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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sie es zum Mund führte und trank. »In Ordnung«, meinte sie. »Bist du gekommen, um mir das zu erklären?«
    »Ich hab doch schon gesagt, ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Wir hatten uns nicht in Freundschaft getrennt, und als du verschwunden bist und nicht wieder kamst ... Ich dachte wahrscheinlich ... Jedenfalls bin ich froh, dass du wieder da bist. Und dass es dir gut geht. Ja, ich bin froh, dass es dir gut geht.«
    »Wieso?« fragte sie. »Was dachtest du denn, dass ich getan haben könnte? Hast du Angst gehabt, ich würde in die Themse springen oder so was?«
    »Aber nein, natürlich nicht.«
    »Was dann?«
    Ich erkannte in diesem Moment nicht, dass dies der falsche Weg war, und folgte ihm törichterweise in der Annahme, dass er uns an das Ziel führen würde, das ich mir vorstellte. »Ich weiß, dass deine Situation hier in London prekär ist, Libby«, sagte ich.
    »Ich würde es dir darum überhaupt nicht übel nehmen, wenn du ... na ja, wenn du alles tätest, um dich abzusichern ... Besonders nach dem Streit zwischen uns. Aber ich bin froh, dass du wieder da bist. Wahnsinnig froh. Du hast mir wirklich gefehlt.«
    »Ah, schon kapiert.« Sie zwinkerte mir zu, aber sie lächelte nicht dabei. »Ich hab verstanden, Gid.«
    »Was?«
    Sie nahm Messer und Gabel zur Hand und schnitt in das Hühnerfleisch. Obwohl sie mittlerweile seit mehreren Jahren in England lebte, aß sie immer noch wie eine Amerikanerin mit diesem ständigen umständlichen Hin und Her von Messer und Gabel zwischen linker Hand und rechter. Während ich in Gedanken noch bei dieser Tatsache verweilte, antwortete sie mir.
    »Du glaubst, ich war bei Rock, stimmt's?«
    »Ich hab mir eigentlich keine näheren - na ja, du arbeitest schließlich bei ihm. Und nach dem Krach neulich ... Mir ist klar, dass es da nur normal wäre ...« Ich wusste nicht recht, wie ich den Gedanken zu Ende bringen sollte. Sie kaute bedächtig ihr Fleisch und ließ mich zappeln. Erst nach einer Weile sagte sie endlich:
    »Du hast geglaubt, ich wär zu Rock zurückgekrochen und würde total nach seiner Pfeife tanzen. Das heißt, mit ihm vögeln, wann immer er Bock hat, und keinen Piep sagen, wenn er jede andere vögelt, die ihm übern Weg läuft. Richtig?«
    »Ich weiß, dass er dich in der Hand hat, Libby, aber in der Zeit, als du jetzt weg warst, habe ich mir überlegt, dass du doch mal zu einem Anwalt gehen könntest, der sich im Einwanderungsrecht auskennt ...«
    »Ach, hör auf, das stimmt doch gar nicht«, sagte sie zornig.
    »Hör mir zu. Wenn dein Mann dir weiterhin damit droht, zum Innenministerium zu gehen, können wir -«
    »Du glaubst es tatsächlich!« Sie legte die Gabel aus der Hand.
    »Ich war nicht bei Rock Peters, Gideon. Ich kann mir schon vorstellen, dass es dir schwer fällt, das zu glauben. Ich meine, warum sollte ich nicht reumütig zu irgendeinem totalen Arschloch zurückrennen, wo das doch gewissermaßen mein typisches Muster ist? Warum zieh ich eigentlich nicht gleich wieder bei ihm ein und tu mir den Kerl mit seiner ganzen Scheiße noch mal an? Wo ich doch durch dich sowieso schon in Übung bin.«
    »Du bist mir immer noch böse.« Ich seufzte, enttäuscht darüber, dass ich offenbar nicht fähig war, mit irgendjemandem zu kommunizieren. Ich wünschte mir sehr, wir würden dies hinter uns lassen, aber ich wusste nicht, was ich mir danach für uns vorstellte. Ich konnte Libby nicht geben, was sie seit Monaten ganz unverblümt wollte, und ich wusste nicht, was ich ihr sonst geben könnte, das genügen würde, nicht nur im Augenblick, sondern auch in Zukunft. »Libby, mit mir ist etwas nicht in Ordnung«, sagte ich. »Du hast es selbst gesehen. Du weißt es. Über das Schlimmste, was mir fehlt, haben wir nicht gesprochen, aber du weißt es, weil du es erfahren hast ... Du hast erlebt ... Du warst mit mir zusammen in der Nacht ...« Es war eine Qual, es auszusprechen.
    Ich hatte mich nicht gesetzt, nachdem ich gekommen war, und jetzt lief ich ziemlich verzweifelt zwischen Küche und Wohnzimmer hin und her. Ich wartete darauf, dass sie mich retten würde.
    Haben das früher andere getan?, fragen Sie mich.
    Was?
    Sie gerettet, Gideon. Haben früher andere Sie gerettet? Sehen Sie, wir erwarten häufig etwas, das wir von anderen Menschen gewöhnt sind. Bei uns entwickelt sich die Erwartung, dass ein bestimmter Mensch uns geben wird, was wir gewöhnlich von anderen erhalten haben.
    Es hat kaum andere gegeben, Dr. Rose. Beth, ja. Aber sie reagierte stets mit

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