Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
jedenfalls in meinem Schreiben.«
    »Mörder?«, wiederholte Lynley. »Haben Sie etwas von der Mörderin Ihrer Tochter gehört, Mr. Davies?«
    Statt einer Antwort, stand Richard Davies auf und ging durch einen kurzen Flur in ein anderes Zimmer. Schubladen wurden geöffnet und wieder zugeschoben. Dann kam Davies mit einem Brief zurück, den er Lynley reichte. Der Absender war ein Mitglied der Kronanwaltschaft, ein gewisser Bertram Cresswell-White, der Mr. Richard Davies mitteilte, dass Miss Katja Wolff zum unten angegebenen Datum auf Bewährung aus dem Gefängnis Holloway entlassen werde. Sollte Miss Katja Wolff Mr. Davies in irgendeiner Weise belästigen oder bedrohen oder auch nur versuchen, zu ihm Kontakt aufzunehmen, so solle Mr. Davies unverzüglich Mr. Cresswell-White davon in Kenntnis setzen.
    Lynley überflog das Schreiben und vermerkte das Datum: zwölf Wochen vor dem Tag, an dem Eugenie Davies umgekommen war.
    »Hat sie versucht, mit Ihnen Verbindung aufzunehmen?«, fragte er Davies.
    »Nein. Glauben Sie mir, wenn Sie das getan hätte, ich hätte -«, begann er und ließ es dann sein, sich aufzuplustern wie der junge Mann, der er nicht mehr war. »Könnte Katja Wolff Eugenie aufgespürt haben?«
    »Hat Ihre geschiedene Frau nichts von ihr gesagt?«
    »Nein.«
    »Hätte sie es getan, wenn sie diese Katja Wolff gesprochen hätte?«
    Davies schüttelte den Kopf, aber nicht als Verneinung, sondern eher als Zeichen der Unsicherheit. »Ich habe keine Ahnung. Früher natürlich, da hätte sie mir so etwas erzählt. Aber nach dieser langen Zeit ... ich weiß es nicht, Inspector.«
    »Darf ich den Brief behalten?«
    »Bitte sehr. Haben Sie die Absicht, mit der Frau zu sprechen?«
    »Ich werde sie auf jeden Fall ausfindig machen lassen.« Lynley stellte die wenigen Fragen, die er noch hatte, erfuhr aber nur, wer Cecilia war, die den Brief an Eugenie Davies geschrieben hatte: Schwester Cecilia Mahoney, Eugenie Davies' Freundin im Kloster der Unbefleckten Empfängnis. Das Kloster war am Kensington Square, wo die Familie Davies früher einmal gelebt hatte.
    »Eugenie war zum katholischen Glauben übergetreten«, erklärte Richard Davies. »Sie hasste ihren Vater - er pflegte zu toben wie ein Verrückter, wenn er nicht gerade auf der Kanzel den Heiligen spielte - und wollte sich damit für ihre schreckliche Kindheit an ihm rächen. Zumindest hat sie es mir so erzählt.«
    »Und Ihre gemeinsamen Kinder wurden auch katholisch getauft?«, fragte Lynley.
    »Nur wenn sie und Schwester Cecilia es heimlich getan haben. Meinen Vater hätte sonst der Schlag getroffen.« Davies lächelte herzlich. »Er war auf seine Weise auch ein ziemlich tyrannisches Familienoberhaupt.«
    Und du schlägst ihm nach, dachte Lynley, auch wenn du jetzt die Fürsorglichkeit in Person zu sein scheinst. Aber um darüber etwas zu erfahren, würde er mit Gideon Davies sprechen müssen.

GIDEON
1. Oktober
    Wohin führt uns das, Dr. Rose? Ich soll jetzt nicht nur meine Erinnerungen betrachten, sondern auch meine Träume, und ich frage mich, ob Sie wissen, was Sie tun. Ich soll einfach aufschreiben, was mir dazu einfällt, sagen Sie, und nicht darüber nachdenken, wo die Verbindungen sein könnten, wohin sie vielleicht führen oder wie ich mit ihrer Hilfe den Schlüssel zu dem verbotenen Zimmer in meiner Seele finden könnte. Um ehrlich zu sein, mir geht allmählich die Geduld aus.
    Mein Vater sagt, in New York hätten Sie vor allem mit Patienten mit Essstörungen gearbeitet. Er hat sich gründlich über Sie informiert - ein paar Anrufe in den Staaten waren genug -, weil er keinen Fortschritt sieht und sich allmählich fragt, wie viel Zeit ich noch damit verschwenden will, in der Vergangenheit herumzuwühlen, anstatt mich auf die Gegenwart zu konzentrieren.
    »Herrgott noch mal, sie hat noch nie mit Musikern gearbeitet«, sagte er, als ich heute mit ihm sprach, »Sie hat überhaupt keine Erfahrung mit Künstlern. Du kannst ihr weiterhin die Taschen füllen, ohne etwas dafür zu bekommen - denn so ist es doch, Gideon! -, oder du versuchst endlich etwas anderes!«
    »Und was?«, fragte ich zurück.
    »Wenn du so fest davon überzeugt bist, dass Psychotherapie die Lösung ist, dann such dir wenigstens einen Therapeuten, der das Problem direkt anpackt. Und das Problem ist die Geige, Gideon, nicht die Frage, was du von der Vergangenheit noch im Kopf hast und was nicht.«
    Ich sagte: »Raphael hat es mir gesagt.«
    »Was?«
    »Dass Katja Wolff Sonia ertränkt

Weitere Kostenlose Bücher