11 - Die Helden des Westens
erlag denselben bis auf wenige, welche, um den Vorangegangenen nach den ewigen Jagdgründen zu folgen, die Sioux reizten und von denselben erschlagen wurden. Mein Vater, der tapfere Wah-kih (‚Schild‘), wurde nur verwundet und später gezwungen, ein Sohn der Sioux zu werden. So bin ich ein Dakota, aber mein Herz gedenkt der Ahnen, welche der Große Geist zu sich gerufen hat.“
„Die Sioux befinden sich jetzt jenseits der Berge. Wie kommst du über dieselben herüber?“
„Ich komme nicht von den Bergen, welche mein Bruder meint, sondern vom hohen Gebirge im Westen herab, und habe einem kleinen weißen Bruder eine wichtige Botschaft zu bringen.“
„Dieser weiße Bruder wohnt hier in der Nähe?“
„Ja. Woher weiß man älterer weißer Bruder das?“
„Ich folgte deiner Spur und hab' gesehen, daß du dein Pferd antriebst wie einer, der sich nahe am Ziel befindet.“
„Du hast richtig gedacht. Ich wäre nun jetzt am Ziele; aber diese Bleichgesichter verfolgten mich; mein Pferd war zu abgemattet und konnte den Sprung über dieses Wasser nicht tun; es stürzte. Wohkadeh kam unter dasselbe zu liegen und verlor die Besinnung; als er erwachte, war er mit Riemen gebunden.“
Und in der Siouxsprache fügte er knirschend hinzu:
„Es sind Feiglinge. Neun Männer fesseln einen Knaben, dessen Seele von ihm gewichen ist! Hätte ich mit ihnen kämpfen können, so gehörten jetzt ihre Skalpe mir.“
„Sie haben dich sogar geschlagen!“
„Sprich nicht davon, denn jedes dieser Worte riecht nach Blut. Mein weißer Bruder wird mir die Fesseln abnehmen, und dann wird Wohkadeh als Mann an ihnen handeln.“
Er sagte das mit solcher Zuversicht, daß der dicke Jemmy lächelnd fragte:
„Hast du nicht gehört, daß ich ihnen nichts zu befehlen habe?“
„Oh, mein weißer Bruder fürchtet sich vor hundert solchen Männern nicht. Ein jeder von ihnen ist Wakon kaneh (ein altes Weib).“
„Meinst du? Woher kannst du wissen, daß ich mich vor ihnen nicht fürchte?“
„Wohkadeh hat offene Augen. Er hörte von den beiden berühmten weißen Kriegern oft sprechen, welche Davy-honskeh und Jemmy-petahtscheh (in der Siouxsprache ‚der Lange Davy und der Kurze Jemmy‘) genannt werden, und hat sie an ihren Gestalten und Worten erkannt.“
Der kleine Jäger wollte antworten, wurde aber von Walker unterbrochen:
„Halt, Mann! So haben wir nicht gewettet! Ich habe Euch zwar erlaubt, mit dem Kerl zu reden; aber das muß in englischer Sprache geschehen. Euer Kauderwelsch kann ich nicht dulden; denn ich muß da gewärtig sein, daß ihr miteinander gegen uns Pläne schmiedet. Übrigens genügt es uns, erfahren zu haben, daß er des Englischen mächtig ist. Wir brauchen euch nun nicht mehr, und ihr könnt also dahin gehen, woher ihr gekommen seid. Und wenn das nicht schnell geschieht, so werde ich euch Beine machen!“
Jemmys Blick flog zu Davy hinüber, und dieser gab ihm mit einer Wimper einen Wink, den niemand bemerkte. Für den Dicken aber war dieses blitzschnelle Zucken des Auges verständlich genug. Der Lange hatte ihn auf die Büsche aufmerksam gemacht, welche seitwärts von ihm standen. Jemmy richtete einen kurzen, aber scharf forschenden Blick hinüber und bemerkte, daß nahe am Boden die Läufe zweier Doppelgewehre ein wenig zwischen den Zweigen hervorragten. Dort lagen also zwei Männer im Anschlag. Wer waren sie? Freunde oder Feinde? Die Sorglosigkeit, welche Davy zeigte, beruhigte ihn. Er antwortete Walker:
„Die Beine, welche Ihr mir machen wollt, möchte ich wohl sehen! Ich habe keine solche Veranlassung zum schnellen Davonlaufen wir ihr.“
„Wie wir? Wem sollten wir davonlaufen?“
„Demjenigen, dem gestern noch diese beiden Pferde gehört haben. Verstanden?“
Er deutete bei diesen Worten auf zwei braune Wallache, welche eng nebeneinander standen, als ob sie wüßten, daß sie zusammengehörten.
„Was?“ rief Walker. „Wofür haltet Ihr uns? Wir sind ehrliche Prospektors, welche hinüber nach Idaho wollen, wo jetzt neue Goldlager entdeckt worden sind.“
„Und weil es euch zu dieser Reise an den nötigen Pferden mangelt, so seid ihr nebenbei auch ebenso ehrliche Horse-pilfers. Uns täuscht ihr nicht.“
„Mann, sag noch ein Wort, so schieße ich dich nieder! Wir haben alle diese Pferde gekauft und bezahlt.“
„Wo denn, mein ehrlicher Master Walker?“
„Bereits unten in Omaha.“
„So! Und da habt ihr euch dort wohl auch gleich einen Vorrat von Hufschwärze mitgenommen? Warum sind denn
Weitere Kostenlose Bücher