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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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voranritt, sein Pferd plötzlich anhielt. Er hatte laute Stimmen gehört und lenkte rasch zur Seite in ein Gebüsch hinein, wohin Davy ihm folgte. Beide horchten. Sie hörten verschiedene Stimmen durcheinander sprechen.
    „Das sind sie jedenfalls“, meinte der Kleine. „Die Stimmen kommen nicht näher; sie scheinen sich also noch nicht auf dem Rückweg zu befinden. Wollen wir sie belauschen, Davy?“
    „Ganz natürlich. Die Pferde hobbeln wir einstweilen an.“
    „Nein; das könnte uns verraten, falls wir ungesehen bleiben wollen. Wir müssen sie festbinden, daß sie nicht weiter fortkönnen, als wir es erlauben.“
    ‚Anhobbeln‘ ist ein Trapperausdruck und heißt, den Pferden die Vorderbeine so zusammenzubinden, daß sie nur kleine Schritte machen können. Das tut man nur, wenn man sich in Sicherheit weiß, sonst aber werden die Tiere an Bäume festgebunden oder an kurze Pfähle, die man in die Erde schlägt. Gewöhnlich führen die Jäger zu diesem Zweck spitze Pflöcke in der holzarmen Prärie mit sich.
    Also die beiden Unzertrennlichen banden ihre Tiere an den Sträuchern fest und schlichen sich dann nach der Richtung hin, aus welcher die Stimmen zu hören waren. Sie kamen bald an ein kleines Flüßchen oder vielmehr an einen Bach, welcher jetzt nicht viel Wasser hatte, dessen hohe Ufer aber zeigten, daß er im Frühjahr eine ganz ansehnliche Wassermenge mit sich führte. Er machte hier eine Krümmung, innerhalb welcher neun wild aussehende Männer teils standen, teils im Gras lagen. In ihrer Mitte lag ein junger Indianer, welcher an Händen und Füßen gefesselt war, daß er kein Glied zu rühren vermochte. Jenseits des Wassers aber, unterhalb des hohen Ufers, welches es nicht mehr zu erklimmen vermocht hatte, lag das Pferd des Roten mit schlagenden Flanken und laut schnaubend. Die Pferde der anderen standen bei ihren Herren.
    Diese letzteren machten sämtlich keinen guten Eindruck. Ein echter Westmann sagte sich bei ihrem Anblick sofort, daß er eine Probe jenes unbotmäßigen Gesindels vor sich habe, über welches im fernen Westen nur Richter Lynch die Oberhand behält.
    Jemmy und Davy kauerten hinter einem Busch und betrachteten die Szene. Die Männer flüsterten leise miteinander. Sie schienen über das Schicksal des Gefangenen zu beraten.
    „Wie gefallen sie dir?“ fragte der Dicke leise.
    „Ganz so wie dir, nämlich gar nicht.“
    „Ohrfeigengesichter. Der arme, rote Junge kann mir leid tun. Zu welchem Stamm zählst du ihn?“
    „Darüber bin ich noch nicht klar. Er ist nicht bemalt und trägt auch sonst kein Abzeichen einer Nation. So viel aber ist sicher, daß er sich nicht auf dem Kriegspfad befunden hat. Wollen wir ihn in unseren Schutz nehmen?“
    „Das versteht sich ganz von selbst, denn ich glaube nicht, daß er ihnen Veranlassung zu ihrem feindseligen Verhalten gegeben hat. Komm, wir wollen einige Worte mit ihnen reden!“
    „Und wenn sie nicht auf uns hören?“
    „So haben wir die Wahl, mit Gewalt oder auch mit List unseren Willen durchzusetzen. Ich fürchte diese Kerls nicht; aber eine Kugel trifft auch dann, wenn sie von einem feigen Schurken abgeschossen wird. Wir wollen sie gar nicht wissen lassen, daß wir beritten sind, und besser ist's auch, wir kommen von der anderen Seite des Wassers, damit sie nicht merken, daß wir bereits ihr Lager gesehen haben.“

ZWEITES KAPITEL
    Der Hobble-Frank
    Die beiden Jäger nahmen ihre Gewehre zu sich und schlichen sich an den Bach, aber in solcher Entfernung von den Leuten, daß sie von diesen noch nicht gesehen werden konnten. Da stiegen sie das diesseitige Ufer hinab, sprangen über das schmale Wasser und stiegen jenseits wieder hinauf. Nun schlugen sie einen kurzen Bogen und erreichten den Bach gerade an der Stelle, an welcher die Gesuchten sich am anderen Ufer befanden. Dort taten sie ganz so, als ob sie über die Anwesenheit von Menschen ganz erstaunt seien.
    „Holla!“ rief der dicke Jemmy. „Was ist denn das? Ich hab' gemeint, wir befinden uns ganz allein hier auf dieser gesegneten Prärie, und da treffen wir ein ganzes Meeting beisammen. Hoffentlich ist es erlaubt, teilzunehmen.“
    Diejenigen, welche im Gras gelegen hatten, erhoben sich, und alle richteten ihre Augen auf die beiden Ankömmlinge. Sie mochten im ersten Augenblick nicht sehr angenehm über die Ankunft derselben überrascht sein; aber als sie die Gestalten und Anzüge der beiden bemerkten, erhoben sie alle ein schallendes Gelächter.
    „Thunder-storm!“

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