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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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eine Katze unter den Arm und rief der dritten zu:
    »Komm, Cäsar«, bevor sie sich zur Tür wandte. »Viel Spaß«, sagte sie zu ihrem Mann, und dann ging sie - von ihren Tieren begleitet - hinaus.
    Staines sah ihr nach, im Blick etwas wie animalische Gier und den Mund verzerrt vom Hass eines Mannes auf die Frau, die übermäßige Macht über ihn besitzt. Als er hörte, wie hinten im Haus ein Radio eingeschaltet wurde, richtete er seine Aufmerksamkeit auf Lynley.
    »Ja«, sagte er, »ich habe Eugenie gesehen. Zweimal. Ich habe sie in Henley besucht. Wir hatten Streit. Sie hatte mir ihr Wort gegeben, hatte versprochen, mit Gideon zu reden - das ist ihr Sohn, aber ich nehme an, das wissen Sie bereits -, und ich habe mich auf ihr Wort verlassen. Aber dann erklärte sie, sie hätte es sich anders überlegt, es wäre etwas dazwischengekommen und sie könne ihn nun unmöglich um Geld bitten ... Das war's dann. Ich hab mich wahnsinnig aufgeregt und bin abgefahren wie ein Irrer. Aber es hat uns wohl jemand beobachtet. Mich, meine ich. Und den Wagen.«
    »Wo ist der Wagen jetzt?«, fragte Lynley.
    »Beim Kundendienst.«
    »Wo?«
    »Beim Händler hier am Ort. Warum?«
    »Ich brauche die Adresse. Ich muss mir den Wagen ansehen und mit den Leuten von der Werkstatt sprechen. Dort werden doch auch Unfallinstandsetzungen gemacht, nehme ich an.«
    Staines' Zigarette glühte auf, als er gierig Rauch einsog, um den Moment zu überbrücken. Er sagte: »Darf ich nach Ihrem Namen fragen?«
    »Lynley. Inspector Lynley von New Scotland Yard.«
    »Ich habe meine Schwester nicht überfahren, Inspector Lynley. Ich war wütend, ja. Ich war bereit, alles zu versuchen. Aber sie zu töten, hätte mir gar nichts gebracht. Ich beschloss, einfach ein paar Tage abzuwarten - ein paar Wochen, wenn nötig und wenn ich so lange durchhalten konnte -, und dann mein Glück noch einmal zu versuchen.«
    »Was wollten Sie denn von ihr?«
    Wie seine Frau zuvor warf er seine Zigarette in den offenen Kamin. »Kommen Sie«, sagte er dann und ging Lynley voraus aus dem Wohnzimmer hinaus.
    Sie stiegen eine Treppe hinauf, die mit einem so dicken Teppich ausgelegt war, sodass der Klang ihrer Schritte geschluckt wurde. Dann gingen sie durch einen Flur, wo helle Rechtecke an den tapezierten Wänden verrieten, dass hier einmal Bilder gehangen hatten. Sie traten in einen verdunkelten Raum, der offensichtlich als Arbeitszimmer diente. Auf dem Schreibtisch stand ein Computer, über dessen Bildschirm irgendwelche Informationen zogen. Bei näherem Hinsehen stellte Lynley fest, dass Staines sich ins Internet eingeloggt und einen Onlinebörsenmakler angewählt hatte.
    »Sie spekulieren an der Börse«, sagte Lynley.
    »Reichtum.«
    »Wie bitte?«
    »Reichtum. Es geht darum, Reichtum zu denken und zu leben. Aus dem Denken und Leben von Reichtum entsteht Reichtum, und dieser Überfluss erzeugt neuen Überfluss.«
    Stirnrunzelnd versuchte Lynley, diese Informationen mit dem zu verknüpfen, was er auf dem Bildschirm sah.
    Staines fuhr fort. »Es geht um die Denkweise«, erklärte er. »Die meisten Menschen bleiben im Mangel verhaftet, weil das das Einzige ist, das sie kennen und das man sie gelehrt hat. Ich habe auch einmal zu diesen Menschen gehört. O ja, und wie!«
    Er stellte sich neben Lynley vor den Schreibtisch und legte seine Hand auf ein dickes Buch, das aufgeschlagen neben seinem Computerkeyboard lag. Verschiedene Passagen waren mit Leuchtstift in unterschiedlichen Farben markiert, als beschäftigte sich der Leser seit Jahren mit dem Buch und betone bei jeder neuerlichen Lektüre etwas Neues in ihm. Es sah aus wie ein Fachtext - Lynley dachte an etwas Betriebswirtschaftliches -, aber Staines' Ausführungen klangen mehr nach New-Age-Weisheiten. Seine Stimme war leise und eindringlich.
    »Wir ziehen im Leben immer das an, was unseren Gedanken entspricht«, erklärte er beinahe beschwörend. »Wenn wir Schönheit denken, sind wir schön. Wenn wir Hässlichkeit denken, sind wir hässlich. Wenn wir Erfolg denken, werden wir Erfolg haben.«
    »Wenn wir Beherrschung der internationalen Märkte denken, dann erreichen wir sie?«, fragte Lynley.
    »Ja. Ja, genau. Wenn man sein Leben lang immer nur die eigenen Grenzen sieht, kann man nicht erwarten, diese Grenzen zu überwinden.« Staines' Blick war auf den Bildschirm gerichtet. Im bläulichen Licht konnte Lynley erkennen, dass sein linkes Auge vom grauen Star milchig getrübt und die Haut darunter aufgequollen war. »Ich habe

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