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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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gekränktem Schweigen, und das erwartete ich von Libby ganz gewiss nicht.
    Und was wünschten Sie sich von Libby?
    Verständnis, nehme ich an. Ein Entgegenkommen, das weitere Ausführungen - ein weiter gehendes Bekenntnis - unnötig gemacht hätte. Aber stattdessen bekam ich eine Entgegnung, die mir deutlich machte, dass sie mir nichts von dem Erwünschten geben würde.
    Sie sagte: »Das Leben dreht sich nicht nur um dich, Gideon.«
    »Das habe ich auch nie geglaubt«, erwiderte ich.
    »Aber natürlich glaubst du das«, widersprach sie. »Ich bin ganze drei Tage weg, und du nimmst sofort an, ich wär total ausgeflippt, bloß weil wir's nicht schaffen, zwischen uns was zum Laufen zu kriegen. Du denkst gleich, ich wär nur wegen dir zu Rock zurück und mit ihm in die Koje gefallen.«
    »Ich würde nicht behaupten, dass du meinetwegen mit ihm geschlafen hast. Aber du musst zugeben, dass du nicht einmal daran gedacht hättest, zu ihm zurückzukehren, wenn wir nicht - wenn es sich zwischen uns anders entwickelt hätte. Zwischen dir und mir.«
    »Herrgott noch mal! Du bist wohl echt taub, oder was? Hast du mir überhaupt zugehört? Natürlich nicht, es ging ja nicht um dich.«
    »Das ist nicht fair, Libby. Außerdem habe ich sehr wohl zugehört.«
    »Ach ja? Ich hab gesagt, ich war nicht mit Rock zusammen. Ich hab ihn natürlich gesehen. Ich bin jeden Tag zur Arbeit gegangen, da musste ich ihn sehen. Und ich hätte jederzeit zu ihm zurück gekonnt, aber ich wollte nicht, kapiert? Und wenn er das FBI anrufen will - oder wen man hier anruft -, dann muss er's eben tun, und dann war's das hier für mich: Einmal einfach nach San Francisco. Und ich kann absolut nichts dagegen machen. Null. So schaut's aus.«
    »Aber es muss doch eine Einigung möglich sein. Wenn ihm wirklich so viel an dir liegt, wie es den Anschein hat, könntet ihr vielleicht zu einer Beratungsstelle gehen, um -«
    »Sag mal, spinnst du eigentlich total? Oder hast du nur eine Scheißangst, ich könnte anfangen, was von dir zu wollen?«
    »Ich versuche doch nur, eine Lösung für das Problem mit deiner Aufenthaltsgenehmigung zu finden. Du möchtest nicht abgeschoben werden. Offensichtlich möchte auch Rock nicht, dass du abgeschoben wirst, sonst hätte er dich längst anzeigen können - beim Innenministerium übrigens -, und man hätte dich bereits abgeholt.«
    Sie hatte sich wieder ihrem Essen zugewandt und eine Gabel voll Fleisch und Gemüse zum Mund geführt. Aber die Gabel verharrte in der Luft, während ich sprach, und als ich zum Ende gekommen war, legte sie sie auf ihrem Teller ab und sah mich gut fünfzehn Sekunden lang ruhig an, ehe sie sprach. Und was sie dann sagte, klang für mich völlig unsinnig.
    »Stepptanz!«
    »Was?« sagte ich.
    »Stepptanz, Gideon. Dorthin bin ich gegangen, als ich hier weg bin. Ich nehme Unterricht. Im Steppen. Ich bin nicht besonders gut, aber das macht nichts, weil ich's deswegen nicht mache, ich meine, um gut zu sein. Ich mach's, weil ich dabei so richtig ins Schwitzen komme und einen Riesenspaß hab und mich hinterher immer total gut fühle.«
    »Ah ja, ich verstehe«, sagte ich, obwohl ich in Wirklichkeit nichts verstand. Wir hatten über ihre Ehe gesprochen, wir hatten über ihre unsichere Situation hier in England gesprochen, wir hatten über unsere Schwierigkeiten miteinander gesprochen - oder hatten jedenfalls versucht, darüber zu sprechen -, und was Stepptanz mit all dem zu tun hatte, war mir völlig unklar.
    »Bei mir im Kurs ist ein echt nettes Mädchen, eine Inderin, die heimlich Unterricht nimmt. Sie hat mich zu sich nach Hause eingeladen, zu ihrer Familie. Und da war ich. Bei ihr. Bei dieser indischen Familie. Ich war nicht bei Rock. Ich hab nicht mal daran gedacht, zu ihm zu gehen. Ich hab mir nur überlegt, was für mich das Beste wäre. Und das hab ich dann getan, Gid. Einfach so.«
    »Ja. Hm, Ich verstehe.« Ich hörte mich an wie eine Schallplatte mit Sprung. Ich spürte ihren Ärger, aber ich wusste nicht, was ich damit anfangen sollte.
    »Nein. Du verstehst eben nicht. Jeder in deiner engen kleinen Welt lebt und atmet nur für dich, und das ist immer so gewesen. Alles dreht sich um dich. Und du bildest dir ein, bei mir war's genauso. Du kriegst keinen hoch, wenn wir zusammen sind, folglich bin ich so total gefrustet, dass mir nichts Besseres einfällt, als zum größten Arsch von London zu rennen und mit ihm in die Kiste zu springen. Nur wegen dir, Gid. Du bildest dir ein, ich denk, Gid will mich

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