Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1100 - Die Hölle von Sodom

1100 - Die Hölle von Sodom

Titel: 1100 - Die Hölle von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nicht. Auf einigen schimmerte Licht. Es waren Inseln.
    Keine, die im Sommer von Touristenschwärmen überfallen wurden. Hin und wieder mal angefahren, um ihre Romantik zu entdecken, aber Flughäfen und große Hotels gab es nicht.
    Die Luft schmeckte hier noch würziger. Jedes Eiland war von einem hellen Rand umgeben. Dort liefen die Wellen aus und hinterließen auch ihre Spuren.
    Krystos drängte sich an mich heran. »Nun, was sagst du zu dieser Sicht, John Sinclair?«
    »Auch in der Nacht ist sie einmalig.«
    »Ja. Für mich ist dieser Ort hier auf dem Turm der schönste Platz auf der ganzen Welt.«
    »Das glaube ich dir.«
    »Es ist der Himmel…«
    Ich hatte den ungewöhnlichen Unterton in seiner Antwort nicht überhört und fragte deshalb: »Warum hast du den Begriff Himmel so seltsam betont?«
    »Ich dachte an die Philosophie der Welt. Wo Wasser ist, da ist auch Feuer. Wo Licht schimmert, droht das Dunkel. Es gibt diesen Dualismus eben.«
    »Da hast du recht.«
    »Laß mich dir was zeigen, John.« Der Arm des Mönchs glitt nach vorn. Krystos deutete auf eine bestimmte Insel, die links von uns lag. Es war ein fast rundes Eiland. Ich mußte schon genau hinschauen, um dort Licht schimmern zu sehen.
    »Das ist es, John, dort liegt sein Ziel.«
    »Was meinst du genau?«
    Er atmete noch einmal tief ein. »Es ist die Hölle, John Sinclair. Die Hölle von Sodom…«
    ***
    Der Mann hatte lange im Garten gesessen, Rotwein getrunken und in den Himmel geschaut. Ab und zu hatte er mit beiden Händen über sein schlohweißes Haar gestrichen oder die tiefen Falten in seinem sonnengebräunten Gesicht nachgezogen. Er hatte mit keinem anderen Menschen gesprochen.
    Es hielt sich auch niemand in der Nähe auf, denn Aristoteles Leonidas hatte allein sein wollen.
    Niemand sollte ihn in dieser Nacht stören, die für ihn so wichtig war.
    Er dachte zurück an die letzten Jahre. Sie waren für ihn zunächst schlimm gewesen. Er hatte fliehen und sich verstecken müssen. Seine Tochter gab es nicht mehr. Sie war ermordet worden, aber er kannte den Mörder, und er hatte seinen Namen nicht vergessen.
    Conolly!
    Dieser Name war für ihn wie eine Droge gewesen. Er hatte ihn aufgeputscht. Immer und immer wieder. Allein seinetwegen lohnte es sich, das Leben fortzuführen.
    Und Leonidas hatte gelebt. Mehr im Untergrund. Dank seines großen Vermögens hatte er von dort aus die Fäden ziehen können, und er war zudem hervorragend durch seine Beziehungen zu den höchsten und allerhöchsten Kreisen abgesichert.
    Aristoteles Leonidas hatte nur für seine Rache gelebt. Um die Geschäfte brauchte er sich nicht zu kümmern. Die lagen in den besten Händen. Aber die Rache war seine eigentliche Lebensaufgabe.
    Daran dachte er immer und immer wieder. Er hatte seine Tochter nicht zurückbekommen. Mochte sie auch den falschen Weg gegangen sein. Das gab anderen noch lange nicht das Recht, sie zu jagen und letztendlich für ihren Tod zu sorgen.
    Die Zeit war vorbei, die Erinnerung daran nicht, und Leonidas sah die Zeit der Rache gekommen.
    Er hatte sich gut darauf vorbereiten können. Die Insel gehörte ihm. Vor einigen Jahren hatte er sie dank seiner ausgezeichneten Beziehungen erwerben können. Er hatte sich dann an den Umbau gemacht und sein eigenes Sodom erschaffen. Eine Hölle nach seinen eigenen Maßstäben und Vorstellungen, in der er als Oberteufel agierte. Nichts lief hier ohne seine Einwilligung. Er hatte sogar eine eigene Religion geschaffen, die eigenen Götter, und er hatte sich daran erinnert, daß es noch die Psychonauten gab.
    Damals war er ein Psychonauten-Jäger gewesen. Das war ebenfalls vorbei, denn jetzt gab es wichtigere Dinge zu tun. Er wollte die Macht und die Kenntnisse der Psychonauten nicht übernehmen. Der neue Weg reichte ihm aus, und er hatte ihn an die Spitze gebracht, so daß er tun und lassen konnte, was er wollte.
    Sodom - das neue Sodom. Auf seiner Insel fand es statt. Wer hier lebte, der war ihm treu ergeben, den hatte er sich ausgesucht. Aber nichts konnte auf der Welt geheimbleiben. So hatte sich herumgesprochen, welches Eiland hier im Meer lag. Die Menschen von den anderen Inseln oder die vom Festland hüteten sich, auch nur einen Fuß auf die Insel zu setzen. Es war Leonidas gelungen, einen Mythos aufzubauen, und er lebte gut damit.
    Er selbst sah sich als Mensch, aber zugleich war er mehr. Höher gestellt. Etwas zwischen Mensch und Dämon. Er liebte die Macht des Bösen, die Kräfte der Finsternis, und er hatte sich

Weitere Kostenlose Bücher