11 - Nie sollst Du vergessen
so auf dein Haar fällt, wirkst du so -« Wie denn?, hatte er überlegt. Schön? Aber eine große Schönheit war sie, solange er sie gekannt hatte, nicht gewesen. Jung? Sie hatten beide ihre besten Jahre hinter sich. Wahrscheinlich, dachte er später, hatte er nach dem Wort friedlich gesucht. Das Licht der Sonne auf ihrem Haar bildete einen Strahlenkranz um ihren Kopf wie bei einem Engel, und Engel bedeuteten Frieden. Ihm war bei diesen Überlegungen bewusst geworden, dass er Eugenie Davies niemals wahrhaft in Frieden erlebt hatte und dass sie auch in diesem Moment - trotz des Lichts, das sie umgab - nicht in Frieden gewesen war.
Diese Erinnerungen gingen ihm durch den Sinn, während er gewissenhaft Schuhcreme auf seinen Schuh auftrug, und seine Frau immer noch redete.
»... alles ganz wunderbar gemacht. Aber ein Glück, dass es schon dunkel war, als die arme Frau kam, weiß der Himmel, wie sie reagiert hätte, wenn sie unseren Garten hätte sehen können.«
Frances lachte schamhaft. »›Aber meinen Seerosenteich lasse ich mir nicht ausreden‹, habe ich gestern Abend zu Lady Hillier gesagt. Wusstest du übrigens, dass sie und David daran denken, einen Whirlpool in ihrem Wintergarten installieren zu lassen? ›Wunderbar, wenn man so etwas mag‹, habe ich gesagt, ›aber mir reicht ein kleiner Teich. Mehr wollte ich nie. Und irgendwann werden wir ihn auch haben. Malcolm hat es versprochen, und auf Malcolms Versprechen kann ich mich verlassen!‹ Allerdings müssen wir vorher jemanden finden, der mit der Machete die Wildnis da draußen lichtet und den alten Mäher abtransportiert. Aber davon habe ich Lady Hillier natürlich nichts gesagt -«
Du meinst, deiner Schwester Laura, dachte Webberly.
»- gar nicht begreifen, wovon ich rede. Sie hat ja schon wer weiß wie lang ihren Gärtner. Aber eines Tages, wenn das Geld da ist, bekommen wir unseren kleinen Teich, nicht wahr?«
»Ja, sicher«, sagte Webberly.
Frances zwängte sich in der engen kleinen Küche am Tisch vorbei ans Fenster und sah in den Garten hinaus. Sie hatte in den vergangenen zehn Jahren so oft und so lange an dieser Stelle gestanden, dass ihre Füße eine Mulde ins Linoleum gedrückt und ihre Finger, dort wo sie sie aufzulegen pflegte, Rillen im Fensterbrett hinterlassen hatten. Webberly fragte sich, was ihr durch den Kopf ging, wenn sie stundenlang dort stand. Was für Widerstände versuchte sie zu besiegen, ohne es je zu erreichen?
Schon einen Augenblick später gab sie ihm die Antwort.
»Es scheint ein schöner Tag zu werden«, sagte sie. »Im Radio haben sie zwar für Nachmittag wieder Regen angesagt, aber ich denke, die täuschen sich. Weißt du, was, ich glaube, heute Vormittag gehe ich endlich mal raus und arbeite ein bisschen im Garten.«
Webberly hob den Kopf. Frances, die seinen Blick anscheinend spürte, drehte sich um, eine Hand noch auf dem Fensterbrett, die andere verkrampft am Revers ihres Morgenrocks. »Ich glaube, heute schaffe ich es«, sagte sie. »Malcolm! Ich glaube, ich schaffe es.«
Wie oft hatte sie das schon gesagt! Hundertmal? Tausendmal? Und immer steckte die gleiche Mischung aus Hoffnung und Selbstbetrug in ihren Worten. Ich werde im Garten arbeiten, Malcolm. Ich werde heute Nachmittag einkaufen gehen. Ich werde mich in den Prebend Gardens auf eine Bank setzen; einen langen Marsch mit Alfie machen; die neue Kosmetikerin ausprobieren, die alle so rühmen ... So viele aufrichtige und gute Vorsätze, die sich unweigerlich in Luft auflösten, wenn Frances vor der Haustür stand. Sie brachte es einfach nicht über sich, die rechte Hand zum Türknauf zu heben, wie sehr sie sich auch bemühte.
»Frannie -«, begann Webberly, und sie fiel ihm beschwörend ins Wort. »Die Party gestern hat alles geändert. Rundherum von Freunden umgeben zu sein, das tut unglaublich gut. Ich fühle mich so wohl, Malcolm! So wohl wie schon lange nicht mehr.«
Miranda, die in diesem Moment in die Küche kam, ersparte es Webberly, darauf antworten zu müssen. Mit einem »Ah, hier seid ihr«, ließ sie ihren Trompetenkasten und einen sperrigen Rucksack zu Boden fallen und ging zum Herd, wo Alfie, der Schäferhundmischling, sich auf seiner Decke von den Strapazen der Party erholte. Sie kraulte ihn kräftig zwischen den Ohren, woraufhin er sich prompt auf den Rücken rollte und seinen Bauch darbot. Nachdem sie ihn gekrault hatte, drückte sie ihm zum Abschluss einen Kuss auf den Kopf und nahm dafür einen feuchten Hundekuss in Empfang.
»Schatz,
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