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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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wehte, und versuchte, sich zu wappnen.
    »Ist schon irre«, fuhr Robbie fort, »was diese Leute von der Sensationspresse so alles ans Licht bringen können, wenn man ihnen nicht gleich das Handwerk legt.«
    »Ja, irre«, stimmte Brent zu. Und dann sagte er, als spielte er dem anderen nur die Stichworte zu und sei selbst nicht an der Sache beteiligt: »Das Geschäft, Jay, das braucht 'ne kleine Spritze.«
    »Ich hab ihm erst vor 'nem halben Jahr eine gegeben.«
    »Stimmt. Aber das war damals, im Frühling. Im Moment läuft's schlecht. Und dazu kommt - na, du weißt schon.« Brent warf einen Blick auf Robbie.
    Und Pitchley begriff. »Ihr habt das Geschäft beliehen!«, sagte er. »Was ist es denn diesmal? Pferde? Hunde? Karten? Fällt mir doch nicht im Traum ein -«
    »He, Moment mal!« Robbie trat einen Schritt näher, wie um den beträchtlichen Unterschied in ihrer Körpergröße zu verdeutlichen. »Du bist uns was schuldig, Kumpel. Wer hat denn zu dir gehalten, als es darauf ankam, hm? Wer ist jeder Dreckschleuder sofort auf die Pelle gerückt, die nur daran gedacht hat, dir was anzuhängen? Brent hat sich wegen dir den Arm brechen lassen, und ich -«
    »Ich kenn die Story, Rob.«
    »Gut. Dann hör dir das Ende an. Wir brauchen Kohle, wir brauchen sie heute, und wenn das für dich ein Problem ist, dann sag's lieber gleich.«
    Pitchley blickte von einem zum anderen, und vor ihm entrollte sich die Zukunft wie ein endloser Läufer mit ewig gleichem Muster. Er würde wieder einmal alle Brücken abbrechen, umziehen, sich neu einrichten, die Stellung wechseln, wenn nötig - und sie würden ihn trotzdem aufstöbern. Und wenn sie ihn gefunden hatten, würden sie dieselben Geschütze auffahren, die sie schon seit Jahren mit so großem Erfolg einsetzten. So würde es immer sein. Sie waren der Meinung, er wäre ihnen etwas schuldig. Und sie vergaßen nie.
    »Was braucht ihr?«, fragte er resigniert.
    Robbie nannte seinen Preis. Brent zwinkerte und grinste.
    Pitchley holte sein Scheckbuch und trug den Betrag ein. Dann ließ er sie auf dem Weg hinaus, auf dem sie gekommen waren: durch das Esszimmer in den Garten. Er wartete, bis sie unter den kahlen Ästen der Platanen am Rand des Parks hindurchtauchten. Dann ging er zum Telefon.
    Als Jake Azoff sich meldete, holte er einmal tief Luft, und dabei war ihm, als träfe ihn ein Messerstich ins Herz. »Rob und Brent haben mich wieder mal gefunden«, teilte er seinem Anwalt mit. »Sagen Sie den Bullen, ich bin bereit zu reden.«

GIDEON
10. September
    Ich verstehe nicht, warum Sie mir nicht etwas verschreiben können. Sie sind doch Medizinerin. Oder wären Sie als Scharlatanin entlarvt, wenn Sie mir ein Rezept für ein Migränemittel ausstellten? Und, bitte, kommen Sie mir jetzt nicht wieder mit dieser nervtötenden Bemerkung über psychotropische Medikamente. Wir sprechen nicht von Antidepressiva, Neuroleptika, Tranquillizern, Beruhigungsmitteln oder Amphetaminen, Dr. Rose. Wir sprechen von einem ganz gewöhnlichen Schmerzmittel. Das nämlich ist es, was meinen Kopf quält - ganz gewöhnlicher Schmerz.
    Libby versuchte, mir zu helfen. Sie kam vorhin und fand mich dort, wo ich schon den ganzen Morgen verbracht hatte: im verdunkelten Schlafzimmer, mit einer Flasche Harveys Bristol Cream wie ein Plüschtier im Arm. Sie setzte sich auf die Bettkante und löste die Flasche aus meiner Hand. »Wenn du vorhast, dich volllaufen zu lassen, kannst du damit rechnen, dass du in spätestens einer Stunde kotzt wie ein Reiher.«
    Ich stöhnte. Diese Ausdrucksweise, so ungewohnt und so drastisch, war nun wirklich das Letzte, was ich in dem Moment hören wollte. Ich sagte: »Mein Kopf.«
    »Total fies, ich weiß. Aber mit Alkohol wird's nur schlimmer. Lass mal sehen, vielleicht kann ich was tun.«
    Sie legte ihre Hände um meinen Kopf. Ihre Fingerspitzen, die leicht auf meinen Schläfen ruhten, waren kühl. Sie bewegten sich in kleinen erfrischenden Kreisen, die das Hämmern in meinen Adern beruhigten. Ich spürte, wie mein Körper sich unter der Berührung entspannte, und ich hatte das Gefühl, ich könnte mit Leichtigkeit einschlafen, als sie so still bei mir saß.
    Dann legte sie sich neben mich und drückte leicht ihre Hand auf meine Wange. Dieselbe sanfte Berührung, kühl und frisch.
    »Du glühst ja«, sagte sie.
    »Das kommt von den Kopfschmerzen«, murmelte ich.
    Sie drehte ihre Hand, sodass ihre Fingerrücken auf meiner Wange ruhten. Sie waren so kühl, so wunderbar kühl.
    »Das tut gut«,

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