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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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hinlegen, Schatz?«
    Ihre Miene war eindeutig: Keinesfalls würde die kleine Jill jetzt brav ins Schlafzimmer abziehen.
    »Die Menschen aus jener besonderen Zeit werde ich bestimmt nie vergessen, Inspector«, sagte Davies. »Das würde Ihnen unter den Umständen genauso gehen. James wohnte mehrere Jahre bei uns zur Untermiete, bevor Sonia, unsere Tochter ...« Er sprach nicht weiter, sondern drückte mit einer kurzen Geste aus, was er meinte.
    »Wissen Sie, ob Ihre geschiedene Frau mit diesem Mann in Verbindung geblieben war? Er wurde bereits danach gefragt und verneinte. Aber hat Ihre geschiedene Frau ihn vielleicht in den Telefongesprächen mit Ihnen mal erwähnt?«
    Davies schüttelte den Kopf. »Wir haben nie über etwas anderes als Gideon und seine Gesundheit gesprochen.«
    »Dann hat sie also auch nie ihre Familie erwähnt oder von ihrem Leben in Henley gesprochen, von Freunden, die sie dort hatte, Verehrern vielleicht?«
    »Nein, nichts dergleichen. Eugenie und ich haben uns nicht im Guten getrennt. Sie hat mich eines Tages von heute auf morgen verlassen, und fertig. Keine Erklärung, kein Streit, keine Entschuldigung. Gerade war sie noch da gewesen, und im nächsten Moment war sie weg. Vier Jahre später hörte ich von ihren Anwälten. Sie können sich vielleicht vorstellen, dass wir nicht gerade ein Herz und eine Seele waren. Ich war, ehrlich gesagt, nicht sonderlich erfreut, als ich plötzlich wieder von ihr hörte.«
    »Ist es möglich, dass sie eine Beziehung zu einem anderen Mann hatte, als sie Sie damals verließ? Jemand, der vor kurzem erneut in ihr Leben getreten ist?«
    »Pitches?«
    »Ja. Wäre es möglich, dass sie eine Beziehung zu Pitchley unterhielt, als er noch James Pitchford hieß?«
    Davies ließ sich das durch den Kopf gehen. »Er war um einiges jünger als Eugenie - fünfzehn Jahre vielleicht. Oder zehn. Aber Eugenie war eine attraktive Frau. Für ausgeschlossen würde ich es nicht halten, dass zwischen den beiden etwas war. Darf ich Ihnen noch etwas Tee nachschenken, Inspector?«
    Davies rutschte unter Jill Fosters Beinen hervor und verschwand, nachdem Lynley ihm seine Tasse gereicht hatte, in der Küche. Während draußen das Wasser in den Kessel lief, fragte sich Lynley, warum der Mann diese Pause gerade in diesem Augenblick herbeigeführt hatte und wozu er sie brauchte. Gewiss, zum Schock waren jetzt Überraschung und Bestürzung gekommen, und Davies gehörte einer Generation an, bei der es als schamlos galt, Gefühle zu zeigen. Und Jill Foster achtete genau auf jede seiner Reaktionen, und er hatte vielleicht einen guten Grund, einen Moment des Alleinseins zu suchen, um sich in den Griff zu bekommen. Aber trotzdem ...
    Als Richard Davies zurückkehrte, brachte er ein Glas Orangensaft mit, das er Jill Foster mit den Worten aufdrängte: »Du kannst die Vitamine gebrauchen, Jill.«
    Lynley nahm dankend seine Tasse entgegen und sagte: »Ihre geschiedene Frau hatte in Henley eine engere Beziehung zu einem Mann namens Wiley. Hat sie ihn vielleicht in einem Ihrer Telefongespräche erwähnt?«
    »Nein«, antwortete Davies, »im Ernst, Inspector, wir haben uns auf Gideon beschränkt.«
    »Major Wiley erzählte uns, Ihre Frau und Ihr Sohn seien einander völlig fremd geworden.«
    »Ach ja?« erwiderte Davies. »Hat er Ihnen auch gesagt, wie das kam? Wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel. Seine Mutter verschwand eines Tages und ward nie wieder gesehen. Sie hat ihren Sohn verlassen.«
    »Vielleicht war das ihre Sünde«, murmelte Lynley.
    »Wie bitte?«
    »Sie sagte zu Major Wiley, sie müsse ihm etwas beichten - vielleicht, dass sie ihren Sohn und ihren Mann verlassen hatte. Es kam übrigens nie zu dieser Beichte. Behauptet jedenfalls Major Wiley.«
    »Glauben Sie denn, dass Wiley ...?«
    »Im Moment sammeln wir lediglich Informationen, Mr. Davies. Können Sie dem, was Sie mir berichtet haben, noch irgendetwas hinzufügen? Hat Ihre geschiedene Frau vielleicht en passant eine Bemerkung gemacht, die Ihnen zunächst bedeutungslos erschien, im Licht der vorliegenden Tatsachen jedoch -«
    »Cresswell-White!«, sagte Davies, zunächst eher unsicher, dann aber ein zweites Mal mit zunehmender Überzeugung. »Ja, Cresswell-White. Ich hatte einen Brief von ihm bekommen, und Eugenie ganz sicher auch.«
    »Und wer ist Cresswell-White?«
    »O ja, er hat ihr ganz sicher geschrieben. Wenn Mörder aus der Strafanstalt entlassen werden, unterrichtet man die betroffenen Familien automatisch. So stand es

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