„Habe keine Zeit dazu. Habe überhaupt Notwendigeres zu tun, als anderen die Dummheit auszuklopfen.“
„So! Was sind denn das für notwendige Dinge?“
Er sah sich um, tat, als ob er erst jetzt den Indianer erblicke, und fuhr dann fort:
„Behold! Ein Gefangener, und noch dazu gar ein roter!“
Er fuhr zurück, als ob er über den Anblick des Roten erschrocken sei. Die Männer lachten, und derjenige, welcher bisher gesprochen hatte und ihr Anführer zu sein schien, sagte:
„Fallt nicht in irgendeine Ohnmacht, Sir. Wer noch keinen solchen Kerl gesehen hat, der kann leicht einen gefährlichen Schreck davontragen. Man kann sich nur langsam an den Anblick gewöhnen. Ich vermute, daß Euch noch gar kein Indsman begegnet ist?“
„Einige zahme habe ich wohl gesehen; aber dieser hier scheint wild zu sein.“
„Ja, kommt ihm ja nicht zu nahe!“
„Ist's so schlimm? Er ist ja gefesselt!“
Er wollte sich dem Gefangenen nähern, aber der Anführer stellt sich ihm entgegen und sagte:
„Bleibt weg von ihm! Er geht Euch gar nichts an. Übrigens muß ich Euch nun endlich fragen, wer ihr seid und was ihr hier bei uns wollt.“
„Das könnt Ihr sofort erfahren. Mein Kamerad heißt Kroners, und mein Name ist Pfefferkorn. Wir –“
„Pfefferkorn?“ wurde er unterbrochen, „ist das nicht ein deutscher Name?“
„Mit Eurer Erlaubnis, ja.“
„So hole Euch der Teufel. Ich kann Leute Eures Gelichters nicht erriechen.“
„Das liegt jedenfalls nur an Eurer Nase, welche an Feineres nicht gewöhnt ist. Und wenn Ihr von Gelichter sprecht, so meßt Ihr mich wohl mit Eurer eigenen Elle.“
Er hatte das in einem ganz anderen als dem bisherigen leichten Ton gesprochen. Der andere zog die Brauen zornig empor und fragte beinahe drohend:
„Was wollt Ihr damit sagen?“
„Die Wahrheit, weiter nichts.“
„Für was haltet Ihr uns? Heraus damit!“
Er griff nach dem Messer, welches er am Gürtel stecken hatte. Jemmy machte eine
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