Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
auch schwanger.«
    Jills Gesicht öffnete sich. »Ach, wirklich? Ist es Ihr erstes Kind, Inspector?«
    Lynley nickte. »Ich kann mir an Mr. Davies ein Beispiel nehmen. Er scheint sehr besorgt um Sie.«
    Sie verdrehte mit einem gutmütigen Lächeln die Augen. »Er ist die reinste Glucke. Vorsicht auf der Treppe, Jill. Fahr lieber nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Setz dich nicht selbst ans Steuer, Jill. Geh nicht ohne Begleitung spazieren. Trink nichts, was Koffein enthält. Nimm immer dein Handy mit. Meide Menschenmengen, Zigarettenrauch - ach, die Liste ist endlos.«
    »Er sorgt sich um Sie.«
    »Ja, und es ist auch wirklich rührend, wenn ich ihn nicht gerade am liebsten in den nächsten Schrank einsperren würde.«
    »Konnten Sie sich einmal mit seiner geschiedenen Frau unterhalten? Über die Schwangerschaft?«
    »Mit Eugenie? Nein. Wir sind uns nie begegnet. Alte und neue Ehefrauen oder, in meinem Fall, Ehefrau in spe ... Manchmal ist es klüger, sie auseinander zu halten, denke ich.«
    Mit einem Plastiktablett, auf dem Tasse, Milchkännchen und Zuckerdose standen, kehrte Richard Davies ins Zimmer zurück.
    »Du wolltest doch keinen Tee, Schatz, nicht wahr?«, sagte er zu Jill.
    Sie verneinte, und nachdem Richard das Tablett auf einem Tischchen in der Nähe von Lynleys Sessel abgestellt hatte, setzte er sich neben sie und hob ihre Füße auf seinen Schoß.
    »Wie können wir Ihnen helfen, Inspector?«, fragte er.
    Lynley nahm ein Notizbuch aus seiner Jackentasche. Er fand die Frage interessant. Er fand Davies' Verhalten insgesamt interessant. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal mit so freundlicher Bewirtung für einen unerwarteten Überfall belohnt worden war. Die meisten Leute reagierten auf einen unangemeldeten Besuch der Polizei mit Argwohn, Unruhe und Angst, auch wenn sie es vielleicht zu verbergen suchten.
    Als hätte er mit Lynleys Verwunderung gerechnet, fügte Davies hinzu: »Ich nehme an, Sie sind Eugenies wegen gekommen. Ich war Ihren Kollegen in Hampstead keine große Hilfe, als man mich bat, mir - äh - den Leichnam anzusehen. Ich hatte Eugenie seit Jahren nicht mehr gesehen, und die Verletzungen ...« Er hob die Hände in einer Geste der Hoffnungslosigkeit.
    »Ja«, bestätigte Lynley, »ich bin wegen Ihrer geschiedenen Frau hier.«
    Woraufhin Davies seine künftige Frau ansah und sagte: »Möchtest du dich lieber ein bisschen hinlegen, Jill? Ich sag dir Bescheid, wenn der Immobilienmakler kommt.«
    »Nein, nein, es geht mir gut«, antwortete sie ablehnend. »Es ist doch unser gemeinsames Leben, Richard.«
    Er drückte ihr Bein und sagte dann zu Lynley: »Die Tote ist also wirklich Eugenie. Irgendwie hatte ich gehofft, es hätte vielleicht eine andere Person ihre Ausweispapiere bei sich getragen.«
    »Nein, es war Mrs. Davies«, entgegnete Lynley. »Es tut mir Leid.«
    Davies nickte. Er versuchte nicht, Trauer vorzutäuschen. »Wissen Sie«, sagte er, »ich habe sie vor beinahe zwanzig Jahren das letzte Mal gesehen. Ich finde es traurig, dass sie durch einen so schlimmen Unfall ums Leben kommen musste, aber der Moment meines Verlusts - unsere Scheidung - liegt lange zurück. Ich hatte jahrelang Zeit, mich von diesem Verlust zu erholen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Lynley verstand. Endlose Trauer hätte auf eine abgöttische Liebe wie die der seligen Königin Viktoria zu ihrem Albert oder auf eine ungesunde Fixierung hingedeutet, was ungefähr auf das Gleiche hinauslief. Doch Davies' Vorstellung, seine Frau sei durch einen Unfall ums Leben gekommen, bedurfte der Korrektur.
    »Es war leider kein Unfall, Mr. Davies«, sagte Lynley. »Ihre geschiedene Frau wurde ermordet.«
    Jill Foster richtete sich auf. »Aber wurde sie nicht ...? Richard, du hast doch gesagt ...«
    Richard Davies sah Lynley unverwandt an. Seine Pupillen weiteten sich. »Mir sagte man, es sei ein Unfall mit Fahrerflucht gewesen.«
    Lynley erklärte. Ohne gerichtsmedizinische Befunde könne man in so einem Fall meist nur sehr wenig sagen. Eine erste Untersuchung der Toten - und des Orts, wo sie aufgefunden worden war - habe zwangsläufig zu dem Schluss geführt, dass sie von einem Autofahrer überfahren worden war, der dann geflüchtet war. Eine genauere Untersuchung habe jedoch ergeben, dass das Opfer mehr als einmal überrollt worden und dann an den Straßenrand geschleift worden war. Was man an Reifenspuren auf der Kleidung und am Körper der Toten gesichert habe, weise eindeutig darauf hin, dass

Weitere Kostenlose Bücher